Forschungswerkstatt Konversationsanalyse

von Arnulf Deppermann auf dem Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung
Auf dem Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung (22.-23.7.2016) bietet Arnulf Deppermann am 22.7.2016 eine Forschungswerkstatt "Konversationsanalyse" an. Gegenstand der Konversationsanalyse sind die Verfahren, mit denen Teilnehmende an einer verbalen Interaktion ihren Austausch organisieren und dabei soziale Wirklichkeit auf verschiedenen Ebenen der Sinnkonstitution herstellen. Die Konversationsanalyse befasst sich mit den grundlegenden Aufgaben der Gesprächskonstitution. Dazu gehören bspw. die Eröffnung und Beendigung von Gesprächen, die Organisation des Sprecherwechsels, die Kategorisierung und Darstellung von Sachverhalten, die Koordination des gemeinsamen Handelns oder die Performanz und Zuschreibung von Identitäten. Ziel der Untersuchung ist die Rekonstruktion konversationeller Praktiken, d.h. von sprachlich-kommunikativen Verfahren, die in bestimmten Gesprächskontexten zur Bearbeitung spezifischer Aufgaben und Probleme der Gesprächskonstitution eingesetzt werden. Diese Praktiken können mehr oder weniger allgemein, kulturspezifisch oder an besondere Aufgaben im Bereich institutioneller Interaktionen (wie Beratung, Gerichtsverhandlung) adaptiert sein. Je nach disziplinärem Interesse kann die Untersuchung linguistische Formen und Strukturen (interaktionale Linguistik), institutionelle Aufgaben und Probleme (applied conversation analysis) oder das multimodale Handeln in Arbeitskontexten (workplace studies) betreffen. Oftmals ist es zudem nötig, ethnografisches Hintergrundwissen einzubeziehen. Die Konversationsanalyse arbeitet ausschließlich mit Ton- und Videoaufnahmen sowie Transkripten von Gesprächen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Untersuchungsfragestellungen der Konstitutionsweise der Daten angepasst sind (Natürlichkeitsprinzip) und in intensiver Auseinandersetzung mit dem Datenmaterial spezifiziert werden. Die Methodik der Konversationsanalyse verknüpft die detaillierte Sequenzanalyse von Einzelfällen mit der Arbeit mit größeren Datenkollektionen, die unterschiedliche Realisierungen einer konversationellen Praxis enthalten. In der Forschungswerkstatt soll anhand von Materialien von zwei Teilnehmenden an jeweils einer kleinen Kollektion von Fällen einer konversationellen Praxis gearbeitet werden. Bewerber_innen werden gebeten, ein kurzes Exposé ihrer für das Methodentreffen relevanten Forschungsfragen (ca. eine Seite) sowie eine Kollektion von drei zu bearbeitenden Transkripten (nach GAT oder CA/Jefferson-Notation) einzureichen. Für die Arbeit in der Forschungswerkstatt müssen die Daten zudem als Audiodatei (mp3/wav) oder Videofile (mpeg) bereit stehen. Teilnehmende, die eigene Materialien in die Forschungswerkstatt einbringen möchten und sich als aktiv angemeldet haben, werden – nach der Bestätigung der Teilnahme durch die Organisator_innen – aufgefordert, diese einzureichen. Zu senden sind diese dann an info(at)berliner-methodentreffen.de. Die Materialien werden vom Organisationsteam gesammelt und an den Anbietenden der Forschungswerkstatt weitergeleitet. Literatur:
  • Deppermann, Arnulf (2010). Konversationsanalyse und diskursive Psychologie. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.643-661).  Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Deppermann, Arnulf (2000). Ethnographische Gesprächsanalyse. Zu Nutzen und Notwendigkeit von Ethnographie für die Konversationsanalyse. Gesprächsforschung, 1, 96-124, http://www.gespraechsforschung-ozs.de/heft2000/ga-deppermann.pdf.
  • Deppermann, Arnulf (2008). Gespräche analysieren. Opladen: Leske + Budrich.
  • Deppermann, Arnulf (2014): Konversationsanalyse: Elementare Interaktionsstrukturen am Beispiel der Bundespressekonferenz. In: Sven Staffeldt & Jörg Hagemann (Hrsg.), Pragmatiktheorien. Analysen im Vergleich (S.19-47). Tübingen: Stauffenburg.
  • ten Have, Paul (2007). Doing conversation analysis (2. Auflage). London: Sage.