Projekt "Interaktive Bedeutungskonstitution"
Verständigung im Gespräch: Recipient design, common ground und Intersubjektivität
Verständigung im Gespräch führt zur Herstellung von common ground, beruht aber andererseits selbst darauf, dass die Interaktionsteilnehmer in ihrer Äußerungsgestaltung für den Adressaten (recipient design) auf vorgängige, geteilte Wissensbestände und Annahmen über Gemeinsamkeiten und das Gegenüber zurückgreifen können. Common ground ist somit essenziell für die Bedeutungskonstitution und die Herstellung von Intersubjektivität in der Interaktion.
Wir untersuchen zum einen, wie common ground im Laufe der Interaktionsgeschichte, die Interaktionsbeteiligte miteinander teilen, entsteht und wie er für den Adressatenzuschnitt (recipient design) von Handlungen und Äußerungen genutzt wird. Zum anderen untersuchen wir die soziale Kategorisierung des Interaktionspartners als weitere Quelle des Adressatenzuschnitts, die insbesondere dann wichtig ist, wenn die Interagierenden keine geteilte Interaktionsgeschichte haben.
Vorhandensein oder Fehlen von common ground ist folgenreich für die sprachlichen Strukturen, die in der Interaktion benutzt werden. Wir untersuchen diesen Zusammenhang beispielsweise an der Komplexität vs. Reduktion von Argumentstrukturen in Abhängigkeit von joint attention, räumlich-leiblichen Arrangements, der Orientierung auf geteilte vs. nicht-geteilte Projekte, und der Vorerwähntheit von Referenten und Vorwissen.
Publikationen:
- Deppermann, Arnulf (2015): Pragmatik revisited. In: Eichinger, Ludwig M. (Hg.): Sprachwissenschaft im Fokus. Positionsbestimmungen und Perspektiven. Berlin/Boston: de Gruyter, S. 323-352.
- Deppermann, Arnulf / Schmitt, Reinhold (2009): "damit sie mich verstehen": Genese, Verfahren und recipient design einer narrativen Performance. In: Buss, Mareike / Habscheid, Stephan / Jautz, Sabine / Liedtke, Frank / Schneider, Jan-Georg (Hg.): Theatralität des sprachlichen Handelns. München: Fink, S. 79-112. PDF
- Deppermann, Arnulf (2015): When recipient design fails: Egocentric turn-design of instructions in driving school lessons leading to breakdowns of intersubjectivity. In: Gesprächsforschung 16, S. 63-101. PDF
- Deppermann, Arnulf (i. Dr.): Changes in turn-design over interactional histories – the case of instructions in driving school lessons. In: Deppermann, Arnulf / Streeck, Jürgen (Hg.): Modalities and temporalities: Convergences and divergences of bodily resources in interaction. Amsterdam: John Benjamins.
- Reineke, Silke (2016): Wissenszuschreibungen in der Interaktion. Eine gesprächsanalytische Untersuchung impliziter und expliziter Formen der Zuschreibung von Wissen. Heidelberg: Winter.
- Zinken, Jörg / Deppermann, Arnulf (i. Dr.): A cline of visible commitment in the situated design of imperative turns. Evidence from German and Polish. In: Sorjonen, Marja-Leena / Raevaara, Liisa / Couper-Kuhlen, Elizabeth (Hg.): Imperative Turns at Talk: The design of directives in action. Amsterdam: John Benjamins.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Arnulf Deppermann, deppermann(at)ids-mannheim.de; Dr. Silke Reineke, reineke(at)ids-mannheim.de