Nadine Proske hält einen Vortrag zu diesem Thema am 30.01.14 um 11:40 Uhr in Paris an der Université Paris-Sorbonne auf der Tagung "Das 'Nachfeld' im Deutschen zwischen Syntax, Informationsstruktur und Textkonstitution: Stand der Forschung und Perspektiven".
Untersuchungen nicht-satzwertiger Nachfeldbesetzungen im gesprochenen Deutsch haben den verschiedenen Typen Funktionen zugeschrieben, die sich auf die Konstitutionsbedingungen der Mündlichkeit beziehen (z. B. Reparaturen, Präzisierungen, Informationsportionierung, Fokussierung, Kohärenzherstellung) und so gezeigt, dass syntaktische und prosodische Faktoren allein die Motivationen für Nachfeldbesetzungen nicht erklären können. Es besteht jedoch weiterhin großer Forschungsbedarf hinsichtlich der Formen und Funktionen von Nachfeldbesetzungen in größeren sequenziellen Kontexten, d. h. ihrer Rolle bei der während der Produktion stattfindenden Einheitenbildung auf allen sprachlichen Ebenen (Syntax, Prosodie, Semantik, Informationsstruktur, Handlung, Turn), die nicht immer zusammenfallen. Im Vortrag soll gezeigt werden, wie Nachfeldkonstituenten dazu beitragen, auf einer oder mehreren Ebenen Einheiten abzuschließen, zu erweitern oder neu zu eröffnen.
Anhand von Daten aus dem Korpus FOLK sollen diesbezüglich zwei Aspekte untersucht werden. Zum einen soll gezeigt werden, wie die (Nicht‑)Abgeschlossenheit der vorausgehenden Struktur das Auftreten von Nachfeldkonstituenten beeinflusst. Es soll analysiert werden, welche Arten von syntaktisch vollständigen, aber semantisch, pragmatisch oder turnkonstruktionell nicht abgeschlossenen Strukturen besonders häufig als Ausgangspunkt für solche Expansionen dienen, z. B. Verbindungen von das mit frequenten Verben (z. B. glauben, finden, machen), deren Kontextgebundenheit Präzisierungen begünstigt oder verlangt (dis hat zum beispiel ä:h °h ähm (.) LEIMbrink auch gemacht. (0.29) ne longzeit LANGzeitstudie.)
Zum anderen sollen inkrementelle Erweiterungen innerhalb des Nachfelds betrachtet werden, d. h. komplexe und mehrfache Nachfeldbesetzungen. Es sollen generelle Tendenzen der Menge, Art, Abfolge und Funktion der Nachfeldkonstituenten festgestellt werden; dabei sollen auch zwar satzwertige, aber nachfeldkonstituenteninterne Relativsätze (würd ich auch immer gesprächseinheiten EINbauen, °h zum BEIspiel ähm– °h schon nach der erz äh ERSTrezeption dieses dramas, die man ja (.) machen MUSS, (.) ZWANGSläufig;) berücksichtigt werden, da sie zeigen, dass die „Informationsentflechtung“ (Zifonun/Hoffmann/Strecker 1997: 1669) bei der Besetzung des Nachfelds an sich nicht aufhört, sondern sich innerhalb dieses fortsetzt bzw. über dieses hinaus ein allgemeines Prinzip der Spontansprache ist.
Weitere Informationen zur Tagung und das vollständige Abstract zum Vortrag (s. S. 24f.) finden sich unter http://www.helenevinckelroisin.fr/media/pages/files/Tagung_Nachfeld_2014-Programm%26Abstracts.pdf. Den Flyer zur Tagung gibt es hier.