Projekt "Verstehen in der verbalen Interaktion"

Teilprojekt: Sequenzielle und interaktionstypologische Organisation von Verstehen

Bearbeiter: Prof. Dr. Thomas Spranz-FogasySilke Reineke Das Teilprojekt untersucht die interaktive Dokumentation und Organisation von Verstehen und der Aushandlung von Verständigung in der Spannweite von elementaren Handlungssequenzen bis hin zu globalen Interaktionstypen, bei denen sich Gesprächsbeteiligte an übergreifenden Handlungsschemata orientieren. Die Ebene der sequenziellen Organisation ist die unmittelbare Ebene der Aushandlung von Verstehen. Folgehandlungen wie Antworten oder Rückfragen dokumentieren stets Verstehen, (Nicht-)Akzeptanz, Verdeutlichung oder Korrektur. Relevanz und Erwartbarkeit von Folgehandlungen zeigen sich insbesondere dann, wenn sie ausbleiben und eingefordert werden oder wenn ihr Fehlen zu Folgeproblemen führt. Untersucht wird, wie die Produktion von Verstehen in die Sequenzialität von Interaktion eingebaut ist. Die Untersuchung erstreckt sich zum einen auf explizite sprachliche Konstruktionen der Kohärenzsicherung und der Verstehensthematisierung; zum anderen geht es um die Analyse von Sequenzmustern, die auf die Dokumentation, Aushandlung und Sicherung von Verständigung spezialisiert sind wie bspw. Reparatur-, Präzisierungs- oder Begründungssequenzen. In allgemeinerer Hinsicht wird schließlich gefragt, welche Implikationen für die Herstellung von Verständigung Sequenzialisierung selbst enthält, bspw. die zeitliche Nähe und Abfolge von Äußerungen, der Sprecherwechsel oder die gestalthafte Kontur von Sequenztypen. Die Untersuchung der Verstehensleistungen in Bezug auf globalere interaktive Strukturtypen fragt danach, wie Gesprächsteilnehmer übergreifende Handlungsorientierungen an der komplexen Typik ihrer Interaktion verdeutlichen. Aufbauend auf den sequenzorganisatorischen Untersuchungen werden hier die sprachlichen und kommunikativen Verfahren untersucht, mit denen Gesprächsteilnehmer ihr Situationsverständnis anzeigen und lokales Geschehen als Indiz für einen übergeordneten Interaktionstyp handhaben und erkennbar machen. Datengrundlage bilden authentische Gespräche unterschiedlicher Typik zwischen Arzt und Patient (Anamnesegespräche, Diagnosemitteilung, Therapieplanung etc.) aus niedergelassenen Praxen und aus der Klinik. Diese Gespräche weisen durch ihre institutionelle Verortung klare Handlungsstrukturen und unterschiedliche Rollenorientierungen auf, und sie bieten einen Vergleich alltagsweltlicher und professioneller Kommunikationsformen. Kontakt: Prof. Dr. Thomas Spranz-Fogasy, spranz(at)ids-mannheim.de