Grammatischer Wandel im neusten Deutsch:

Der Sprachwandelseismograph

Projektteam

Projektziele

Untersucht man grammatischen Wandel über einen längeren Zeitraum hinweg mit Korpora, so lässt sich zwar sehr viel herausfinden, man stößt aber auch immer wieder an Grenzen: Meist handelt es sich um Zeitungen oder sonstige Printpublikationen. Erst in neuerer Zeit kommen auch informellere Quellen hinzu, die sich jedoch oft nur schlecht datieren lassen (z.B. im Fall von Sprache aus dem Internet) oder sehr geringen Umfang haben (z.B. Sammlungen von Textnachrichten). Über die Schreibenden ist meist wenig bekannt, sodass sich kaum ausmachen lässt, in welcher Altergruppe, Region oder Gesellschaftsschicht eine Veränderung ihren Ausgang nimmt. Schwierig ist auch die Entscheidung, ob grammatische Phänomene, die in solchen Texten nur sehr selten auftreten, echte Neuerungen sind, ganz zu schweigen davon, dass man bei geringen Belegmengen auch kaum etwas über die innersprachlichen Faktoren herausfinden kann, die einen Wandel vorantreiben.

An diesem Punkt setzt das Projekt an. Es strebt eine gründliche Bestandaufnahme aktueller grammatischer Wandelphänomene an, insbesondere solcher, die noch in einem sehr frühen Stadium sind. Auf dieser Basis wird ein Erhebungsinstrument entwickelt, mit dem in regelmäßigen Abständen eine repräsentative Bevölkerungsgruppe zu ihrem Sprachgebrauch befragt wird, wobei auch umfassende Sozialdaten erhoben werden. Dabei sollen bestimmte Phänomene immer wieder auf dieselbe Weise abgefragt werden, sodass ein Vergleich zwischen den einzelnen Erhebungen möglich wird. Nach der ersten Erhebungsrunde können bereits erste Auswertungen in einer Apparent-time-Analyse erfolgen, d.h. der Sprachgebrauch verschiedener Altersgruppen miteinander verglichen werden, wobei man davon ausgeht, dass der Sprachwandel bei den Jüngeren weiter vorangeschritten ist als bei den Älteren. Die Hauptauswertung wird allerdings eine künftige Generation von Forschenden übernehmen: Erst nach einigen Jahrzehnten wird die Zeitspanne groß genug sein, um Wandelprozesse detailliert nachzeichnen zu können.

Projektstart: 1.1.2022.

Kooperationen

Das Projekt ist Teil des abteilungsübergreifenden Querschnittsthemas »Sprachwandel im Deutsch der Gegenwart« am IDS. Es kooperiert bei der Phänomenauswahl eng mit den Projekten Korpusgrammatik und »Grammatische Strukturen im gesprochenen Deutsch«. Die Methodenentwicklung erfolgt in enger Verzahnung mit dem Projekt Methoden der Grammatikforschung.

Vorträge

  •  [geplant: Juli 2024].  Dániel Czicza, Sandra Hansen, Kristin Kopf & Franziska Kretzschmar. Tracking grammatical change: a long-term survey of German. [Poster.] Wien, ICLaVE|12.

  • 25.10.2023. Dániel Czicza, Sandra Hansen & Kristin Kopf: Grammatischer Wandel im neusten Deutsch & Methoden der Grammatikforschung. IDS Mannheim, Sprachwandel im Deutsch der Gegenwart. Interner Workshop zum Querschnittsthema 2.

  • 8.12.2021. Kristin Kopf: Sprachwandel in der Zukunft. Vorstellung eines Langzeitvorhabens. Universität Marburg/online, Linguistisches Kolloquium.

  • 7.6.2021. Kristin Kopf: Aktuellen Sprachwandel untersuchen. Universität Mainz/online: Forschungskolloquium Anglistisch-Germanistische Linguistik.

Veranstaltungen

  • 1.3.2023. Prof. Dr. Simon Kasper (Düsseldorf) & Dr. des. Jeffrey Pheiff (Bern): Morpho-syntaktische Raumbilder intervariativ. Ergebnisse aus dem REDE­-Teilprojekt „(Morpho-)­Syntax“. 14-16 Uhr, IDS-Vortragssaal.