20. Vortrag im Rahmen des internationalen Gästeforums

Verbale Elemente der Landkarte – eine konstante Gegebenheit oder…?

Das Bild zeigt Prof. Dr. Marina Andrazashvili.
© Prof. Dr. Marina Andrazashvili

Prof. Dr. Marina Andrazashvili
Lehrstuhl für deutsche Philologie an der Staatliche Ivane Javakhishvili Universität Tbilisi, Georgien

Mittwoch, 20.09.2023 von 14:00 – 16:00 Uhr
IDS Mannheim, Raum 1.28

Die Landkarte wird im vorliegenden Vortrag als ein besonderes Produkt des interdisziplinären Diskurses betrachtet, dessen graphische Zeichen gewisse Inhalte implizieren und sie zugleich auch signalisieren, graphematische Zeichen jedoch diese Inhalte verbalisieren. Graphische Symbole – wie Konturen, Farben, Zahlen, Schriftarten, Ikone etc. – haben schon längst internationale Akzeptanz gefunden; graphematische Zeichen dagegen, die im Grunde verbale/lexikalische Elemente darstellen und wegen ihrer nationalen Prägung von Sprache zu Sprache unterschiedlich sind, müssen logischerweise jeweils in die Zielsprache transferiert werden, damit sie im gegebenen Kulturkreis überhaupt identifizierbar sind. Dieser schon für sich genommen mehrstufige Prozess stößt auf zusätzliche Probleme im Falle der Sprachen mit nationalem Alphabet, zu denen auch das Georgische gehört.

Im Vortrag wird der Transfer der deutschen Toponyme im Kontext der gegenwärtigen Globalisierung sowie der aktuellen Sprachenpolitik behandelt. Dabei wird angestrebt, die georgischen Äquivalente eventuell von dem Einfluss der Mittlersprachen zu befreien und die so genannten Fehlübertragungen möglichst zu beheben. Präsentiert werden die diesem Prozess zugrundeliegenden Kriterien, die einerseits durch das systematische Studieren der Deutschlandkarte, andererseits durch die Analyse der Strukturtypen deutscher Toponyme entwickelt wurden. Darüber hinaus wird versucht, die erschlossenen Regularitäten aus der Sicht der Sprachuniversalien zu bewerten.

Zur Person:

Marina Andrazashvili studierte die deutsche und die georgische Philologie an der Staatlichen Ivane Javakhishvili Universität Tbilisi (Georgien) und an der Lomonossow Universität Moskau. 1986 promovierte  sie zur „Negation und Negierungsprobleme im Deutschen“; seit der Habilitation 2006 ist sie als Universitätsprofessor am Lehrstuhl für deutsche Philologie an der Staatliche Ivane Javakhishvili Universität Tbilisi tätig. Sie ist für folgende Fächer zuständig: Grundlagen der deutschen Grammatik – Morphologie, Syntax (BA), Moderne Theorien der Syntax (MA), Germanistische Soziolinguistik (MA), Psycholinguistik (MA), Translationswissenschaft – Theorie, Praxis (MA). Zu ihren Forschungsgebieten gehören: Grammatiktheorie, kontrastive Linguistik, Soziolinguistik, Psycholinguistik, Translationstheorien – Translationsdidaktik, Lexikographie, Onomastik – Namentransfer.

Marina Andrazashvili nimmt oft an internationalen Tagungen/Konferenzen im Ausland teil, hat ca. 60 Publikationen, etliche Mitherausgebschaften; von ihr werden Magister- und Doktorarbeiten geleitet. Für die Arbeit an ihren Forschungsprojekten wurde sie mehrfach durch den DAAD, KAAD und die Fritz Thyssen Stiftung gefördert.

Ihre wichtigsten Publikationen sind:

  • Toponyme Deutschlands – orthographisches Wörterbuch mit kulturgeographischen Kurzkommentaren. In zwei Bänden. Tbilisi: Universitätsverlag 2023 (989 Seiten).
  • Grammatik der deutschen Sprache. Monographie in vier Bänden. Tbilisi: Universitätsverlag 2009–2013 (1 898 Seiten);
  • Grammatik der deutschen Sprache für Studierende mit der Muttersprache Georgisch. In vier Bänden. Tbilisi: Universitätsverlag 1999–2003 (1 444 Seiten);
  • Lehrbuch für georgische Journalistikstudenten. Tbilisi: Universitätsverlag 1997 (189 Seiten);

Aktuell arbeitet sie an den Forschungsprojekten:

  • „Auswertung von Tonaufnahmen der kaukasischen Kriegsgefangenen des ersten Weltkriegs“   Kooperationsprojekt mit Dr. Heike Liebau / ZMO Berlin. processing of the audio archive of prosoners of World War I (listening to records, transcription, translation into German, linguistic anaylsis). Leibniz-Zentrum Moderner Orient / ZMO Berlin.
  • Einführung in die germanistische Onomastik und Namentransfer (individuelles Projekt, angefangen 2023).