Türen auf mit der Maus!

Am 3. Oktober öffnete das IDS seine Türen für junge Sprachinteressierte.

Was ich schon immer wissen wollte...

Türen auf mit der Maus!

Dabei konnten die Kinder eigene Fragen zur deutschen Sprache stellen.

Türen auf mit der Maus

Das Organisationsteam und die Maus danken den beteiligten Kolleginnen und Kollegen sowie allen Besucherinnen und Besuchern!

Das Team des Projektes "Sprachanfragen" organisierte 2022 und 2023 die Teilnahme des IDS am Aktionstag des WDR "Türen auf mit der Maus". Im Rahmen des Projekttages haben wir für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren unter dem Motto „Spannende Verbindungen“ Türen in die Welt der deutschen Sprache geöffnet. Wir haben mit unterhaltsamen Spielen an sieben Stationen Fragen rund um die deutsche Sprache gemeinsam erkundet.

Nachfolgend veröffentlichen wir Antworten zu einer Auswahl von Fragen, die uns am Maustag gestellt wurden. Vielen Dank an Anna Volodina und an die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Projekten Petra Storjohann, Kathrin Steyer, Sabine Krome, Marco Giehrke und Louis Cotgrove für die Unterstützung bei der Beantwortung!

Hier beantworten wir eure Fragen vom Maustag 2023

L. (10 Jahre alt) fragt:  Seit wann gibt es die deutsche Sprache, so wie wir sie heute kennen?

Liebe L.,

Die deutsche Sprache, so wie wir sie heute kennen, gibt es seit etwa dem 18. Jahrhundert. Genauer gesagt, seit der Zeit um 1750 herum begann sich das moderne Deutsch zu formen – also, die deutsche Sprache, die du heute in der Schule lernst, die in Büchern und Zeitungen steht und die die meisten Menschen in Deutschland, Österreich sowie in der Schweiz, Belgien, Luxemburg, Liechtenstein und einigen Regionen in Italien verstehen und als Muttersprache sprechen. Diese Sprachstufe wird als Neuhochdeutsch bezeichnet: Sie besteht bis heute und hat frühere Sprachstufen wie das Althochdeutsche, das Mittelhochdeutsche und das Frühneuhochdeutsche abgelöst.

Bis zum 18. Jahrhundert sprachen die Menschen unterschiedliche deutsche Dialekte und Mundarten. Manchmal war es vielleicht schwierig für sie, einander zu verstehen, besonders wenn sie aus verschiedenen Gegenden kamen. In der Zeit des Neuhochdeutschen entstand aus den ostmitteldeutschen Dialekten eine einheitliche deutsche Schriftsprache. Es ist wohl kein Zufall, dass gerade das Ostmitteldeutsche, der Dialekt von Martin Luther, dem klugen Mann, der die Bibel ins Deutsche übersetzt hat, hierbei eine wichtige Rolle spielte.

Als Deutschland zu einem vereinten Land wurde, war der Wunsch nach einer gemeinsamen Sprache, die alle sprechen und verstehen, sehr stark. Das Standarddeutsche, das bereits in der Epoche der Aufklärung als Sprache der Literatur und Wissenschaft genutzt wurde, sollte nun auch im alltäglichen Leben gesprochen werden. Um 1898 herum wurden daher Regeln für eine klare und verständliche Aussprache auf der Theaterbühne formuliert. Diese "Bühnenaussprache" hat man dann auch im Schulunterricht verwendet, sodass alle Kinder dieselbe Sprache lernten.

Aber nicht nur beim Sprechen, sondern auch beim Schreiben waren einheitliche Regeln wichtig: Dr. Konrad Duden, ein Gymnasialdirektor aus Hersfeld, verfasste bereits 1880 ein Wörterbuch unter dem Titel „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“. In diesem nach ihm benannten Buch, das mittlerweile in 28 Auflagen erschienen ist, definierte er präzise die Schreibweise deutscher Wörter. Seine Regeln blieben mehr als ein Jahrhundert lang in Kraft, bis sie 1996 im Zuge der Rechtschreibreform angepasst wurden.

Sprachen sind wie lebendige Wesen, die sich stets verändern. Standarddeutsch von heute klingt sicherlich anders als zu Konrad Dudens Zeiten. Genau wie alte Wörter verschwinden und neue entstehen, wandelt sich auch die Grammatik einer Sprache – die Art, wie Wörter gebildet und benutzt werden. Das passiert sowohl beim Sprechen als auch beim Schreiben, und wir können das nicht aufhalten. Es ist ein ganz natürlicher Vorgang. Es ist schwer zu sagen, welches Deutsch die Enkel deiner Enkel sprechen werden. Aber eines ist sicher: Es wird nicht genau das Deutsch sein, das wir heute sprechen.

Bleib immer neugierig und beobachte weiterhin, wie sich unsere Sprache verändert!

Deine Anna

A. (10 Jahre alt) fragt: Woher kommt die deutsche Sprache?

Liebe A.,

Das Deutsche, das du heute sprichst, hat eine sehr lange und abenteuerliche Reise hinter sich, denn es hat sich über viele Jahrhunderte entwickelt.

Lass uns einen Blick in die Vergangenheit werfen: Ursprünglich entstand Deutsch aus der indoeuropäischen Sprachfamilie, einem riesigen "Stammbaum" von Sprachen. Die indoeuropäische Sprachfamilie ist heute die sprecherreichste der Welt: Sie umfasst ca. 400 Sprachen, die von ca. drei Milliarden Menschen gesprochen werden. Zu dieser Familie gehören unter anderem weit verbreitete Sprachen wie Englisch, Spanisch, Portugiesisch und natürlich Deutsch. Das Deutsche ist Teil des germanischen Zweigs dieser Familie. Seine Wurzeln gehen bis ins Jahr 8.000 v. Chr. zurück. Leider gibt es kaum schriftliche Beweise aus dieser Zeit. Man hat ein paar Runeninschriften auf Gräbern, die die frühen Germanen vor über 2.000 Jahren hinterließen, finden können, sie reichen aber bei weitem nicht aus, um sich ein umfassendes Bild von der Sprache damaliger Zeit zu machen.

Man weiß aber, dass die Germanen keine einheitliche Sprache gesprochen haben. Fast jeder Stamm hatte seinen Dialekt. Dazu zählten zum Beispiel ostgermanische Dialekte wie das Gotische oder auch westgermanische Dialekte wie das Alemannische. Während Gotisch wie alle ostgermanischen Sprachen später ausstirbt, entwickelt sich aus dem westgermanischen Dialekt des Indogermanischen die deutsche Sprache. Das geschieht zwischen 600 und 1050 n. Chr.: In dieser Zeit sprach man das Althochdeutsche, das wissen wir durch die überlieferten Fragmente der Bibelübersetzungen.

Spätestens vor ca. 800 Jahren begannen die Menschen, ihre Sprache nicht nur im Alltag, sondern auch als Quelle der Inspiration zu verwenden. Sie haben Gedichte geschrieben, die wir heute als mittelhochdeutsche Lyrik kennen. Eins der schönsten Liebesgedichte der damaligen Zeit stammt von Walther von der Vogelweide. Mittelhochdeutsch, das zwischen 1050 und 1350 n. Chr. gesprochen wurde, ist für uns heute allerdings schwer zu verstehen. Deshalb habe ich für dich eine Übersetzung ins moderne Deutsch dabei.

Dû bist mîn, ih bin dîn.

des solt dû gewis sîn.

dû bist beslozzen

in mînem herzen,

verlorn ist daz sluzzelin:

dû muost ouch immêr darinne sîn.

 

Du bist mein, ich bin dein,

dessen sollst du sicher sein.

Du bist eingeschlossen

in meinem Herzen,

verloren ist das Schlüsselein,

du musst für immer drinnen sein.

 

Eine einheitliche deutsche Schriftsprache, wie du sie in der Schule lernst, bildete sich erst im 17. und 18. Jahrhundert heraus, während der Zeit der Aufklärung. Bis dahin gab es viele regionale Varietäten des Deutschen. Das Ostmitteldeutsche war der Wegbereiter für das Standarddeutsche. Zuerst nutzten es hauptsächlich Wissenschaftler und Dichter, aber mit der Zeit fand Standarddeutsch auch im alltäglichen Gebrauch Verwendung.

Ist das nicht aufregend? Unsere Sprache hat also eine riesengroße Familie und eine lange Geschichte. Und das Coolste ist, dass wir mit jedem Wort, das wir sprechen, ein kleines Stück dieser Geschichte weitererzählen!

Deine Anna

T. (11 Jahre alt) fragt: Warum benötigen wir die Buchstaben Q, Y und ß? Warum nutzen wir Q, wenn wir auch KW in Wörtern wie „Qualle“ oder „Quelle“ verwenden könnten? Warum existiert das „Y“, wenn wir bereits das I haben? Und welchen Sinn hat das „ß“, wenn es schon ein „s“ gibt?"

Lieber T.,

Danke dir für die Frage zur Graphematik der deutschen Sprache!

Die deutsche Sprache hat sich jahrhundertelang entwickelt: Früher sprach man auch in dem Gebiet, das heute Deutschland ist, zum Teil noch Latein, das schon vor mehr als 2000 Jahren gesprochen, vor allem aber geschrieben wurde. Heute ist Latein eine „tote Sprache“, die niemand mehr spricht, die aber die Aussprache und Schreibung von Wörtern anderer Sprachen (Italienisch, Spanisch, Französisch) maßgeblich beeinflusst hat.

Auch im jetzigen Deutsch kommen viele Fremdwörter vor, die lateinische Schreibungen haben. Dazu gehören auch das Q und das Y, z. B. in Physik, Ypsilon oder dynamisch). Das wird dann eher wie „ü“ ausgesprochen, nicht wie „i“.

Manche Wörter wurden auch aus dem Französischen oder Englischen übernommen, z. B. Quiz aus dem Englischen, oder Quarantäne aus dem Französischen (nur „k“ ausgesprochen, nicht „kw“). Das Q in Qualle, Quelle oder quälen stammt aus dem Althochdeutschen (ca. 700 n. Chr - 1050 n. Chr.) und ist über das Mittelhochdeutsche (ca. 12. Jhd.) – den sprachlichen Vorstufen des heutigen Deutsch – in unsere Sprache und Schreibung gelangt. Quaken kommt ursprünglich aus dem Niederländischen. Man hat mehrfach versucht, die deutsche Schreibung komplett der Aussprache anzupassen, das wurde aber von den Menschen nicht akzeptiert: Sie wollten schreiben, wie sie es gewohnt waren.

Mit dem Eszett ß ist es etwas anders: Es entstand im 14. Jhd. durch einen Zusammenschluss (Ligatur) von s und z im Deutschen. Früher gab es das Eszett auch in anderen Sprachen (im 18. und 19. Jhd. z. B. in Frankreich und England), heute nur noch in Deutschland und Österreich. Vom einfachen s unterscheidet sich das sog. „scharfe S = ß) dadurch, dass es stimmlos, also scharf, ausgesprochen ist, im Gegensatz zum s, das man weich (= stimmhaft) spricht (z. B. weiß, aber weise oder groß, aber Rose).

Liebe Grüße

Deine Sabine

C. (10 Jahre alt) fragt: Warum heißt es „in der Klemme stecken?“ Viele Freunde sagen mir häufig „ich steck total in der Klemme…“ Ich denke mir dann immer, was heißt das überhaupt?

Liebe C.,

danke für deine interessante Frage. Du bist eine gute Sprachbeobachterin, denn die Wortgruppe „in der Klemme“ kommt sehr häufig vor, vor allem mit dem Verb „stecken“. Man kann auch „in eine Klemme geraten“; jemanden „in die Klemme bringen“ oder „aus einer Klemme helfen“. Die Redewendung „in der Klemme stecken“ drückt aus, dass jemand große Probleme hat und in Schwierigkeiten ist.

Hier ein Beispiel:

Gestern hat mein Bruder seine Hausaufgaben nicht gemacht. Nun steckt er ganz schön in der Klemme, weil er sie dem Lehrer nicht zeigen kann.

 „Klemme“ bezeichnet eigentlich ein Gerät zum Zusammendrücken oder Festhalten von Dingen ähnlich wie das Wort „Klammer“. Wie viele Wörter und Wendungen hat dieses Wort im Verlauf der Sprachgeschichte eine zweite übertragende Bedeutung „Schwierigkeit; Notlage“ bekommen. Das liegt daran, dass man sich besonders plastisch vorstellen kann, wie jemand „eingeklemmt oder eingeklammert“ ist, vielleicht nicht richtig atmen kann und deshalb Probleme hat. Oft will man etwas vielleicht nicht direkt ausdrücken, in unserem Beispiel: Da hast du aber riesige Schwierigkeiten, da steckst du aber in einer Notlage! Dann helfen solche Sprachbilder. Man sagt etwas „durch die Blume“, auch so eine bildliche Redewendung, also vorsichtiger und freundlicher.

Redewendungen haben immer auch Verwandte in der Sprache. Für dein Beispiel gibt es andere „blumige“ Wendungen wie „in der Patsche sitzen“. Patsche steht für (Straßen-) Dreck, aber es klingt nicht so gut, wenn man hört: Du sitzt aber ganz schon im Dreck. Man kann auch in der Tinte sitzen oder eher modern ausgedrückt Trouble haben (aus dem Englischen übernommen).

Welche Formulierung wir wählen, hängt immer davon ab, wem wir wann etwas damit mitteilen wollen und natürlich, welche Wendung uns in diesem Moment einfallen.

Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß mit den Redewendungen

Deine Kathrin

O. (9 Jahre alt) fragt: Woher kommt der Spruch „schneller wie Schmitz Katze“?

Lieber O.,

für den Spruch „schneller wie Schmitz Katze“ gibt es viele Varianten. Kennst du auch diese hier?

fort wie Schmitz Katze

weg wie Schmitz Katze

flott wie Schmitz Katze

abgehen wie Schmitz Katze

Wer aber ist „die Katze von Schmitz“? Schmitz gehört zu Schmidt und bezeichnet ursprünglich den Beruf des Schmieds. Heutzutage ist es ein sehr verbreiteter Familienname, der auf die Berufsbezeichnung zurückzuführen ist. Es existieren auch viele Schreibvarianten des Namens, wie Schmitt, Schmidt, Schmiedt. Deshalb findest du deinen Spruch auch z. B. in dieser Schreibweise schneller als Schmidts Katze. Viele Schmiede hatte früher Katzen in ihren Schmiedewerkstätten, um Mäuse zu vertreiben. Nun stell dir vor, wenn der Schmied bei seiner Arbeit plötzlich sehr laute Geräusche verursachte, etwa, wenn er mit dem Hammer das Schmiedeeisen auf dem Amboss schlug. In solchen Momenten erschrak sich die Katze sicher sehr und sprang ruckartig weg, um sich in Sicherheit zu bringen. Dieses Szenario dürfte sich oft wiederholt haben und so verbreitete sich der Spruch schnell wie Schmitz Katze (also schnell wie die Katze des Schmiedes) in der Bevölkerung. Es beschreibt, dass etwas sehr eilig geschieht, vergleichbar mit den plötzlichen Reaktionen der Schmiedekatze.

Liebe Grüße

Deine Petra

O. (13 Jahre alt) fragt: Warum gibt es Futur II?

Liebe O.,

vielen Dank für deine interessante Frage! Wie du weißt, ist das Futur II (auch Futurperfekt genannt) eins von sechs Tempora (Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I und Futur II) des Standarddeutschen. Um Futur II zu bilden, brauchst du nicht zwei Verben wie bei Futur I („werde fragen“), sondern immer drei Verben („werde gefragt haben“).

Das Tempussystem des Deutschen, so wie wir es heute kennen, hat sich über eine lange Zeit hinweg entwickelt. Die mittelalterlichen Mönche haben dabei sicherlich eine große Rolle gespielt. Sie waren fleißig damit beschäftigt, Texte aus dem Lateinischen ins Deutsche zu übersetzen, und das Latein hatte bereits dieselben sechs Tempusformen, die wir heute im Deutschen verwenden. Dennoch ist das Futur II eines der späteren „Updates“ in unserem Sprachsystem. Erst seit dem 16. Jahrhundert oder sogar noch später fingen die Menschen an, es öfter zu verwenden.

Das Futur II benutzt man nicht so häufig im Alltag, aber es hat jedoch eine wichtige Funktion. Es sagt uns etwas über die Zukunft, aber auf eine besondere Weise.

Stell dir vor, du willst ausdrücken, dass eine Handlung in der Zukunft abgeschlossen sein wird, bevor etwas anderes anfängt. Schauen wir uns das an einem Beispiel an:

(1) Wenn ich mein Abitur geschafft haben werde (Futur II), werde ich als erstes nach Paris allein fahren (Futur I).

Hier sagst du, dass dein Abi zu einem zukünftigen Zeitpunkt fertig sein wird, und danach wirst du etwas anderes tun, nämlich nach Paris fahren.

Solche Sätze wie in (1) sind aber eher selten, wirst du sicherlich sagen. Und weißt du, ich muss dir recht geben. Viel häufiger benutzen wir das Futur II, um Vermutungen über etwas, was bereits passiert sein könnte, auszudrücken. Hier ist ein Beispiel dafür:

(2) Er wird seinen Fehler selbst bemerkt haben.

Das heißt so viel wie: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er seinen Fehler schon bemerkt hat.“

Sprachwissenschaftler haben beobachtet, dass Vermutungen oder Hoffnungen mit Futur II viel häufiger ausgedrückt werden als „vollendete Zukunft“ wie in (1). Das war auch der Grund, warum einige Sprachwissenschaftler in den 1970-80er Jahren darüber diskutiert haben, ob das Futur II überhaupt als eine eigenständige Tempusform betrachtet werden sollte.

Außerdem kann man Futur II-Sätze oft durch Sätze im Perfekt austauschen, besonders wenn durch bestimmte Wörter (wie „bis morgen“) klar ist, wann etwas geschieht:

(3) Sie wird die Arbeit bis morgen beendet haben. (Futur II) = Sie hat die Arbeit bis morgen beendet. (Perfekt)

In solchen Fällen wie in (3) könnten wir auf das Futur II verzichten. Und so tun wir das auch, vor allem in der Umgangssprache. Aber es gibt Texte, wo das Futur II wirklich wichtig ist, zum Beispiel wenn es um gesellschaftliche Entwicklungen oder Prognosen geht.

(4) Wir werden wahrscheinlich erst 2038 den Atom- und Kohleausstieg geschafft haben werden (Futur II), was möglicherweise zu spät sein wird für die vielen Menschen, die jetzt schon unter dem Klimawandel leiden.

Sätze wie (4) kann man oft in Zeitungen lesen. Hier wird das Futur II genutzt, um eine mögliche zukünftige – in diesem Fall bedrohliche – Entwicklung zu betonen, so wirkt der Satz fast wie eine Prophezeiung.

Also, das Futur II ist in der deutschen Sprache definitiv nützlich, auch wenn wir es nicht jeden Tag verwenden.

Liebe Grüße

Deine Anna

F. (12 Jahre alt) fragt: Warum sind nicht alle Verben regelmäßig?

Lieber F.,

vielen Dank für deine spannende Frage! Wollen wir mal zusammen schauen, warum es in der deutschen Sprache zwei Hauptarten von Verben gibt: Zum einen gibt es Verben, die beugen sich immer auf die gleiche Weise – das sind die regelmäßigen Verben, auch „schwache Verben“ genannt. Du kennst ja sicherlich regelmäßige Verben wie „lernen“. Die Grundformen von „lernen“ sind ganz einfach zu bilden: „lernen“ – „lernte“ – „gelernt“, nicht wahr? Die „starken Verben“ hingegen sind ein bisschen wie Verwandlungskünstler. Sie ändern nicht nur ihre Form, sondern auch ihren Stammvokal wie in „singen“: „singen“ – „sang“ – „gesungen“. Den Vokalwechsel (wie i – a – u bei „singen“) nennt man in der Grammatik „der Ablaut“. Starke Verben sind berühmt berüchtigt wegen der Vielzahl solcher Vokalwechselmuster. Denn man unterscheidet traditionell sieben (!) Ablautreihen, und das – stell dir vor – schon seit dem Althochdeutschen, das ist die Sprache, die unsere Vorfahren um die Zeit zwischen 750 – 1050 n. Chr. gesprochen haben. Klingt kompliziert, oder? Manchmal würde man sich wünschen, es wäre einfacher und alle Verben würden sich wie die schwachen Verben verhalten.

Und weißt du was? Bruno Horst Bull, ein Dichter, hatte wohl als Schulkind Schwierigkeiten mit diesen verwirrenden Verben und wünschte sich vielleicht auch, dass sich alle Verben regelmäßig beugen. Er hat darüber sogar ein Gedicht geschrieben, das „Ein schlechter Schüler“ heißt. Hier sind ein paar Zeilen daraus:

Als ich noch zur Schule gehte, zählte ich bald zu den Schlauen,

doch ein Zeitwort recht zu biegen, bringte immer Furcht und Grauen.

Als nun ganz und gar nichts helfte, prophezieh mir unser Lehrer:

wenn die Schule ich verlasste, wörde ich ein Straßenkehrer.

Da ich das nicht werden willte, kommte ich bald auf den Trichter,

stak die Nase in die Bücher, und so werdete ich Dichter.

(Gedicht: Bruno Horst Bull (1972): Ein schlechter Schüler. In: Eine Katze ging ins Wirtshaus. Aus dem Kinderwunderland. München: Heyne)

Ist das nicht amüsant, wie die starken Verben klingen, wenn sie im Präteritum schwach gebeugt werden? Statt „ging“ und „half“ sagt der Schüler „gehte“ und „helfte“, er versucht, es sich einfacher zu machen, leider bringt es nur Verwirrung: „würde“ wird bei ihm zu „wörde“, aber aus einem „schlechten“ Schüler ist dennoch ein toller Dichter geworden!

Es wäre sicherlich einfacher, wenn sich alle Verben immer auf die gleiche Weise beugen würden, aber die Sprache hat sich nun mal so entwickelt, dass es neben vielen schwachen Verben auch starke Verben gibt. Ein kleiner Trost: Die Anzahl der starken Verben ist über die Zeit kleiner geworden. Im Mittelhochdeutschen gab es noch 349 starke Verben, heute sind es nur noch 169. Das liegt daran, dass einige Verben nicht mehr verwendet werden und aus dem heutigen Sprachgebrauch verschwunden sind oder sich von starken zu schwachen Verben gewandelt haben. Einige Verben sind noch in einem Übergangsprozess und daher gibt es manchmal für ein und dasselbe Verb beide Formen - eine starke und eine schwache - wie bei „backen“: „backte“ und „buk“.

Und zum Abschluss noch eine gute Nachricht: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Anzahl der starken Verben in der Zukunft steigen wird. Wenn neue Verben entstehen, die neue Aktivitäten oder Technologien beschreiben, wie „telefonieren“, „mailen“ oder „googeln“, werden diese normalerweise als schwache Verben in die deutsche Sprache aufgenommen. Das macht es einfacher, denn diese neuen Verben folgen dem regelmäßigen Muster, das wir schon kennen.

Liebe Grüße und weiterhin viel grammatisches Vergnügen

Deine Anna

E. (8 Jahre alt) fragt: Warum schreibt man „Vogel“ mit „V“ und nicht mit „F“? Warum schreibt man „Vulkan“ mit V und nicht mit W?

Liebe E.,

magst du mit mir auf eine spannende Reise durch die Zeit gehen, um ein altes, geheimnisvolles Buchstaben-Rätsel zu lösen? Es geht um einen der rätselhaftesten Buchstaben der deutschen Sprache, nämlich um die faszinierende Geschichte des „Vogel-V“ und warum wir heute die Wörter „Vogel“ und „Vulkan“ nicht mit dem Buchstaben „F“ wie „Fogel“ oder „W“ wie „Wulkan“ schreiben. Du wirst sehen, der Buchstabe „V“ ist ein wahres Chamäleon in unserer Sprache – er hat im Laufe der Zeit mehrfach seine lautliche Form verändert. Die Suche nach der Antwort ist ein bisschen wie eine Schatzsuche in der Geschichte unserer Sprache. Bist du bereit für eine Abenteuerreise zu den Wurzeln der deutschen Sprache? Dann auf zur Schatzsuche!

Um das Vogel-V-Rätsel zu lösen, müssen wir weit in die Vergangenheit reisen. Vor langer Zeit, als deine Ur-Ur-Ur-Großeltern noch nicht einmal geboren waren, sprachen die Menschen ein bisschen anders als wir heute. Es gab aber auch damals schon die Laute „f“ und „w“, wobei „w“ anders als heute (eher so wie im englischen Wort „water“) ausgesprochen wurde. In der Zeit von 750–1050 n. Chr. fing der Laut „f“ an, sich in manchen Wörtern zu „w“ zu verändern. Jede Entwicklung braucht Zeit und es hat seine Zeit gedauert, bis die Menschen (irgendwann in der Zeit um 1050 –1350 n. Chr.) auch die Wörter, die sie bisher mit „F“ wie „fater“ geschrieben hatten, mit „V“ wie „vater“ schrieben. Die Sprachwissenschaftler, die sich mit den älteren Sprachstufen des Deutschen beschäftigen, sind der Meinung, dass in dieser Zeit das Wort „Vater“ – anders als heute – wie „Water“ ausgesprochen werden musste. Die Schrift hat sich also dem Lautbild der Sprache angepasst.

Jetzt pass auf: Gleich passiert etwas Magisches! Es findet Jahrhunderte später wieder eine Lautveränderung statt, und zwar der umgekehrte Wechsel von „w“ zu „f“! Fast wie nach einem Zauberspruch verschwindet der Buchstabe „V“ und man schreibt wieder „F“ statt „V“. Aber nicht in allen Wörtern! Ein paar Wörter, wie 'vater', 'vogel' oder 'voll', behielten ihr „V“, obwohl sich die Aussprache wieder geändert hatte. Denn die Menschen haben sich so sehr an die Schreibung dieser häufigen Wörter gewöhnt, ausgesprochen hat man sie zu dieser Zeit wie heute mit „f“.

Nicht nur aus historischen Gründen können wir auf den Buchstaben „V“ in unserem Alphabet nicht verzichten. Der Buchstabe „V“ hilft uns, zum Beispiel Wörter wie 'viel' und 'fiel' auseinanderzuhalten. Da im heutigen Deutsch der Buchstabe „V“ mal als „f“ mal als „w“ ausgesprochen wird, brauchen wir noch einen extra Schlüssel, um den Vogel-V-Geheimcode zu knacken. Hier ist ein Hinweis darauf: Die wenigen deutschen V-Wörter – wie „Vogel“, „verloren“, „Verbot“ und ein paar mehr – werden mit „f“ ausgesprochen. Die meisten anderen Wörter mit dem Anfangsbuchstaben „V“ kamen dagegen ins Deutsche aus anderen Sprachen und werden in der Regel mit ‚w‘ ausgesprochen wie „Vulkan“, „Vase“ und „Visum“. Eine Ausnahme stellt das aus dem Lateinischen entlehnte Wort „Nerv“ dar, es wird mit „f“ am Ende des Wortes ausgesprochen. Geschrieben werden sie alle mit dem Vogel-V! Wie du siehst, der Buchstabe „V“ ist bis heute ein wahres Chamäleon geblieben. Und auch deshalb, obwohl es manchmal ein bisschen verwirrend sein kann, brauchen wir den Buchstaben „V“ in unserer Sprachschatzkiste!

Liebe Grüße und bis auf das nächste sprachgeschichtliche Abenteuer

Deine Anna

J. (8 Jahre alt) fragt: Warum schreibt man fast alle Wörter im Englischen klein (und im Deutschen groß)?

Liebe J.,

vielen Dank für deine schöne Frage! Wenn du im Alter von 8 Jahren schon so genau auf die Schrift schaust, dann magst du bestimmt Bücher und liest gerne, oder? Hast du beim Lesen bemerkt, dass im Englischen viele Wörter kleingeschrieben werden? Das ist wirklich so!

Es gibt aber eigentlich keine speziellen Regeln, wann wir Wörter kleinschreiben müssen, da die meisten Wörter in europäischen Sprachen sowieso kleingeschrieben werden. Stattdessen haben wir Regeln, wann wir Wörter großschreiben. Im Englischen sowie im Deutschen (und in allen anderen europäischen Sprachen) fangen Sätze immer mit einem Großbuchstaben an. Auch die Namen von Menschen, Orten oder Tieren sowie alle sieben Tage und zwölf Monate schreiben wir sowohl im Deutschen als auch im Englischen groß. Ein lustiges Beispiel ist das englische Wort für "ich": Anders als im Deutschen schreibt man es immer groß: „I“!

ENG: My dog ​​Max and I were born on same day in February.

DEU: Mein Hund Max und ich wurden am selben Tag im Februar geboren.

Du wirst mit Sicherheit in deutschen Büchern mehr Großbuchstaben finden als in englischen. Das liegt daran, dass das heutige Deutsch die einzige europäische Sprache ist, in der alle Namenwörter (wir Sprachwissenschaftler sagen Substantive dazu) großgeschrieben werden. Weißt du, dass auch die Leute in England und in Dänemark so wie wir im Deutschen ihre Namenwörter zeitweise großgeschrieben haben? Im Englischen ging die Großschreibung von Namenwörtern bereits im Laufe des 19. Jahrhunderts fast komplett zurück, Dänemark hat die Regeln für die Großschreibung erst 1948 geändert.

Mit der Großschreibung für Substantive war es aber auch im Deutschen nicht immer so, wie wir es heute kennen. Wenn wir weit, weit zurückblicken, stellen wir fest, dass bis ins Jahr 700 n. Chr. alle Buchstaben kleingeschrieben wurden. Danach haben die Menschen nur den ersten Buchstaben eines Satzes großgeschrieben. Viele Jahrhunderte später, so um das Jahr 1500, wurden „wichtige“ Wörter wie „Gott“ oder Namen von Menschen und Tieren großgeschrieben. Erst viel später haben sich die Menschen entschieden, abstrakte Wörter (wie „Tag“) großzuschreiben. Und weißt du was? Erst im Jahr 1901 haben sich alle darauf geeinigt, dass wir im Deutschen alle Namenwörter großschreiben, egal wo sie im Satz stehen. Und das machen wir bis heute so!

Ist das nicht spannend, wie sich die Schrift im Laufe der Zeit verändert?!

Liebe Grüße

Deine Anna

L. (8 Jahre alt) fragt: Wie viele Wörter gibt es in der deutschen Sprache? 

Liebe L.,

stell dir vor, du hättest eine riesige Schatzkiste, in der du alle Wörter der deutschen Sprache sammeln möchtest. Das ist ein spannendes Abenteuer, aber auch ein ziemlich schwieriges! Einige kluge Leute, die sich mit Sprachen auskennen, haben versucht, alle Wörter zu zählen, aber das ist nicht so einfach. Warum?

Unsere Sprache verändert sich immer wieder. Manchmal erfinden wir neue Wörter oder einige alte Wörter benutzt niemand mehr, deshalb können wir die (Wort-)Schatzkiste nie wirklich abschließen. Daher gibt es nur grobe Schätzungen. Die Leute, die für den Duden deutsche Wörter sammeln und beschreiben, sagen, dass es im Deutschen so zwischen 300.000 und 500.000 Wörter gibt. Das ist eine riesengroße Zahl, nicht wahr? Aber warum wissen wir das nicht genauer?

Heutzutage haben wir Computer, die uns beim Wörterzählen helfen, aber es ist dennoch eine sehr knifflige Aufgabe für sie. Denn das Wort kann mehrfach vorkommen und sich auch verändern, je nachdem wie wir es in einem Satz verwenden. Manchmal sagen wir „Tisch“, manchmal eben „Tische“ oder „Tisches“. Aber zählen wollen wir das Wort „Tisch“ nur einmal! Für einen Menschen ist diese Aufgabe vielleicht kein so großes Problem, aber es wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, dauern, wenn ein Mensch per Hand zählt. Die Computer, die uns dabei helfen, müssen also sehr schlau sein bzw. die Menschen, die für Computer extra Programme für die Analyse mehrerer Milliarden Wortformen schreiben. Die Computer sind schnell, nur so genau wie wir Menschen sind sie noch nicht.

Im Duden-Wörterbuch, in dem viele Leute die korrekte Schreibweise deutscher Wörter nachschlagen, findet man aktuell rund 148.000 Wörter und ihre Bedeutungen. Wow, das ist wirklich sehr viel! Aber keine Sorge, niemand kennt alle diese Wörter auswendig. Die meisten Leute, wie deine Mutter und dein Vater, kennen vielleicht 50.000 davon. Und wenn wir sprechen oder schreiben, benutzen wir meistens so zwischen 12.000 und 16.000 verschiedene Wörter.

Weißt du, unsere Sprache musst du dir wie einen bunten Wörter-Garten vorstellen, der immer weiterwächst. Neue Wörter blühen auf und alte Wörter, die wir nicht mehr brauchen, verwelken wie Pflanzen. Genau wie du wächst und immer neue Dinge lernst, wächst auch dein eigener Wortschatz. Seit du ganz klein warst, hast du schon eine Menge neuer Wörter gelernt, und jetzt, wo du zur Schule gehst, lernst du immer mehr dazu!

In unserem Wörter-Garten gibt es auch ganz besondere Wörter, diese sind wie seltene Blumen, die wir finden und behalten wollen. Manche neuen Wörter bleiben aber nicht lange, fast wie Blumen, die nur kurz blühen. Wir Sprachwissenschaftler nennen solche Wörter "Neologismen". Sie entstehen und verschwinden wieder, wenn sich etwas in unserer Welt verändert. Weißt du noch, als das Coronavirus kam, sind ganz viele neue Wörter entstanden und manche alten Wörter haben plötzlich eine neue Bedeutung bekommen. 2.500 Wörtern, die mit der Coronazeit zu tun haben, wurden an einem besonderen Ort, dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, gesammelt. Wenn du magst, kannst du dir die Liste dieser Wörter mal anschauen. Hier ist der Link: https://www.owid.de/docs/neo/listen/corona.jsp 

2.500 neue Wörter seit dem Jahr 2020, und da sind noch gar nicht alle neuen Wörter aus anderen Bereichen mitgezählt! Ist das nicht spannend? Wenn Dir ein neues Wort auffällt, das noch nicht auf der Liste steht, kannst du es an das Neologismen-Wörterbuch schicken. So wird vielleicht auch deine Blume im Wörter-Garten aufgehen!

Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß im Wörter-Garten

Deine Anna

A. (10 Jahre alt) fragt: Warum hört sich das „i“ und das „ie“ anders an?

Liebe A.,

Warum hört sich das „i“ und das „ie“ anders an? (Anna, 10 Jahre alt)
Eine gute Frage! Unser Alphabet schafft es, mit einer überschaubaren Anzahl von Buchstaben sehr viele verschiedene Laute in der Schrift abzubilden. Das ist auch deshalb möglich, weil es hierbei auch auf die Kombination ankommt. Vokale (a, e, i, o, u) können beispielsweise lang (wie in "Dame") oder kurz (wie in "Damm") ausgesprochen werden und es gibt verschiedene Möglichkeiten, das beim Schreiben zu kennzeichnen. Um zu zeigen, dass ein Vokal lang ausgesprochen wird, können wir etwa ein "h" dahinter setzen (wie in "Hahn") oder den Vokal verdoppeln (wie in "Haar"). Handelt es sich bei dem Vokal um ein "i", wird hier oft ein "e" angefügt, um zu zeigen, dass es lang ausgesprochen wird.
Leider ist das nicht ganz systematisch und es gibt sogar Fälle, die gleich ausgesprochen werden, obwohl eines mit "i" und eines mit "ie" geschrieben wird (wie in "Mine" (Bergbau) oder "Miene" (Gesicht)) – Da hilft manchmal nur auswendig lernen. Aber das zeigt auch, dass wir in der Schrift sogar Wörter unterscheiden können, die für uns gleich klingen.

Beste Grüße

Marco

O. (13 Jahre alt) fragt: Warum gibt es „sch“ oder „ch“, wenn man einfach einen Buchstaben haben kann?

Liebe O.,


Eine clevere Frage! Unsere Buchstaben haben sich über viele Jahre entwickelt. Die Anfänge vom Buchstaben "A" beispielsweise, einem der ältesten unseres Alphabets, gehen zurück bis 1800 v. Chr. und er hat seitdem viele Entwicklungsschritte hin zur heutigen Form durchgemacht. Dabei stand, zumindest in unserem System, immer der Laut im Mittelpunkt, der abgebildet werden sollte.

Die Frage ist auch deshalb clever, weil sie darauf abzielt, ein möglichst einfaches Alphabet zu haben, um zu viel Arbeit beim Schreiben zu vermeiden. Um aber auch zu vermeiden, derart viele Buchstaben zu haben, dass es schwierig ist, sich diese zu merken, wurden und werden Buchstaben miteinander kombiniert, um bestimmte Laute auszudrücken – wie bei "sch" oder "ch". Dadurch, dass ein Buchstabe in unterschiedlichen Kombinationen unterschiedliche Laute annehmen kann, spart man sich eine Menge zusätzlicher Buchstaben. Das klingt wird der Buchstabe "S" in "Suppe" zum Beispiel anders ausgesprochen als in "Wasser". Wenn es dann bei sehr ähnlichen Wörtern aber knifflig wird, beim Lesen die Aussprache richtig zu unterscheiden, gibt es andere Buchstaben, die aushelfen: So können wir die Geschichten der "weisen Oma" von dem "weißen Bart" des Opas unterscheiden.

Beste Grüße

Marco

Hier beantworten wir eure Fragen vom Maustag 2022

J. (9 Jahre alt) fragt: Woher kommen die Umlaute ä, ö, und ü?

Lieber J.,
vielen Dank für deine spannende Frage! Kennst du die Märchen „Hänsel und Gretel“ und „Tischlein deck dich“? Oder „Der Froschkönig“? Diese und viele, viele andere Märchen stammen von den Brüdern Grimm – Jacob und Wilhelm Grimm. Die Brüder Grimm waren aber nicht nur die bekanntesten Märchensammler, sondern auch Sprachwissenschaftler. Sie zählen zu den Vätern der Germanistik und sind Autoren und Herausgeber des größten und umfassendsten Wörterbuchs des Deutschen – des „Grimmschen Wörterbuchs“. Jacob Grimm war es, der Anfang des 19. Jahrhunderts den Begriff „Umlaut“ eingeführt hat, und zwar als Fachbegriff „für jede wandlung des vocals einer wortwurzel, d. h. auch für 'ablaut, brechung'“ – so steht es wortwörtlich im „Grimmschen Wörterbuch“.

Die Umlautbuchstaben ä, ö und ü, so wie wir sie heute kennen, sind aus der Kombination des lateinischen Buchstabens und einem den Umlaut anzeigenden e (ae, oe, ue) entstanden. Bereits im 15. Jahrhundert hat man über oder hinter den Buchstaben a, o oder u ein „e“ gesetzt, um deutsche Laute abzubilden, für die kein entsprechender Buchstabe im lateinischen Alphabet zur Verfügung stand. So schrieb man bis zum 18. Jahrhundert, bis irgendwann daraus zwei Punkte über a, o und u entstanden sind. Die Herkunft der Umlautbuchstaben ist im heutigen Schreibgebrauch noch erkennbar, insbesondere bei historischen Ortsnamen wie zum Beispiel Uelversheim in Rheinland-Pfalz und bei Familiennamen wie Goethe oder Baerbock.

Mit dem Umlaut werden neben dem Numerus (Bruder – Brüder) und der Komparation (klug – klüger) auch Wortbildungsprozesse markiert. Ein paar weitere Beispiele findest du in grammis:

https://grammis.ids-mannheim.de/terminologie/406

G. (6 Jahre alt) fragt: Warum heißt es "Busse" und nicht "Büsse"? Es heißt doch "Nuss" und "Nüsse"?

Liebe G.,
bereits mit 6 Jahren hast du eine sehr schöne Entdeckung gemacht und zwar, dass die Bildung der Mehrzahl im Deutschen unterschiedlichen Mustern folgt. Nur Wörter mit ähnlichen grammatischen Eigenschaften gehören in eine Gruppe und bilden auch die Mehrzahl gleich. Die Sprachwissenschaftler sprechen in solchen Fällen von Deklinatonsklassen von Substantiven, aber Du kannst Dir auch einfach einen großen Obstgarten vorstellen, wo Äpfel und Birnen in Kisten sortiert werden. Äpfel gehören nicht in dieselbe Kiste wie Birnen, weil Birnen eine andere Form haben und gar nicht so knackig sind wie Äpfel. So unterscheiden sich Äpfel und Birnen in ihren Eigenschaften.

Ähnlich ist es mit Wörtern: Die Wörter „Bus“ und „Nuss“ hören sich zwar sehr ähnlich an, haben aber unterschiedliche grammatische Eigenschaften und gehören nicht in dieselbe Kiste.

Ich kann Dir helfen, diese Eigenschaften sichtbar zu machen.

  1. Du sagst, „DER Bus“ und „DIE Nuss“: DIE-Wörter liegen sehr ungern in derselben Kiste mit DER-Wörtern und DAS-Wörtern – das ist die erste wichtige Unterscheidung.
  2. In einem internationalen Kalender findest Du für fast jeden Tag einen Feiertag. So feiert man „den Tag DES BussES“ (in Japan), aber „den Tag DER Nuss“ (in Großbritannien) – das Wort „Buss“ kriegt in diesem Beispiel die Endung „es“, das Wort „Nuss“ kriegt keine.
  3. Außerdem ist das Wort „Nuss“ viel älter als das Wort „Bus“; es wurde schon im Althochdeutschen verwendet, da gab es ja noch keine Busse. Das Wort „BUS“ kommt erst Anfang des 20. Jahrhunderts ins Deutsche: Es wird von dem lateinischen „omnibus“ abgeleitet, was „für alle“ bedeutet.

Wie du siehst, kann man die Wörter „Bus“ und „Nuss“ nicht in eine Kiste legen und Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Daher sagen wir „ein Bus“ und „zwei Busse“ und „eine Nuss“ und „zwei Nüsse“!

Noch mehr Information über Flexionsklassen der Nomina finden deine Mama und dein Papa auf grammis:

https://grammis.ids-mannheim.de/progr@mm/4064

A. (10 Jahre alt) fragt: Was ist das längste Wort mit dem Buchstaben „E“?

Liebe A.,
deine Frage nach dem längsten deutschen Wort mit dem Buchstaben „E“ ist ja sehr schön! Soll das Wort mit dem Buchstaben „E“ anfangen? Lass uns zusammen suchen: Ich helfe dir gern und recherchiere für dich in der digitalen Datenbank der Duden-Redaktion, da wo neue Wörter erstmal gesammelt werden. Sie stehen noch nicht im Rechtschreibduden, sind aber schon mal auf der sogenannten „Kandidatenliste“, da sie mindestens 5 Mal in unterschiedlichen Quellen erwähnt wurden. Wenn die Wörter noch häufiger erwähnt werden, kommen sie in den Rechtschreibduden.

Der Listenführer ist das Wort:
„Rinderkennzeichnungsfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz“
mit 79 Buchstaben.

Auf Platz 8 steht das Wort, das mit dem Buchstaben „E“ anfängt:
„Erdachsendeckelscharnierschmiernippelkommission“
mit 47 Buchstaben.

Ganz schön lang sind diese Wörter, aber nicht besonders häufig! Hier findest du die komplette Kandidatenliste der längsten Wörter im Dudenkorpus:
https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Die-langsten-Worter-im-Dudenkorpus

Das längste Wort, das in den Rechtschreibduden bereits aufgenommen wurde, ist etwas kürzer und besteht aus 44 Buchstaben: „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“ (oder kurz ADHS). Es fängt aber nicht mit dem Buchstaben „E“ an, auch unter den 10 längsten Wörtern des Deutschen im Rechtschreibduden finden wir kein Wort mit dem Anfangsbuchstaben „E“…
https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Die-langsten-Worter-im-Duden

Suchen wir weiter? Das Wort, das es ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat, besteht aus 80 Buchstaben, fängt aber auch nicht mit „E“ an:
Donaudampfschifffahrtselektrizitätenhauptbetriebswerkbauunterbeamtengesellschaft (80 Buchstaben)

Das ist ein Kompositum (so wie alle anderen langen Wörter übrigens auch) – so nennt man Wörter, die aus mehreren Wörtern zusammengesetzt werden. Komposita haben eine Zauberformel: Sie können (fast) unendlich lang werden – so geht das:

  • Elefantenrüssel (15 Buchstaben)
  • Elefantenrüsselforschung (24 Buchstaben)
  • Elefantenrüsselforschungsförderung (34 Buchstaben)
  • Elefantenrüsselforschungsförderungsgesetz (41 Buchstaben)
  • usw.

Wir können damit auch weiterspielen, aber ich habe deine Frage noch nicht beantwortet: Wie heißt denn das längste deutsche Wort? Leider kann ich dir keine Antwort auf diese Frage geben, weil du vielleicht ausgerechnet in diesem Moment eine Idee hast, wie man unser letztes Wort mit 41 Buchstaben noch länger machen kann, indem du es Schritt für Schritt erweiterst? Ich bin mir sicher, du kannst das längste deutsche Wort mit dem Buchstaben „E“ selbst kreieren, auch wenn dieses Wort es nicht in die Duden-Datenbank schafft!

Über das Spiel mit den langen Wörtern kannst du unter dem Stichwort „Wortbildung durch Komposition“ in grammis nachlesen:

https://grammis.ids-mannheim.de/fragen/3018

N. (11 Jahre alt) fragt: Warum sprechen wir in Deutschland eigentlich Deutsch bzw. wer hat die deutsche Sprache erfunden?

Lieber N.,
vielen Dank für deine interessante Frage! Die meisten Sachen, sogar Ideen, hat jemand in der Tat erfunden. Aber für Sprachen gilt das in der Regel nicht. Genauer genommen unterscheiden wir zwischen sogenannten NATÜRLICHEN und KÜNSTLICHEN Sprachen. Künstliche Sprachen wie „Esperanto“ oder „Elbisch“ (als fiktive Elfensprache) hat in der Tat jemand, ob eine Person oder eine Gruppe von Personen, erfunden bzw. ausgearbeitet. Das muss sehr spannend gewesen sein, und vielleicht möchtest du auch selbst eine Sprache erfinden: Dazu musst du dir neue Wörter ausdenken, du musst dir Regeln ausdenken, wie man sie verbindet, und ganz wichtig, du musst die Sprache jemandem beibringen. Denn eine Sprache, die nur du allein sprichst, hilft dir wenig. Sprachen sind ja zum Kommunizieren da; wenn niemand deine Sprache versteht, kannst du auch mit niemandem kommunizieren.

Natürliche Sprachen haben sich von selbst im Laufe der Geschichte ENTWICKELT, und zwar dadurch, dass Menschen miteinander kommunizieren mussten. Sie mussten sich im Laufe der Zeit auf Wörter, grammatische Regeln usw. einigen. Und auch das taten sie nicht, indem sie darüber diskutiert haben, sondern ganz natürlich, wie auch im Spiel manchmal neue Regeln von selbst entstehen. Sprachen können sich entsprechend auch wie Spiele durch die Handlungen und Vorlieben der Sprecherinnen und Sprecher von selbst ändern. Nur langsamer, weil es in der Regel sehr viele Menschen gibt, die die Sprache sprechen.

Auch das Deutsche ist eine natürliche Sprache. Wir sprechen Deutsch, weil die Generation vor uns Deutsch gesprochen hat, wir sprechen aber ein wenig anders als sie. Und sie sprachen Deutsch, weil ihre Eltern Deutsch gesprochen haben, aber auch ein wenig anders. Und so kann man Schritt für Schritt in die Geschichte zurückgehen. Irgendwann ist die Sprache der Vorfahren und die Sprache, die wir heute sprechen, durch kleine Veränderungen schon so unterschiedlich, dass man die Sprache der Vorfahren nicht mehr verstehen kann. Zum Beispiel würdest du heute das Althochdeutsche, das man vor mehr als 1000 Jahren hier gesprochen hat, nicht mehr verstehen. Wie groß das Territorium, wo das Althochdeutsche gesprochen wurde, genau war, lässt sich nicht zu 100 % eindeutig rekonstruieren. Denn Bevölkerungsgruppen, die die gleiche Sprache gesprochen haben, haben sich im Laufe der Geschichte auch bewegt. So erklärt sich, dass wahrscheinlich vor mehreren 1000 Jahren die Vorfahren vieler Sprachen aus Europa und Asien noch dieselbe Sprache sprachen: Indoeuropäisch.

D. (19 Jahre alt) fragt: Wie hat es sich entwickelt, dass in der deutschen Sprache Wörter zum Teil Geschlechter haben (der, die, das). Während in anderen Sprachen wie z.B. Englisch oder Finnisch alles geschlechtslos ist?

Lieber D.,
das ist eine sehr gute und sehr spannende Frage! Wenn du das ganz genau wissen möchtest, solltest du vielleicht Sprachwissenschaft studieren. In der vergleichenden Sprachwissenschaft oder Typologie werden genau solche Fragen besprochen. Wenn du aber mit dem Studium anfängst, wirst du bereits ganz am Anfang lernen, dass es sich bei der Entwicklung von Sprachen um sehr komplexe Phänomene handelt, die man nicht leicht erklären kann.

Geschlecht (Genus) ist ein weit verbreitetes Phänomen. Das Deutsche unterscheidet zwischen drei Genera (Maskulinum, Femininum, Neutrum), aber in einigen Sprachen gibt es weniger (nur Maskulinum und Femininum) oder mehr Genera (zum Beispiel Maskulinum, Femininum, belebt, unbelebt) als im Deutschen. Es gibt auch sehr viele Sprachen, in denen es gar kein Genus gibt (Türkisch, Finnisch, Ungarisch). Dann gibt es Sprachen, in denen es zwar ein Genus gibt, aber nur in bestimmten Bereichen, wie etwa im Englischen, das bei den Pronomen in der 3. Person Singular zwischen er, sie und es unterscheidet.

Warum sind Sprachen diesbezüglich so unterschiedlich? Leider kann man das nur ganz allgemein beantworten: Sprachen sind in sehr vielen Hinsichten sehr unterschiedlich und das Genus gehört nun mal dazu. Das hat meistens historische Gründe, die man im Einzelfall rekonstruieren kann.

Das Wichtige ist aber, dass das Genus eigentlich ganz wenig mit dem natürlichen Geschlecht zu tun hat, sondern eher mit der Übereinstimmung grammatischer Merkmale innerhalb einer Nominalphrase. So kann man mithilfe des Genus gut erkennen, welche Wörter zusammengehören, zum Beispiel im Satz:

Eine den kleinen Elefanten jagende Katze hat die Maus verärgert.

Andere Sprachen, die kein Genus haben, müssen auf andere grammatische Tricks zurückgreifen, damit solche komplexen Ausdrücke leicht verständlich sind. Auch kann das Genus dazu dienen, den Wortschatz in unserem Kopf zu strukturieren und uns dadurch das Sprechen und Lesen zu erleichtern.

J. (9 Jahre alt) fragt: Wenn die Maus reden könnte, würde sie dann viel reden?

Lieber J.,
die Maus kann vielleicht nicht mit Worten reden, aber sie kommuniziert mit ihren Freunden, insbesondere mit dem Elefanten, ganz schön viel. Woher wissen wir das? Sie verstehen einander in vielen Situationen, sie können zusammenarbeiten. Sie können auch schon mal gemeinsam ein Bild malen oder betrachten. Die Maus schafft es sogar, durch geschickte Mimik, Gestik oder sogar durchs Malen und durch Performanz ihre Emotionen und zum Teil Gedanken auszudrücken. Aber es ist ganz schön mühsam, ein Märchen oder eine Geschichte ganz ohne Worte zu erzählen. Und die Maus tut es doch, so gut sie es kann. Was meinst du? Würde jemand, der auch ohne Worte so viel kommuniziert, sich so sehr bemüht, verstanden zu werden, jemals aufhören zu reden, wenn sie es könnte?

Aber andererseits – so wie es ist, ist es vielleicht spannender. Schließlich können wir alle darüber rätseln, was die Maus eigentlich meint, wenn sie dies oder jenes auszudrücken versucht. Nur ihre besten Freunde verstehen sie ganz genau.

L. (10 Jahre alt) fragt: Warum gibt es in der Grammatik Formen und Regeln, die im Alltag nie benutzt werden (Aktiv: Sie ruft mich. Passiv: Ich werde von ihr gerufen.)?

Liebe L.,
vielen Dank für deine Frage zur Grammatik des Deutschen! Wahrscheinlich bezieht sich deine Frage auf den Deutschunterricht in der Schule, wo du ab und zu grammatische Übungen machen musst, z. B. wie man einen Aktiv-Satz (wie „Sie ruft mich.“) in einen Passiv-Satz korrekt umwandelt. (Da hast du auf jeden Fall alles richtig gemacht!). In der Grammatik geht es aber nicht immer nur um die Bildung korrekter Formen, sondern auch um die Funktion und um den Anwendungsbereich grammatischer Strukturen.

Du meinst, Passiv-Sätze seien im Alltag eher ungebräuchlich? Zum Teil stimme ich dir zu, denn das Aktiv ist im Deutschen häufiger als das Passiv. Manche Verben sind gar ungeeignet, um das Passiv zu bilden: („Es regnet.“ ist richtig, aber „Es wurde geregnet.“ ist falsch!)

Aber Sprache ist nicht nur für den Alltag da, bzw. der Alltag unterschiedlicher Leute gestaltet sich sehr unterschiedlich. Einige Leute müssen sich in ihrem beruflichen Alltag mit sehr komplexen Sachverhalten beschäftigen (z. B. Juristen, Forscher, Steuerberater, Verwaltungsangestellte usw.) und greifen entsprechend grammatische Strukturen auf, die andere in der Tat seltener benutzen. Das Passiv gehört auch dazu. Sprache begegnet uns überall und wenn du aufmerksam liest, wirst du merken, dass bestimmte Textsorten ohne Passiv gar nicht auskommen: Zum Beispiel nutzen üblicherweise öffentliche Einrichtungen (wie Schulen, Bibliotheken oder Schwimmbäder) die Unpersönlichkeit des Passivs bei solchen Formulierungen wie:

  • Die Öffnungszeiten werden durch Aushang und im Internet bekanntgegeben.
  • XY kann aus besonderen Gründen zeitweilig geschlossen werden.

Passiv-Sätze findest du auch in einem Lexikonartikel; sie sind für Definitionen besonders geeignet:

Auch du oder deine Freunde verwenden Passiv-Sätze ganz sicher manchmal. Wenn ihr, zum Beispiel, gar nicht wisst oder es ganz egal ist, wer etwas getan hat; mit anderen Worten: Wenn das Subjekt weniger wichtig ist als das Objekt.

  • Meine Mutter wurde befördert.
  • Hilfe! Meine Freundin wurde in der Straßenbahn bestohlen!
  • L., schau mal, deine Frage wurde beantwortet!

Noch mehr über das ungleiche Paar Aktiv und Passiv kannst du in grammis nachlesen:

https://grammis.ids-mannheim.de/systematische-grammatik/928

N. (11 Jahre alt) fragt: Warum haben wir das Plusquamperfekt, wenn es nie benutzt wird?

Lieber N.,
vielen Dank für deine Frage über das Plusquamperfekt im Deutschen! Meinst du, dass diese Zeitform „am Aussterben ist“ oder ist sie bereits „tot“? Wir finden es zusammen heraus!

Erst einmal, was ist das überhaupt für eine Form und wofür dient sie im Deutschen: Das Plusquamperfekt (auch „Präteritumperfekt“ in der Duden-Grammatik und grammis genannt) ist eine zusammengesetzte Tempusform, die aus dem finiten Verb „haben“ oder „sein“ im Präteritum und dem Partizip Perfekt des Vollverbs gebildet wird (z.B. „Ich hatte es nicht gewußt.“ oder „Er war gestern abgereist.“). Neben dem Präteritum ist das Plusquamperfekt das erzählende Tempus im Deutschen. Deshalb kann man annehmen, dass das Plusquamperfekt als ein Signal für Vorzeitigkeit häufig in Büchern vorkommt, in denen die Handlung im Präteritum erzählt wird.

Dass diese Tempusform veraltet ist, widerlegen tausende Zeitungsbelege sowohl aus Deutschland als auch aus der Schweiz und Österreich. Hier habe ich für dich einen der neueren Zeitungsbelege aus dem Jahr 2021 ausgesucht, in dem es um Fußball geht:

Die Deutschen hatten gewusst, wie sehr es auf Pass- und Ballsicherheit ankommt. Auch auf die Chancenverwertung. (Hannoversche Allgemeine, 22.01.2021, S. 12)“

Und das ist noch nicht alles: Soll ich Dir etwas verraten, was in der Schule nicht unterrichtet wird, weil es nicht zum Tempussystem des Standarddeutschen gehört? In der alltäglichen inoffiziellen mündlichen Kommunikation kann sogar das Doppel-Plusquamperfekt verwendet werden! Hast du solche Sätze schon mal gehört?

  • Ich hatte noch nie davon gehört gehabt!
  • Da hatte sie ihren Geldbeutel verloren gehabt.

Dabei bildet das Hilfsverb „haben“ als „hatte gehabt“ eine sogenannte „Verbalklammer“, zusammen mit „eingeplant“, dem Partizip II des Vollverbs. Sprachwissenschaftler nennen solche Vergangenheitsformen „superkomponierte Formen“ oder auch „doppelte Perfektformen“. Verbreitet sind sie in den oberdeutschen Dialekten, aber auch in den ost- und westmitteldeutschen. Schriftsprachliche Verwendungen sind vergleichsweise (noch) selten. Hier ist sind zwei Zeitungsbelege:

  • Zunächst hatte Regisseur Carol Reed symphonische Musik eingeplant gehabt, aber weil ihm Karas' Klang so gefiel, hat er während der Postproduktion umdisponiert. (Die Presse, 06.07.2016)
  • Meines Erachtens hätte Kuhn in beiden Spielen andere Leute bringen müssen. Spätestens gegen die Türken wäre der Zeitpunkt gekommen gewesen, Barnetta zu ersetzen. (Die Südostschweiz, 14.06.2008)

Wenn du weitere Beispiele für das Plusquamperfekt und für „superkomponierte Formen“ suchst, wirst du auf grammis fündig: https://grammis.ids-mannheim.de/progr@mm/5254

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