Pressemitteilung, 13. Juni 2013
Beobachtung des Schreibgebrauchs mit computerlinguistischen Methoden
Institut für Deutsche Sprache in Mannheim koordiniert neues Verbundprojekt
Das Seminar für Computerlinguistik der Universität des Saarlandes in Saarbrücken, die Wörterbuchverlage Bibliographisches Institut GmbH (Dudenverlag) und Wahrig bei Brockhaus (Gütersloh) sowie das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim unter Beteiligung des Rates für deutsche Rechtschreibung, der in der Vergangenheit maßgebliche Empfehlungen zur Neuregelung der Rechtschreibung vorgelegt hat, haben sich zu einem Verbundprojekt zusammengefunden. Das Projekt hat eine umfassende Beobachtung des Schreibgebrauchs mit Hilfe computerlinguistischer Methoden und Instrumentarien zum Ziel und wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es begann im Frühjahr 2013 mit einer Auftaktveranstaltung am Institut für Deutsche Sprache, dem Koordinator des Verbundes. Sprache ist kein starres Gebilde, sondern sie unterliegt einem kontinuierlichen Wandel. Dieser Wandel bildet sich zeitversetzt auch im Gebrauch der Rechtschreibung ab – ein Prozess, der oft registriert, häufiger beklagt, aber nur selten wissenschaftlich aufgearbeitet wird. Obgleich es ein hochrangiges nationales Anliegen ist, zu wissen, ob das amtliche Regelwerk zur deutschen Rechtschreibung in der Praxis akzeptiert wird, fehlt derzeit ein Instrumentarium für eine systematische Beobachtung des Schreibgebrauchs im deutschsprachigen Raum. In den nächsten drei Jahren sollen Instrumentarien für eine umfassende systematische Beobachtung des tagtäglich angewandten Schriftdeutschen vor allem der sogenannten „professionellen Schreiber“ in Zeitungen und Zeitschriften, aber auch von Schülern, Bloggern und anderen nichtprofessionellen Schreibern entwickelt werden. Als empirische Grundlage dienen neben bereits vorhandenen Textdaten auch innerhalb des Projekts neu aufzubauende Sammlungen, die dann vermehrt auch Beispiele für die Internetkommunikation beinhalten werden. Hiermit soll die tatsächliche Verwendung der Schriftsprache in stärkerem Maße bei der Normierung der deutschen Orthografie berücksichtigt werden. Schließlich sollen die Ergebnisse des Projektes dem Rat für deutsche Rechtschreibung als Baustein für die künftige Normierungsarbeit dienen. Als weiterer positiver Effekt dieses Projekts soll ein umfassender Überblick über sprachliche und kulturelle Varianz entstehen, der Ausgangspunkt für weitergehende Forschungen z.B. zur Dynamik des Wortschatzes in Bereichen wie Fremdwort- und Neologismenentwicklung sein kann. Kontakt:Dr. Andreas Witt
Institut für Deutsche Sprache (IDS)
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Tel.: 0621 / 15 81 - 410
E-Mail: witt (at) ids-mannheim.de Pressemeldung als pdf
Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) ist die zentrale außeruniversitäre Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache in ihrem gegenwärtigen Gebrauch und in ihrer neueren Geschichte. Das IDS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Näheres unter: <www.leibniz-gemeinschaft.de>.