Das IDS trauert um Dr. Klaus Heller
Dr. Klaus Josef Heller
* 7.1.1940 – † 8.12.2023
Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache verabschiedet sich von seinem langjährigen ehemaligen Mitarbeiter Dr. Klaus Heller. Es verliert mit ihm einen engagierten Vertreter wissenschaftlicher Forschung zum Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache, einen „Pionier aktueller Orthografie“ sowie einen allseits geschätzten Kollegen.
Klaus Heller studierte an der Universität Leipzig Germanistik, Musikerziehung und Psychologie und promovierte zu einem linguistischen Thema. 1966 erschien seine Monografie „Das Fremdwort in der deutschen Sprache der Gegenwart. Untersuchungen im Bereich der Gebrauchssprache“ im Bibliographischen Institut Leipzig. Von 1974 bis 1991 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentralinstitut für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, von 1992 bis 2004 Mitarbeiter am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim in der Abteilung Grammatik.
Das Thema Rechtschreibung bewegte ihn in seiner gesamten beruflichen Laufbahn. Bereits 1974 Gründungsmitglied der Forschungsgruppe Orthographie der Akademie der Wissenschaften zu Berlin und Rostock, war er von 1980 bis 1996 Mitglied des Internationalen Arbeitskreises für Orthographie und von 1993 bis 1997 Mitglied der Kommission für Rechtschreibfragen am IDS, seit 1997 Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung und deren Geschäftsführer, als der er maßgeblich an der Neuerarbeitung des ersten Amtlichen Regelwerks seit 1902 beteiligt war.
In Erinnerung bleibt Klaus Heller vor allem als unermüdlicher Verfechter, Vermittler und Interpret der Rechtschreibreform 1996 – der ersten Reform seit fast 100 Jahren –, für die er verehrt und geschätzt, aber auch angefeindet wurde. Neben fundierten Begründungen für die neu eingeführten Regeln und Schreibungen ging es dem engagierten Didaktiker immer auch um die Vermittlung sprachwissenschaftlicher Zusammenhänge – im Sinne des Ziels der Reformer, die aktuelle Rechtschreibung nachvollziehbarer und leichter lernbar zu machen und so die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im gesamten deutschen Sprachraum zu sichern.
Diesem Ziel folgte er auch in intensiver Fachkommunikation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern intern und extern sowie in persönlichen Gesprächen im Kollegen- und Freundeskreis. Früh erkannte er die hohe gesellschaftliche und bildungspolitische Relevanz des Themas Orthografie und die Notwendigkeit der Anpassung orthografischer Normen an Sprach- und Schreibwandel: In den Kontroversen um die Rechtschreibreform war er streitbar, aber auch teamorientiert, kompromissbereit und stets an konstruktiven Lösungen orientiert – als Brückenbauer orthografischen Kompetenztransfers an Wissenschaft und Öffentlichkeit wirkte er weit über den Geltungsbereich der Orthografie für Schule und Hochschule hinaus.
Klaus Heller wird uns als streitbarer Weggefährte in der Sache, als eigenwillige, aber auch kompromissbereite, überzeugende, in seinem übergreifenden Wissen bereichernde und empathische Persönlichkeit in Erinnerung bleiben. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.
Dr. Sabine Krome