GAL Research School

Empirische Methoden in der Genderlinguistik

(c) Cußler-Volz, IDS Mannheim

11.-13. Oktober 2023, IDS Mannheim

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Über das Thema „Sprache und Geschlecht“ wird derzeit hitzig diskutiert. Dabei geht die wachsende empirische Forschung oft unter. Die GAL Research School "Empirische Methoden in der Genderlinguistik" soll dazu ein Gegengewicht bilden, indem die Vielfalt empirischer genderlinguistischer Forschung gebündelt und fokussiert wird.

Die grundlegenden Ziele der Research School sind 1) die Vermittlung methodischer Fähigkeiten und inhaltlicher Kenntnisse in der Genderlinguistik, 2) die Arbeit an eigenen Daten und Fragestellungen, und 3) die Vernetzung des Nachwuchses untereinander und mit Expert*innen:

  • Keynotes: In drei Plenarvorträgen werden unterschiedliche Perspektiven auf aktuelle genderlinguistische Forschung behandelt:
    • Prof. Dr. Carolin Müller-Spitzer: Korpusbasierte Studien in der empirischen Genderlinguistik
    • Prof. Dr. Evelyn Ferstl: Psycholinguistische Studien in der Genderlinguistik: Lesbarkeit und Repräsentation verschiedener Formen geschlechtersensibler Sprache
    • Dr. Dominic Schmitz: Von Algorithmen zu Geschlechterfragen: Wie computerlinguistische Methoden die Genderlinguistik bereichern
  • Workshops: In den parallelen Workshops erhalten die Teilnehmenden vertiefte Einblicke in korpuslinguistische oder psycholinguistische Methoden und können eigene Daten zur Diskussion stellen.
  • Datensprechstunden: In 25-minütigen Datensprechstunden können die Teilnehmenden eigene Forschungsprojekte, Daten und Ideen mit Experten des IDS besprechen.

Verschiedene soziale Events (Science Speed Dating, gemeinsame Abendessen, etc.) runden die Veranstaltung ab. Am letzten Veranstaltungstag laden wir außerdem zur Teilnahme an der Podiumsdiskussion "Wissenschaftskommunikation in der Genderlinguistik" ein, bei der sich drei Expertinnen über ihre Erfahrungen in diesem Bereich austauschen.

Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen, sich im Vor- und Nachfeld der Research School an einer genderlinguistischen Reading Group zu beteiligen. Wendet euch dazu einfach an Samira Ochs (ochs(at)ids-mannheim.de).

Was?

GAL Research School "Empirische Methoden in der Genderlinguistik"

Wann?

Mittwoch, 11. Oktober bis Freitag, 13. Oktober 2023

Wo?

Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS), R5 6-13, 68161 Mannheim

Für wen?

Hauptsächlich Promovierende mit genderlinguistischem Forschungsinteresse, aber auch Masterstudierende in der Abschlussphase und Postdocs

Arbeitssprache?

Deutsch

Social Media

Postet Beiträge zum Workshop gerne mit dem Hashtag #RSEmpGen !

Hier findet ihr das vorläufige Programm (Änderungen vorbehalten).

Mittwoch, 11. Oktober 2023

13.00 –  13.30 Ankunft & Anmeldung
13.30 – 14.00 Begrüßung der Teilnehmenden & Vorstellungsrunde
14.00 – 15.00 Keynote Lecture 1: Carolin Müller-Spitzer - Korpusbasierte Studien in der empirischen Genderlinguistik
15.00 – 15.30 Kaffeepause
15.30 – 17.00 Datensprechstunden
17.00 – 17.15 Kurze Verschnaufpause
17.15 – 19.00 Science Speed Dating & Empfang
ab 19.00 gemeinsames Abendessen

Donnerstag, 12. Oktober 2023

09.30 – 10.30 Keynote Lecture 2: Evelyn Ferstl - Psycholinguistische Studien in der Genderlinguistik: Lesbarkeit und Repräsentation verschiedener Formen geschlechtersensibler Sprache
10.30 – 11.00 Kaffeepause
11.00 – 12.00 Datensprechstunden
12.00 – 13.30 Mittagspause
13.30 – 15.00 Workshops: Korpuslinguistische Methoden (Jan Oliver Rüdiger & Samira Ochs) oder Psycholinguistische Methoden (Lisa Zacharski)
15.00 – 15.15 Kurze Pause
15.15 – 17.15 Fortsetzung der Workshops
ab 19.00 gemeinsames Abendessen

Freitag, 13. Oktober 2023

09.30 – 10.30 Keynote Lecture 3: Dominic Schmitz - Von Algorithmen zu Geschlechterfragen: Wie computerlinguistische Methoden die Genderlinguistik bereichern
10.30 – 11.00 Kaffeepause
11.00 – 12.30 Podiumsdiskussion "Wissenschaftskommunikation in der Genderlinguistik" mit Carolin Müller-Spitzer, Gabriele Diewald und Jeanne Wellnitz
12.30 – 14.00 Abschlussreflexion mit Kaffee und belegten Brötchen, Verabschiedung

Keynote 1: Mittwoch, 11. Oktober 2023, 14.00-15.00 Uhr

Prof. Dr. Carolin Müller-Spitzer, IDS Mannheim

Korpusbasierte Studien in der empirischen Genderlinguistik

Die Genderlinguistik ist ein mittlerweile gut etabliertes, aber immer noch relativ junges Forschungsfeld. Dementsprechend gibt es Teilgebiete, die noch nicht intensiv bearbeitet sind. Eines davon sind breit angelegte korpusbasierte Studien, die Versprachlichungen von Personen in schriftlichen Texten möglichst umfassend und trotzdem linguistisch feinkörnig untersuchen. Solche Studien sind ein Schwerpunkt im Projekt „Empirische Genderlinguistik“ am IDS. Ich werde im Vortrag eine Einführung in die Herangehensweise dieser Studien und Einblicke in Forschungsergebnisse geben, z.B. zur Anzahl generischer Maskulina in Pressetexten, Personenbezeichnungen in Weihnachts- und Neujahrsansprachen oder genderbewusster Sprache in der Unternehmenskommunikation.

  • Müller-Spitzer, Carolin/Ochs, Samira (2023): Geschlechtergerechte Sprache auf den Webseiten deutscher, österreichischer, schweizerischer und Südtiroler Städte. In: Sprachreport 2/2023. Mannheim: Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, 2023.
  • Müller-Spitzer, Carolin/Rüdiger, Jan Oliver/Wolfer, Sascha (2022): Olaf Scholz gendert. Eine Analyse von Personenbezeichnungen in Weihnachts- und Neujahrsansprachen. In: lingdrafts – Linguistische Werkstattberichte. Dresden: TU Dresden, Institut für Germanistik, 2022.
 

Keynote 2: Donnerstag, 12. Oktober 2023, 09.30-10.30 Uhr

Prof. Dr. Evelyn Ferstl, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Psycholinguistische Studien in der Genderlinguistik: Lesbarkeit und Repräsentation verschiedener Formen geschlechtersensibler Sprache

Experimentelle Studien aus der Psycholinguistik und Sprachpsychologie zeigen, dass maskuline Personenbezeichnungen im Deutschen oft nicht inklusiv verstanden werden. Diese Forschung erlaubt es, implizite kognitive Prozesse durch Reaktionszeitmessung oder Eye-Tracking zu erfassen. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Debatte, ob gender-sensible Sprache sinnvoll ist, und ob sie die intendierten Effekte hat. In diesem Vortrag stelle ich neuere Studien zum generischen Maskulinum und zu nicht-binären Genderformen vor, die im derzeit laufenden DFG-Projekt „Genderbezogene Praktiken bei Personenreferenzen: Diskurs, Grammatik, Kognition“ entstanden sind.

 

Keynote 3: Freitag, 13. Oktober 2023, 09.30-10.30 Uhr

Dr. Dominic Schmitz, Heinrich Heine Universität Düsseldorf

Von Algorithmen zu Geschlechterfragen: Wie computerlinguistische Methoden die Genderlinguistik bereichern

Computerlinguistische Methoden finden erst seit jüngster Zeit Anwendung in der Genderlinguistik. Da die resultierende geringe Anzahl computerlinguistischer Studien in der Genderlinguistik als ein Hinweis auf eine potenzielle Inkompatibilität der beiden Felder – Computerlinguistik und Genderlinguistik – (miss)verstanden werden kann, werde ich in meinem Vortrag demonstrieren, dass dem nicht so ist. Verschiedene computerlinguistische Methoden wie beispielsweise distributionelle Semantik und diskriminatives Lernen wurden und werden bereits erfolgreich in genderlinguistischer Forschung eingesetzt. Derartige Methoden ermöglichen der genderlinguistischen Forschung z.B. neue Blickwinkel auf das männliche Bias generischer Maskulina im Deutschen und die Semantik des geschlechtsneutralen Singular-they im Englischen.

  • Schmitz, Dominic. 2023. He, she, they, they: A first discriminative analysis of third-person pronoun semantics. Linguistic Intersections of Language and Gender, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Germany. 20-21 July. doi: 10.13140/RG.2.2.12243.96801.
  • Schmitz, Dominic. 2023. In German, all professors are male. In Jasmin Pfeifer, Sabine Arndt-Lappe, Heidrun Dorgeloh, Gero Kunter & Christian Uffmann (eds.), INGO 6.0. The Proceedings. New empirical Insights about laNguage, presented on a Great day Out in September. Preprint available on PsyArXiv. doi: 10.31234/osf.io/yjuhc.
  • Schmitz, Dominic, Viktoria Schneider & Janina Esser. 2023. No genericity in sight: An exploration of the semantics of masculine generics in German. Glossa Psycholinguistics. Preprint available on PsyArXiv. doi: 10.31234/osf.io/c27r9.
 

Workshops

Die beiden halbtägigen Workshops "Korpuslinguistische Methoden" und "Psycholinguistische Methoden" bilden den Rahmen, in dem die Teilnehmenden zum einen vertiefte Einblicke in die Methoden gewinnen, zum anderen ihre Daten diskutieren können und Input von anderen Nachwuchswissenschaftler*innen bekommen.

Die Workshops finden parallel am Donnerstag, 12.10.2023, von 13.30 bis 17.15 Uhr statt. Bei der Anmeldung kann also nur ein Workshop gewählt werden.

Workshop 1: Korpuslinguistische Methoden

Dr. Jan Oliver Rüdiger und Samira Ochs (IDS Mannheim)

Korpora bilden in der Linguistik oft die Grundlage für empirische Analysen. Im Workshop lernen Sie grundlegende Begriffe und Methoden, die wir auf genderlinguistische Fragestellungen anwenden. Wir betrachten gemeinsam die verschiedenen Prozessschritte von der Erhebung über die Aufbereitung bis hin zur Auswertung und Visualisierung. Wir nutzen den CorpusExplorer (OpenSource – kostenfrei), der über eine intuitive Bedienoberfläche verfügt und viele Aufgaben des korpuslinguistischen Arbeitsalltags automatisiert. Im Workshop werden frei verfügbare Korpusquellen genutzt, Sie können aber auch eigene (ggf. auch unfertige) Korpora mitbringen. Es wird ausreichend Zeit sein, auch individuelle Fragen zu einzelnen Forschungsprojekten zu klären.

Workshop 2: Psycholinguistsiche Methoden 

Lisa Zacharski (Universität Freiburg)

Experimente online durchzuführen ermöglicht es, in kurzer Zeit eine große Zahl an Datensätzen diverser Proband*innen zu erheben – insbesondere nicht-studentischer Gruppen, zu denen Forschende oft schwieriger Zugang haben als zu Studierenden des eigenen Faches. PCIbex (Zehr & Schwarz 2022) ist ein hilfreiches Tool, um psycholinguistische Experimente online zu implementieren und durchzuführen. Es ist open-source, kostenlos und user*innenfrendlich; vor allem aber erfordert es keine fortgeschrittenen Programmierkenntnisse. Mit PCIbex lassen sich Experimente von Grund auf neu bauen, es bietet aber zudem auch Module für komplexere experimentelle Designs, zum Beispiel Self-Paced Reading und sogar Eye-Tracking.

Im Workshop werden Teilnehmende lernen, wie zwei psycholinguistische Experimente der Empirischen Genderlinguistik auf PCIbex implementiert wurden: Zunächst werden wir das Paradigma einer lexikalischen Entscheidungsaufgabe nachbauen, mit Hilfe derer untersucht wurde, ob der Genderstern den lexikalischen Zugriff auf Personenbezeichnungen erschwert (Kruppa, Ferstl, Fenn 2021). Anschließend werden wir eine Wort-Bild-Zuordnungsaufgabe implementieren, mit Hilfe derer untersucht wurde, welche mentalen Repräsentationen vom Genderstern evoziert werden (Zacharski & Ferstl 2023). Hierfür hören die Teilnehmenden zunächst eine kurze Einführung in das Design psycholinguistischer Experimente sowie in objektorientierte Programmierung und die Elemente der Sprache von PCIbex. Anschließend bauen wir die Experimente Schritt für Schritt zusammen nach. Es wird außerdem Zeit eingeplant, über mögliche Schwierigkeiten bei der tatsächlichen Datenerhebungen mit PCIbex sowie beim Import der Daten in R zu diskutieren. Die Teilnehmenden erhalten außerdem Hilfestellung dabei, PCIbex-Experimente direkt mit Plattformen zur Proband*innen Rekrutierung (z.B. Prolific) zu verbinden.

Literatur:

  • Kruppa, A., Fenn, J., & Ferstl, E. C. (2021): Does the asterisk in gender-fair word forms in German impede readability? AMLaP 2021 (Architectures and Mechanisms for Language Processing).
  • Zacharski, L. & Ferstl, E. C. (2023): Gendered Representations of Person Referents Activated by the Nonbinary Gender Star in German: A Word-Picture Matching Task, Discourse Processes, DOI: 10.1080/0163853X.2023.2199531.
  • Zehr, J., & Schwarz, F. (2022). PennController for internet based experiments (IBEX). Advance online publication. doi.org/10.17605/OSF.IO/MD832.

 

Datensprechstunden

Die Datensprechstunden mit Experten des IDS Mannheim bieten den Teilnehmenden eine weitere Plattform, um sich über ihre Forschung auszutauschen. Die Sprechstunden werden in 25‑minütigen Einzelgesprächen stattfinden, in denen die Nachwuchswissenschaftler*innen Daten, Ideen und Fragen diskutieren können.

Dr. Jan Oliver Rüdiger: Korpuslinguistik, Softwareentwicklung, Datenauswertung

Dr. Sascha Wolfer: Empirische Forschung, Experimentaldesigns, Psycholinguistik, statistische Auswertung, Datenvisualisierung, R

Science Speed Dating

Beim Science Speed Dating hat jede*r zwei bis drei Minuten Zeit, das eigene Forschungsvorhaben einer kleinen Gruppe vorzustellen. Nach Ablauf der Zeit wechseln die Kleingruppen den Tisch und hören dem/der nächsten Forschenden zu.

Die Erstellung von Materialien für das Science Speed Dating ist wesentlich weniger aufwendig als für eine Postersession - wir empfehlen einige wenige DIN-A4 Blätter mit Schaubildern o.Ä., um die Forschungsarbeit zu illustrieren.

Im Anschluss an das Speed Dating besteht dann natürlich die Möglichkeit zu einem intensiveren Austausch.

Genauere Informationen folgen, sobald wir einen Überblick darüber haben, wie viele Forscher*innen gerne ihre Arbeit präsentieren möchten.

Podiumsdiskussion

Zum Abschluss der Research School (Freitag, 13.10.2023, 11.00-12.30 Uhr) findet eine Podiumsdiskussion zum Thema "Wissenschaftskommunikation in der Genderlinguistik" statt. Dafür haben wir Prof. Dr. Carolin Müller-Spitzer und Prof. Dr. Gabriele Diewald als linguistische Expertinnen mit medialer Präsenz eingeladen. Außerdem wird Jeanne Wellnitz mitdiskutieren, die sich als Journalistin und Redakteurin mit fairer und gendersensibler Sprache auseinandersetzt.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion gibt es bei Kaffee und Sandwiches die Möglichkeit zum abschließenden Austausch.

Die Anmeldung ist beendet.

Die Teilnahmegebühr beträgt 25€ und muss bis spätestens 09.10.2023 mit dem Verwendungszweck „RS Gender NACHNAME VORNAME“ auf folgendes Konto überwiesen werden:

Leibniz-Institut für Deutsche Sprache
IBAN:  DE70 6708 0050 0694 9411 00
(BIC:  DRES DEFF 670)

Bei Fragen rund um die Research School wenden Sie sich bitte an Samira Ochs (ochs(at)ids-mannheim.de).

Diese GAL Research School wird finanziert durch: