Zweite Studie
In der zweiten Studie wurde genauer untersucht, wie die Testpersonen unterschiedliche Ausprägungen der in der ersten Studie abgefragten Merkmale einschätzen und wie sie unterschiedliche Ansichten von Wortartikeln bewerten. Die Umfrage bestand aus sieben großen Teilen:
- Einleitung (Sprachauswahl, Rahmenbedingungen der Studie),
- Frageblock zu den in der ersten Studie als wichtig eingeschätzten Merkmalen von Onlinewörterbüchern,
- Frageblock zu den in der ersten Studie als unwichtig eingeschätzten Merkmalen von Onlinewörterbüchern,
- Frageblock zu verschiedenen Suchfunktionen von Onlinewörterbüchern,
- Frageblock zu unterschiedlichen visuellen Repräsentationen (Ansichten) von Wortartikeln,
- Frageblock zur Soziodemografie (z. B. Geschlecht, Alter, Beruf),
- Abspann (Dank, Details zur Verlosung).
Genau wie die erste Studie wurde die zweite Studie als Onlinebefragung konzipiert und auf Deutsch und Englisch durchgeführt. Die weiteren Rahmenbedingungen der zweiten Studie (Konstruktion des Erhebungsinstruments und Verteilung) entsprachen ebenso der ersten Studie. Der Zeitraum der Erhebung erstreckte sich vom 11. August bis zum 16. September 2010. Insgesamt beendeten 390 Personen den Fragebogen.
Die Befragungsdauer betrug durchschnittlich 26,56 Minuten (Standardabweichung 15,45 Minuten). 52,3 % der teilnehmenden Personen führten die Befragung auf Englisch durch, 47,3 % entschieden sich für die deutsche Version des Fragebogens.
Im ersten Frageblock wurden den Testpersonen Teilaspekte der Kriterien zur Bewertung von Onlinewörterbüchern vorgelegt, die in der ersten Umfrage als besonders wichtig für ein gutes Onlinewörterbuch eingestuft wurden. Im Folgenden werden jeweils die beiden als am wichtigsten eingeschätzten Aspekte vorgestellt.
Im Bereich der inhaltlichen Verlässlichkeit eines Onlinewörterbuchs stuften 45,4 % der Testpersonen den Aspekt Alle Angaben spiegeln den tatsächlichen Sprachgebrauch wider, d. h. die Angaben wurden an einem Korpus überprüft als am wichtigsten ein. 34,4 % der Testpersonen war der Aspekt Alle Angaben wurden von (lexikografischen) Experten geprüft am wichtigsten. Die weiteren vorgeschlagenen Aspekte waren: Alle Angaben spiegeln verschiedene Textsorten und den überregionalen Gebrauch wider (12,1%) und Ein bekannter Verlag bzw. eine bekannte Institution steht hinter dem Wörterbuchprojekt(8,2%).
Für 41,3 % der Befragten ist im Bereich der regelmäßigen Aktualisierung eines Onlinewörterbuchs am wichtigsten, dass (a)ktuelle sprachliche Entwicklungen (wie z. B. die neue Rechtschreibung im Deutschen oder neue typische Kontexte) schnell in das Onlinewörterbuch einfließen. Die zweitgrößte Gruppe (34,4 %) entschied sich für den Aspekt Neue Wörter werden zeitnah im Onlinewörterbuch beschrieben. Die weiteren vorgeschlagenen Aspekte waren: Die aktuelle Forschung fließt in die lexikografische Arbeit ein. (14,4%) und Redaktionell bearbeitete Wörter werden direkt online gezeigt.(10,0%).
Im Bereich der längerfristigen Erreichbarkeit eines Onlinewörterbuchs war für 33,1 % der Testpersonen der Aspekt Es gibt keine Serverausfälle durch Wartungsarbeiten etc. am wichtigsten. Für 31,8 % stand der Aspekt Die URL / Internetadresse ändert sich nicht im Vordergrund. Die weiteren vorgeschlagenen Aspekte waren: Das Onlinewörterbuch lässt sich mit unterschiedlichen Geräten (z. B. Handy, PC) gut benutzen.(19,2%) und Die URL / Internetadresse ist einfach und leicht merkbar. (15,9%).
Mehr als die Hälfte der Befragten (53,8 %) gab an, dass es der wichtigste Teilaspekt der Übersichtlichkeit eines Onlinewörterbuchs sei, dass (d)as Suchfenster sich an prominenter Stelle (befindet), sodass es schnell zu sehen ist. 25,9 % der Testpersonen wählten den Aspekt Ein schneller Überblick über die wichtigsten Elemente und Funktionen des Onlinewörterbuchs ist möglich als am wichtigsten aus. Die weiteren vorgeschlagenen Aspekte waren: Man kann sich schnell einen Überblick über die im Onlinewörterbuch enthaltenen Stichwörter verschaffen.(16,2%) und Es gibt eine übersichtliche, leicht zu rezipierende Einführung in die Benutzung des Onlinewörterbuchs. (4,4%).
Im Bereich der Schnelligkeit eines Onlinewörterbuchs stuften 42,1 % den Aspekt Das Onlinewörterbuch kann ohne Passwort / Login aufgerufen werden als am wichtigsten ein. Jeweils 29,0 % der Befragten entschieden sich für die Anwendung funktioniert generell schnell; alle Seiten werden schnell geladen bzw. Suchanfragen kosten wenig Zeit (d. h., der Cursor blinkt schon im einfachen Suchfeld und weitere Suchformulare und -felder sind so gestaltet, dass man sich schnell zurechtfindet).
In den folgenden beiden Frageblöcken wurden den Befragten verschiedene Merkmale von Onlinewörterbüchern aus den Bereichen 1.) Multimedia und Benutzeradaptivität (den Kriterien, die in der ersten Umfrage als unwichtig für ein gutes Onlinewörterbuchs eingestuft wurden) und 2.) der Suchfunktion vorgestellt. Auf einer 7-stelligen Skala sollte jeweils eingeordnet werden, als wie wichtig / nützlich / hilfreich das jeweilige Merkmal bei der Benutzung eines Onlinewörterbuchs eingestuft wird (1 bedeutete dabei 'überhaupt nicht wichtig / nützlich / hilfreich', 7 dagegen bedeutete 'sehr wichtig / nützlich / hilfreich'). Aus den einzelnen Angaben wurde in der Datenanalyse ein additiver Index gebildet, um zu prüfen, ob sich gruppenspezifische Unterschiede (beispielsweise bei bestimmten Berufsgruppen oder Befragten mit einem sprachwissenschaftlichen Hintergrund) ergeben. Ein besonders instruktives Beispiel ist der Bereich der Ausspracheangaben, also Audiodateien, welche die Aussprache des jeweiligen Wortes, der Wortgruppe oder des Satzes an einem Beispiel belegen. Ein Mittelwertvergleich belegt, dass Ausspracheangaben von Testpersonen, die als Übersetzer/-in tätig sind (M = 5,34; SD = 1,68; N = 146) als signifikant weniger wichtig eingestuft werden (F = 19,07; p < ,00), verglichen mit Befragten, die nicht in diesem Beruf tätig sind (M = 5,97; SD = 1,12; N = 236). Bezieht man in diese Analyse den sprachwissenschaftlichen Hintergrund (abgeschlossenes bzw. laufendes sprachwissenschaftliches Studium) ein, so lassen sich noch feinere gruppenspezifische Unterschiede zeigen (vgl. Tabelle 1): Besonders Übersetzer/-innen ohne sprachwissenschaftlichen Hintergrund schätzen Ausspracheangaben durchschnittlich als eher unwichtig ein (M = 4,76). Am positivsten beurteilen Befragte mit sprachwissenschaftlichen Hintergrund, die nicht als Übersetzer/-in tätig sind, die Ausspracheangaben (M = 6,13). Methodisch spricht man hier von einer signifikanten Interaktion zwischen dem Hintergrund und der Berufsgruppe (F = 3,16; p < ,10).Hintergrund | Berufsgruppe | Mittelwert (Standardabweichung) | N |
---|---|---|---|
Kein sprachwissenschaftlicher Hintergrund | Übersetzer Nicht-Übersetzer | 4,76 (1,71) 5,71 (1,43) | 55 86 |
Sprachwissenschaftlicher Hintergrund | Übersetzer Nicht-Übersetzer | 5,70 (1,56) 6,13 (0,88) | 92 150 |
In einem weiteren Fragekomplex war es die Aufgabe der Testpersonen, vier unterschiedliche Wortartikelansichten desselben Inhalts zu bewerten und zu entscheiden, welche der Ansichten ihnen am besten gefällt. 42,8 % der Befragten gaben an, dass ihnen die Reiter-Ansicht am meisten zusagt (vgl. Abbildung 1). Die zweitgrößte Gruppe (32,8 %) entschied sich für die Matrix-Ansicht als beste der vorgestellten Darstellungsformen (vgl. Abbildung 2). Für 17,7 % der Befragten war die Explorer-Ansicht (vgl. Abbildung 3) am besten. Nur 6,7 % der Probanden bevorzugen die klassische Print-Ansicht (vgl. Abbildung 4).