Grammatikalisierung und Pragmatikalisierung

Projektleiterin: Dr. Nadine Proske

Projektmitarbeiter:innen: Dr. Arne Zeschel, Nora Müller (MA)

Das Projekt untersucht ausgewählte Phänomene in der mündlichen Spontansprache, die in ihrer grammatischen, lexikalischen oder phonetisch-prosodischen Realisierungsform variieren und dabei in bestimmten Verwendungen semantische oder funktionale Spezialisierungen aufweisen. Theoretisch gilt das Interesse dabei der Frage, inwiefern solche Variationsphänomene als synchrone Manifestation von diachronen Wandelprozessen gedeutet werden können, und wie sich diese Prozesse geeignet theoretisch modellieren lassen. Der Fokus liegt auf dem bisher wenig untersuchten Wechselspiel grammatischer und semantischer Faktoren mit phonetisch-prosodischen und pragmatischen Faktoren (insbesondere solchen der Gesprächs- und Turnorganisation) in Wandelprozessen. Der empirische Schwerpunkt liegt auf Phänomenen, die sich aus komplexen Syntagmen heraus entwickeln. Dies sind u.a. Imperative wie sag mal oder hör mal und Mehrwortverbindungen wie ich wollt grad sagen, die gesprächsorganisatorische Funktionen übernehmen können, sowie die Pseudokoordination (der stellt sich einfach hin und sagt seine Meinung), bei der das Verb im ersten Konjunkt subjektive Bedeutungskomponenten entwickeln und seinen Vollverbstatus verlieren kann. Bei der Untersuchung des Variationsspektrums der genannten Phänomene kommen interaktional- und korpuslinguistische sowie instrumental- und ohrenphonetische Methoden zum Einsatz.