Pressemitteilung, 18. März 2013
Wenn der Rösler die Stimme nach oben zieht...
17. Arbeitstagung zur Gesprächsforschung am Institut für Deutsche Sprache, Mannheim,20. bis 22. März 2013 Stets erneut steigender Tonfall und abgehackte Phrasierung, so charakterisierte der Kabarettist Florian Schröder beim Politischen Aschermittwoch in der NDR-Info "Intensiv-Station" (18.02.2013, 21:05) den FDP-Politiker Philipp Rösler. Die verbale Spitze folgte auf dem Fuß: "...so klingt es/ dann auch/ wie ein/ arbeitsloser Märchen/ erzähler der vor der Ka/ me/ ra die Sil/ ben/ trennung ü/ ben tut."
Kabarettisten verkleiden sich mithilfe ihrer Sprache. Das Rollenspiel funktioniert, weil wir Menschen daran erkennen, wie sie sprechen. Und wir erkennen daran, wie sie sprechen, was sie ausdrücken wollen, auch wenn sie es nicht explizit sagen. Zu quengelnden Kindern gehören ganz bestimmte Höreindrücke, ebenso zu lachendem Sprechen oder einem Vorwurf.
Im Gespräch ist Prosodie allgegenwärtig: "Wir können nichts sagen", so Dagmar Barth-Weingarten, Prosodikerin und Vorsitzende des Vereins "Gesprächsforschung", "ohne eine bestimmte Sprechmelodie, ohne Lautstärke oder ein bestimmtes Sprechtempo. Die gleichen Worte können aber je nach prosodischer Gestaltung Irritation und Ärger oder Empathie und Akzeptanz hervorrufen." Daneben haben auch Phänomene wie Rhythmus, Sprechpausen, Flüstern, Knarrstimme, Lachen usw. ganz bestimmte interaktive Funktionen. Prosodie ist eine der grundlegenden Dimensionen gesprochener Sprache.
Vom 20. bis 22. März 2013 beschäftigt sich die 17. Arbeitstagung zur Gesprächsforschung am Institut für Deutsche Sprache, Mannheim, mit diesem Phänomen. 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Finnland, Frankreich und Großbritannien diskutieren u.a. was genau alles zu Prosodie gehört und welche Funktionen und Folgen sie in der alltäglichen Interaktion haben kann. Dabei werden Untersuchungen zu Call-Center-Kommunikation ebenso vorgestellt wie zur prosodischen Gestaltung von Erzählungen, Humor, Empathie und ihr Zusammenspiel mit körperlichem Ausdruck.
Weitere Informationen: <www.gespraechsforschung.de/tagung.htm>
AnsprechpartnerInnen:
• Prof. Dr. Arnulf Deppermann, Institut für Deutsche Sprache Mannheim, Tel. 0621-1581-309, Email: deppermann@ids-mannheim.de
• Prof. Dr. Thomas Spranz-Fogasy, Institut für Deutsche Sprache Mannheim Tel., Email: spranz@ids-mannheim.de
• Dr. Dagmar Barth-Weingarten, Vorsitzende Verein "Gesprächsforschung" e.V., Tel. 0531 - 208 63 91, Email: dagmar.barth-weingarten@hpsl.uni-freiburg.de