Gerade erschienen

Veröffentlichungen von Arnulf Deppermann, Ralf Knöbl und Alexander Koplenig sowie Reinhold Schmitt und Ulrich Dausendschön-Gay
Dieser Artikel gibt einen Überblick darüber, wie grundlegend Wissen als Voraussetzung, Gegenstand und Produkt von Verständigungsprozessen für die Organisation von Gesprächen ist. Zunächst wird ein kognitivistischer Zugang zu Wissen mit einem sozialkonstruktivistischen kontrastiert. Es werden zum einen kommunikative Gattungen, die auf die Kommunikation von Wissen spezialisiert sind, dargestellt; zum anderen wird gezeigt, wie Wissen auch dann die Gestaltung der Interaktion bestimmt, wenn der primäre Gesprächszweck nicht in Wissensvermittlung besteht. Vier Dimensionen werden angesprochen:
a) Das mit dem Adressaten geteilte Wissen (common ground) ist Grundlage des Adressatenzuschnitts von Äußerungen (recipient design);
b) geteiltes Wissen wird in Verständigungsprozessen konstituiert;
c) der relative epistemische Status der Gesprächspartner zueinander wird durch Praktiken des epistemic stance-taking verdeutlicht und bestimmt selbst die Interpretation von Äußerungsformaten;
d) epistemischer Status, soziale Identität und Beziehungskonstitution sind durch moralische Anspruchs- und Erwartungsstrukturen eng miteinander verknüpft.
Arnulf Deppermann wurde zudem in das Herausgeberteam von InList berufen. This paper presents a study on the methodological options available for exploring the concept of ‘spoken standard language’, drawing on German data. We will discuss the methodological options for ascertaining what language users themselves consider to be standard language with respect to their everyday linguistic practices. There are at least two orders of linguistic practice which are relevant to native speakers’ notion of ‘standard’: 1. Ratings of the conformity vs. deviation of different realizations of linguistic variables from the standard provide access to listeners’/readers’ metalinguistic awareness. 2. The linguistic realization of the same variables in speech with strangers in at least semi-formal, everyday settings reveals to which norm speakers orient towards in situated speech production. The paper presents findings regarding these two sources of speakers’ conceptions of spoken standard language. The accusative and the dative case of two related variables, the indefinite article (einen/m) and the demonstrative so einen/m, which is a combination of the deictic particle so with a (more or less reduced) form of the indefinite article, serve as examples. The authors
  • compare metalinguistic statements about the adequacy of a range of realizations of the two variables in different speech genres with their distribution in a large corpus of semi-formal spoken German.
  • point out where language usage and metalinguistic awareness correspond and where they diverge, and
  • try to identify possible explanations for commonalities and discrepancies between the two orders of orientation towards the standard.
The paper concludes with reflections on what our findings yield with respect to an empirically founded identification of standard and the advantages and disadvantages of a methodologically rigid approach to studying standard as a members’ notion. Der Beitrag ist zum einen eine fallbasierte Demonstration für die Relevanz der konzeptionellen Trias "Interaktionsarchitektur", Sozialtopografie" und "Interaktionsraum". Zum anderen werden mit der "Segmentalen Standbildanalyse" und dem "Frame-Comic" neue raumanalytische Verfahren und neue Sekundärdokumente der standbildbasierten Raumanalyse präsentiert und hinsichtlich ihres Erkenntnispotential befragt. Dabei wird durchgängig das eigene Forschungshandeln (die eigene De-facto-Methodologie) auf relevante Voraussetzungen und Implikationen reflektiert. Die Fallstudie ist zudem ein Argument für die erkenntnismäßige Eigenständigkeit raumanalytischer Fragestellungen und ein weiterer Beitrag zu dem Versuch, für Raumanalysen geeignete Analyseverfahren, empirische Grundlagen und Konzepte zu entwickeln.