Projekt "Verbkomplemente im gesprochenen Deutsch"

Teilprojekt „Topik-Drop und Pro-Drop im gesprochenen Deutsch”

Bearbeiterin: Dr. Henrike Helmer Beim Topik-Drop wird das Topik einer Äußerung nicht realisiert.
  • Häufig tritt dies bei Analepsen auf, in denen ein vorgängig verbalisiertes Antezedens nicht realisiert wird (AM: germanistische sprachwissenschaft. - LK: [ ] is einfach net mein ding.). Im Teilprojekt wird untersucht, ob sich die Analepsen auf eine ganze Proposition oder nur auf eine Prädikation beziehen, ob diese von demselben Sprecher oder einem anderen geäußert wurde, mit welchen Verben solche Analepsen regelmäßig geäußert werden und in welchen topologischen Positionen Topik-Drop auftreten kann.
  • In anderen Fällen gibt es kein Antezedens, das syntaktisch in die analeptische Äußerung übernommen werden kann. Zwar bieten vorangehende Äußerungen einen sprachlichen Anker, die Analepse ist in Bezug darauf aber nur durch Inferenzen und Implikaturen zu verstehen (XY: hat einer von euch ne polaroidkamera dabei? - AL: nee leider net [ ] konnt ich ja vorher net wissen.). Für diese Art von Analepsen werden ermöglichende und blockierende Faktoren untersucht. Es wird bestimmt, welche Inferenzleistungen den Hörern zugemutet werden (können).
  • Analeptische Verwendungen werden nicht-analeptischen Verwendungen mit der Anapher „das” gegenübergestellt. Hier interessiert, ob ein Unterschied in der Art der Referenz besteht und wann, aus welchen Gründen das direkte Objekt realisiert wird. Den Schwerpunkt bildet hier die Untersuchung mentaler Verben (glauben, denken, meinen, wissen) in responsiven Turns und der Zusammenhang von Verbkomplementierung, der vom Sprecher beanspruchten Gewissheit einer Proposition und der epistemischen Autorität des Sprechers.
Im Bereich des Pro-Drops interessiert vor allem der Übergang von vollrealisierten Pronomen (hast du) über enklitisch realisierte (haste) zur Nullrealisierung (hast). Es wird geprüft, inwiefern verschiedene Gesprächstypen formeller und informeller Art bei der Erklärung von Pro-Drop eine Rolle spielen und welche weiteren Faktoren (z. B. Sprechrhythmus bzw. Prosodie) berücksichtigt werden müssen. Die empirischen Ergebnisse des Teilprojekts werden vor dem Hintergrund verschiedener Grammatiktheorien, vor allem von Valenzgrammatik und Konstruktionsgrammatik, diskutiert. Kontakt: Dr. Henrike Helmer, helmer(at)ids-mannheim.de Abschlussmonographie: Helmer, Henrike (2016): Analepsen in der Interaktion. Semantische und sequenzielle Eigenschaften von Topik-Drop im gesprochenen Deutsch. Heidelberg: Winter. (OraLingua 13).