Projektbeschreibung

Die Benutzung einsprachiger Wörterbücher wie auch der empirisch-deskriptive Zugang zum Sprachgebrauch haben wenig Platz im Lehrplan deutscher Gymnasien. Die Idee des Projekts „Schüler machen Wörterbücher – Wörterbücher machen Schule“ ist es, den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern die Methoden zur empirischen Erforschung von Sprachgebrauch zu vermitteln und diese Methoden bei der Erarbeitung von Wortgebrauchsbeschreibungen gemeinsam anzuwenden. So wird bei den Teilnehmenden gleichzeitig die Benutzung von Wörterbüchern angeregt.

Ziele des Projekts

Unser Projekt möchte bei den Schülerinnen und Schülern die Lust an der Sprache und am Aufspüren sprachlicher Zusammenhänge fördern, indem Raum zum forschenden Entdecken gegeben wird – ganz nach dem Motto des Denkwerk-Programms „Als Schüler kommen und als Forscher gehen“. Die Lerngruppen erhalten Gelegenheit zu einer mehrfachen Auseinandersetzung mit Sprache: Sie arbeiten sich in die Praxis lexikografischer Arbeit ein, später analysieren und dokumentieren sie den Sprachgebrauch der Gemeinschaft anhand von Beispielen ihrer Wahl. Die Wörterbuchartikel werden im Denktionary veröffentlicht, dem wikibasierten Wörterbuch des Projekts. Durch ihre Tätigkeit werden die Jugendlichen am Ende zu Expertinnen und Experten für „ihre“ Wörter. Dabei erfahren sie, dass die Bedeutung eines Wortes nichts Festgelegtes, Unveränderliches ist, sondern dass der Sprachgebrauch der gesamten Kommunikationsgemeinschaft konstitutiv für die Bedeutung und den Wandel von Bedeutungen ist und dass sie als Sprecherinnen und Sprecher selbst Teil dieses Wandelprozesses sind. Das Projekt weist damit einen engen Bezug zum Kompetenzbereich „Sprachreflexion“ in den nationalen Bildungsstandards des Faches „Deutsch“ auf, es unterstützt aber auch die Entwicklung der prozessbezogenen Kompetenzbereiche und einer kritischen Medienkompetenz. Der Bildungsplan des Gymnasiums für das Fach „Deutsch“ in Baden-Württemberg aus dem Jahr 2016 unterstützt dies durch die aktualisierte Leitperspektive „Medienbildung“. Die Medienbildung im Deutschunterricht soll „sicherstellen, dass [...] die Schülerinnen und Schüler [...] zu einem selbstbestimmten, verantwortungsbewussten und selbstregulativen Mediengebrauch finden. Medienbildung bedeutet im Deutschunterricht darüber hinaus immer auch, dass die Medien und ihre spezifischen Inhalte, Vermittlungsleistungen und ästhetischen Qualitäten zu einem Gegenstand des Unterrichts werden.“ (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg 2016: 4–5) Im Projekt wird dabei das Medium Internet exemplarisch einer kritischen Prüfung unterzogen:
  • Weshalb sollte ich ein Wörterbuch – gedruckt oder digital – einer unspezifischen Suchmaschinenabfrage vorziehen?
  • Wie und wo finde ich Onlinequellen?
  • Woran erkenne ich ihre Zuverlässigkeit?
Das Projekt geht davon aus, dass eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Fragen gefördert wird, indem die Schülerinnen und Schüler den Entstehungsprozess von Onlinewörterbüchern aktiv nachvollziehen.

Ablauf des Projekts

September 2016: Start des Projekts Schuljahr 2016 / 2017: Teilnahme von Schülerinnen und Schülern aus drei 9. Klassen des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums in Mannheim / Neckarau (koordinierender Lehrer: Oliver Stoltz) 25. und 26. Januar 2017: Projekttage mit Vorträgen und Workshops, die in die Arbeitsweise der Linguistik, Korpustechnologie und Wiki-Technologie einführen (am IDS und an der Universität), Beginn der Arbeit an den eigenen Wiki-Artikeln für das Denktionary in Kleingruppen im Anschluss: Fortführung der Arbeit an den Wiki-Artikeln in Kleingruppen im Unterricht mit Unterstützung durch studentische Mentorinnen und Mentoren 15. März 2017: Präsentation des Projekts und einiger ausgewählter Wörterbuchartikel auf der Projekt- und Methodenmesse im Rahmen der <link org tagungen tagung2017.html internal-link-new-window>53. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache 6. April 2017: Besuch eines Vortrags zum Thema „Wiktionary und Wikipedia“ von Ziko van Dijk und Prof. Dr. Angelika Storrer 13. Mai 2017: Präsentation des Projekts und einiger ausgewählter Wörterbuchartikel auf dem Schulfest des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums in Mannheim / Neckarau im Anschluss: Phase der Evaluierung, Erstellung eines Konzepts für langfristige Kooperation zwischen Wissenschaft und Schule (wörterbuchdidaktische Unterrichtseinheit, Schulungsmaterialien) Schuljahr 2017 / 2018: Teilnahme von Schülerinnen und Schülern einer 10. Klasse der Albertus-Magnus-Schule in Viernheim (koordinierender Lehrer: Hermann Brot) 2. November 2017: Besuch von einer Sitzung der Vorlesung „Internetlexikografie“ von Frau Prof. Dr. Angelika Storrer 30. und 31. Januar 2018: Projekttage mit Vorträgen und Workshops, die in die Arbeitsweise der Linguistik, Korpustechnologie und Wiki-Technologie einführen (am IDS und an der Universität), Arbeit an den eigenen Wiki-Artikeln für das Denktionary in Kleingruppen mit Unterstützung durch studentische Mentorinnen und Mentoren 14. März 2018: Präsentation des Projekts und einiger ausgewählter Wörterbuchartikel auf der Projekt - und Methodenmesse im Rahmen der <link org tagungen internal-link-new-window>54. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache im Anschluss: erneute Phase der Evaluierung, Überarbeitung des Konzepts für langfristige Kooperation zwischen Wissenschaft und Schule (wörterbuchdidaktische Unterrichtseinheit, Schulungsmaterialien) 31. Dezember 2018: Ende des Projekts