Kolloquium

6.-7. Dezember 2002

Abstracts der Beiträge

Joachim Ballweg (IDS Mannheim): Weil - Ursachen, Gründe und Motive Im ersten Teil des Vortrags wird im Rahmen der Spieltheorie eine modelltheoretische Analyse der Ursache-Wirkung-Beziehung skizziert, die auch deren Beziehung zur Konditional-Relation aufzeigt. Im zweiten Teil folgt der Versuch, diese Analyse auszudehnen und auch für Begründungen, wie in Er ist zu Hause, weil das Licht im Wohnzimmer brennt. bzw. Er ist zu Hause, denn/weil das Licht brennt im Wohnzimmer fruchtbar zu machen. Darüber hinaus soll auch die Rolle von Motiven, wie in Er trinkt kein Bier, weil er abnehmen will. beleuchtet werden. __________________ Hardarik Blühdorn (IDS Mannheim): Konditionale Verwendung von Temporalkonnektoren – wenn, denn, bevor und nachdem In der Semantik vieler Konnektoren sind deiktische Komponenten enthalten. Besonders deutlich ist dies bei da, das in seiner räumlichen Verwendung Nähe zu einem Ort anzeigt, der im aktuellen Diskurskontext definiert ist, ohne mit dem Ort des Sprechers zusammenzufallen. Es ist oft darauf hingewiesen worden, dass da auch zeitlich und modal bzw. konditional verwendet werden kann. Dabei bleibt seine relationale Grundbedeutung erhalten und wird lediglich in eine andere konzeptuelle Domäne übertragen. So zeigt temporales da Nähe zu einem Zeitpunkt an, der im aktuellen Diskurskontext definiert ist, ohne mit dem Sprechzeitpunkt zusammenzufallen, und konditionales da zeigt Abhängigkeit von Bedingungen an, die im aktuellen Diskurskontext definiert, aber nicht vom Sprecher gesetzt sind. Eine analoge Analyse wird für denn vorgelegt, das nicht räumlich, aber zeitlich und konditional/modal verwendet wird. Zu wenn steht es in einer Definitheits-Indefinitheits-Opposition. Da, denn und wenn haben topologische Bedeutung. Sie zeigen Relationswerte an, die nicht dimensional und/oder direktional spezifiziert sind. Im Gegensatz dazu sind die Grundbedeutungen von bevor und nachdem vektoriell. Es werden Richtungen in Dimensionen angezeigt, und zwar gleichsinnige (bevor) oder gegensinnige (nachdem) Relationen. In temporaler Verwendung entsprechen diese der Vor- bzw. Nachzeitigkeit gegenüber einem Bezugsereignis. Auch bei diesen Konnektoren sind Übertragungen in die modale Domäne üblich. Allerdings scheint die Übertragung bei bevor und nachdem unterschiedlich vor sich zu gehen. Für nachdem wird ein modaler Vektor durch die Bedingung-Folge- Relation definiert, auf dem nachdem die Folge relativ zu einem Bezugsereignis anzeigt. Für bevor dagegen wird der modale Vektor durch die geringere oder größere Distanz zu den Bezugsbedingungen definiert. Bevor zeigt relativ größere Nähe, somit höhere Wahrscheinlichkeit bzw. Präferenz an. Als allgemeineren Ertrag für die Theorie der Konnektorensemantik behandelt der Vortrag die Oppositionen topologische vs. vektorielle Relation, definite vs. indefinite Referenz, Nähe vs. Ferne und gleichsinnige vs. gegensinnige Ausrichtung. Diese gehören zu einem größeren Inventar von Oppositionen, mit deren Hilfe die paradigmatische Struktur des Konnektorensystems der deutschen Gegenwartssprache beschrieben werden kann. _____________________ Eva Breindl (IDS Mannheim): Relationsbedeutung und Konnektorbedeutung: Additivität, Adversativität und Konzessivität Die semantischen Relationen Additivität, Adversativität und  Konzessivität (prototypisch im Deutschen kodiert durch die Konnektoren und, aber  obwohl), die über die logische Konjunktion miteinander in Beziehung stehen, lassen sich als skalar angeordnet im Sinne zunehmender semantischer Komplexität (Merkmalsanreicherung, stärkere Dependenz der Relata) verstehen. Der zunehmenden semantischen Komplexität der Relationen entspricht ein zunehmendes morphonologisches Gewicht der prototypischen Vertreter und, aber obwohl und eine zunehmende Integriertheit bzw. ein zunehmender Grad an Grammatizität des syntagmatischen Verkettungstyps, der für die Vertreter der Relation typisch ist: Koordination (und, sowohl, sowie, wie) und Adverbintegration (auch, ferner, daneben, darüber hinaus...) bei additiven Konnektoren, Adverbintegration (aber, hingegen, dagegen, demgegenüber, doch, allerdings..), aber kaum Subordination (einzig: während) bei adversativen Konnektoren, Adverbintegration (trotzdem, dennoch) und Subordination (obgleich, obwohl) bei konzessiven Konnektoren. Es liegt also konstruktioneller Ikonismus vor. Die als prototypisch für die Relationen geltenden Konnektoren und - aber - obwohl wiederum stehen in einem Verhältnis zunehmender semantischer Spezialisierung: vom semantisch neutralen und mehrfach interpretierbaren und (temporal sukzessiv: Sie nahm das Geschenk und packte es aus; konsekutiv: Sabine zog die Notbremse und der Zug kam abrupt zum Stehen; adversativ: Ich arbeite mich hier ab und er hängt nur faul rum; konzessiv: Du liegst faul im Bett - und draußen ist das schönste Wetter! ) über das adversativ-oppositive und konzessive aber (Das Hotel Lamm ist teuer, aber das Hotel Schwan ist günstig; Das Hotel Lamm ist teuer, aber das Essen dort ist miserabel.) bis zu obwohl, der "Endstation für jede Interpretationserweiterung" (König 1991). Die übrigen Vertreter der additiven und adversativen Relation sind   semantisch deutlich stärker spezialisiert als und und aber und lassen vergleichbare Interpretationserweiterungen nicht zu. Damit stellt sich die Frage, ob für die Abgrenzung und Beschreibung der Relationsbedeutungen nicht vielmehr solche monosemantischen, spezialisierten Konnektoren herangezogen werden müssten, um die Interpretationserweiterungen und Relationsübergriffe, die bei Konnektoren recht häufig sind, möglichst unter Wahrung eines bedeutungsminimalistischen Beschreibungsansatzes erfassen zu können. Diesem Wechselspiel zwischen der Bestimmung und Abgrenzung von Relationsbedeutungen und der Beschreibung der Bedeutungen von monorelationalen und polyrelationalen Konnektoren soll im Vortrag nachgegangen werden. _______________ Claudio DiMeola  (Rom): Komplexität von Konzessivrelationen: ein einfacher Fall von Ikonizität? Die Konzessivrelation kann verschiedene Werte annehmen (faktisch, konditional, quantitativ-skalar, limitativ, korrektiv u.a.) und kann durch Konzessivkonnektoren ausgedrückt werden, deren transparente morphologische Struktur jeweils auf verschiedene etymologische Ursprungsbereiche zurückgeht (konditional, quantitativ-skalar u.a.). Relationsart und Konnektorart stehen allerdings nicht immer in einer ikonischen Relation zueinander (so kann beispielsweise das konditionale selbst wenn auch nichtkonditionale Konzessivität ausdrücken: selbst wenn sie gestern krank war, ging sie ins Büro). Einerseits liegt also ein Abbau von Ikonizität vor, der auf Desemantisierung im Rahmen des allgemeinen Grammatikalisierungsprozeß der Konzessivkonnektoren zurückzuführen ist. Andererseits findet ein Aufbau von Ikonizität statt, da die fortschreitende Desemantisierung sich in einer Reihe von morphologischen und syntaktischen Charakteristiken widerspiegelt, die den neuen, nunmehr grammatischen Status des Konnektors ikonisch anzeigen. _____________________ Ekkehard Eggs (Hannover): Kausalität und Konditionalität In einem ersten Schritt will ich zeigen, dass die Grundbedeutung des nicht-temporalen wenn darin besteht, einen Sachverhaltszusammenhang oder eine Folgerung als hypothetisch zu markieren. 'Konditionalität' ist dagegen ein Sinneffekt, der beim Vorliegen bestimmter logisch-semantischer wie auch pragmatischer Faktoren entsteht. Dieser Sinneffekt soll dann gegen andere Verwendungsformen (generische Aussage, hypothetisches Argument, Vermutung, usw.) - unter Berücksichtigung weiterer Konnektoren wie falls, sofern oder solange wie - abgegrenzt werden. Diese Abgrenzung verlangt nicht nur eine Klärung verschiedener Formen des Generischen oder der Modi des Behauptens, sondern vor allem auch der Unterschiede zwischen kausalen Ursache/Wirkung-, konditionalen Bedingung/Folge- und logischen Argument/Konklusions-Beziehungen. Dass sich diese Unterschiede in der Syntax von ‘deskriptiven’ vs. ‘argumentativen’ Konnektoren nachweisen lassen, soll am Beispiel von weil, da, denn, schließlich, kurz (zusammengefasst) verdeutlicht werden. Abgeschlossen werden diese Überlegungen durch die Analyse von Konstruktionen wie wenn p, dann deshalb, weil q bzw. wenn p, warum denn dann q oder wie auch immer p, q liegt vor, da r, in denen Kausalität und Konditionalität in spezifischer Weise gemischt werden. _____________  Ewald Lang (Berlin): Schnittstellen bei der Konnektoren-Beschreibung Über die Jahre hin habe ich das Projekt HdK mit großem Intesse begeleitet und auch das Ms. des nun vorliegenden ersten Bandes mehrfach gelesen. Vor diesem Hintergrund versucht mein Beitrag, ergänzend zu dem Bericht von Renate Pasch, einige Schnittstellen der Konnektorenbeschreibung zu definieren und im Ausblick auf die noch zu erwartenden Teile des HdK zu problematisieren. Als Bezugsrahmen dient ein Komponenten-Modell der Struktur und Interpretation von Koordinationsstrukturen (KK), in dem vier Interaktionsbereiche nach dem Muster "X & Y" lokalisiert sind:
(1) Syntax & Satzsemantik der Koordinate
(2) Semantische Differenzierung der Koordinate & Common Integrator
(3) Informationsstruktur der KK & Prosodie
(4) Beitrag der Konjunktorenbedeutung zur KK & Diskursanbindung der KK. Anhand einer Auswahl von Minimalpaaren von KK mit und, aber, hingegen, während, jedoch werden der jeweilige Anteil und der Zusammenhang von (1) - (4) unter Bezug auf die im HdK vorgelegten Befunde illustriert und bezüglich der Arbeitsteilung zwischen Grammatik und Pragmatik, d.h. zwischen kompositional-fundierter Satzsemantik und inferenz-basierter Diskurssemantik diskutiert. In der Auswahl der Konnektoren versteht sich der Beitrag zugleich als flankierende Studie zum Beitrag von Eva Breindl. _____________  Horst Lohnstein (Köln): Variable und invariante Bedeutungsanteile bei Konnektoren am Beispiel von während Die meisten Konnektoren sind hinsichtlich ihrer Interpretation in aller Regel mehrdeutig. Diese Mehrdeutigkeit ist jedoch nicht beliebig, sondern durch systematische Eigenschaften der jeweiligen Konstruktionen, in denen die Konnektoren auftreten, beschränkt. Dies gibt Anlass zu der Frage, ob und wenn ja welche Bedeutungsanteile dieser Konnektoren in allen Lesarten invariant sind und welche der Variation unterliegen, so dass die verschiedenen interpretatorischen Deutungen in Abhängigkeit von konstruktionsspezifischen Eigenschaften zustande kommen. Der Konnektor während erlaubt neben einer temporalen Deutung (1), bei der das Zeitintervall des im Hauptsatz ausgedrückten Ereignisses in das Zeitintervall des im während-Satz ausgedrückten Ereignisses eingebettet wird, auch eine adversative Lesart (2), bei der sich ein Kontrast zwischen dem Hauptsatz und dem während-Satz einstellt. (1) Während [Otto die Suppe löffelt], <SK>isst Fritz ein Sandwich<EK>.         ______[_______<SK>______________<EK>_______]______ t (2) Während Paul Bohnen mag, bevorzugt Fritz Bananen. Fraglich ist nun, wie dieser Kontrast aus den Eigenschaften der beteiligten Ausdrücke und ihrer spezifischen Kombinatorik hergeleitet werden kann und welchen Anteil der Konnektor während beiträgt. Da der Kontrast wesentlich durch die Informationsstruktur der beteiligten Sätze hervorgerufen wird, scheint während spezifische Relationen zwischen den Topik- und Fokuskonstituenten in dieser Konstruktion herzustellen. Es lässt sich feststellen, dass diese Relationen sowohl bei der temporalen wie auch bei der adversativen Lesart einheitlich auftreten. _________________ Ingolf Max (Leipzig): Assertion und Präsupposition. Zur Semantik und Pragmatik von Konnektoren Ziel des Vortrages ist es, die verfeinerten Kriterien für Konnektoren unter den Gesichtspunkten Assertion und Präsupposition bzw. Semantik und Pragmatik kritisch zu diskutieren. Die verfeinerten Kriterien für einen Konnektor x lauten:
(M1') x ist nicht flektierbar.
(M2') x vergibt keine Kasusmerkmale an seine syntaktische Umgebung.
(M3') Die Bedeutung von x ist eine zweistellige Relation.
(M4') Die Argumente der Bedeutung von x sind propositionale Strukturen.
(M5') Die Ausdrücke für die Argumente der Bedeutung von x müssen Satzstrukturen 
sein können.

Dabei werden insbesondere die Kriterien (M3') und (M4') als semantische verstanden.
Im Vortrag wird insbesondere die spezifische semantische bzw. pragmatische Kontexteinbettung von Assertionen und Präsuppositionen untersucht. Weiterhin wird die Unterteilung der Konnektoren in verschiedene Konnektorklassen mit Blick auf ihr jeweiliges Präsuppositionsverhalten betrachtet. Dies schließt sowohl die Berücksichtigung bestimmter Kontextstrukturen als auch die formale Darstellung von Präsuppositionen ein.
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Renate Pasch (IDS Mannheim): Zum Stand der Arbeiten am Handbuch der deutschen Konnektoren 
Die Projektgruppe um das  "Handbuch der deutschen Konnektoren" wird zum Zeitpunkt des Kolloquiums den ersten Teil der Arbeiten zur Syntax der Konnektoren abgeschlossen haben. Dieser erste Teil, der im Verlag deGruyter als Monographie erscheinen wird, beschreibt die syntaktischen Eigenschaften der Konnektoren (topologische Eigenschaften, Restriktionen bezüglich der Konnektformate, Interaktion von syntaktischer  Konnektorenklasse und syntagmatischen Verkettungsverfahren, intonatorische Eigenschaften) und teilt den Bestand in syntaktische Subklassen. Seit etwa einem Jahr laufen parallel zu den Abschlussarbeiten an der Syntax Vorbereitungen für den zweiten Teilband, in dem die semantischen Eigenschaften der Konnektoren erfasst werden sollen. Der Vortrag resümiert den Stand der Arbeiten  und bringt Probleme mit der semantischen Klassifikation der Konnektoren zur Sprache.
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Frank Schilder (Hamburg): Temporale Konnektoren
Der Vortrag befasst sich mit der lexikalischen und diskursemantischen Bedeutung von temporalen Konnektoren (z.B. nachdem, als) und Temporaladverbien (z.B. davor, anschließend). Aufbauend auf den Arbeiten von Herweg (1990) und Ehrich (1992) werden die semantischen Einträge verschiedener Konnektoren und Adverbien vorgestellt.
Im Zentrum der Untersuchung steht dabei die Bestimmung der Bedeutung der Lexikoneinträge durch topologische Relationen (Proximität und Distalität). Die Verwendungsweise der Konnektoren im Diskurs erfordert darüberhinaus die Einbettung der beschriebenen Situationen in den jeweiligen Diskurskontext. Abschließend werden erste Erkenntnisse einer umfangreichen Korpusstudie im Lichte aktueller Diskurstheorien (Asher 1993; Webber et al. 1999) diskutiert.
Literatur:
Asher, N. (1993). Reference to Abstract Objects in Discourse, Volume 50 of Studies in Linguistics and Philosophy. Dordrecht: Kluwer Academic Publishers.
Ehrich, V. (1992). Hier und jetzt: Studien zur lokalen und temporalen Deixis im Deutschen. Number 283 in Linguistische Arbeiten. Tübingen: Niemeyer.
Herweg, M. (1990). Zeitaspekte: Die Bedeutung von Tempus, Aspekt und temporalen Konjunktionen im Deutschen. Wiesbaden: Universitätsverlag.
Webber, B., A. Knott, M. Stone, and A. Joshi (1999). Discourse relations: A structural and presuppositional account using lexicalised tag. In Proceedings of the 37th Annual Meeting of the ACL, Maryland, MD, pp. 41-48.
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Manfred Stede (Potsdam): Kontrast im Diskurs: Korpus-Untersuchungen und Folgerungen für die Automatische Textgenerierung
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist der Wunsch, in der Automatischen Textgenerierung systematisch Paraphrasen produzieren zu können, um in einem gegebenen Äußerungskontext dann eine möglichst angemessene Verbalisierung einer vorgegebenen semantischen Repräsentation zu generieren. Paraphrasieren bedeutet dabei auf lexikalischer Seite die Wahl zwischen Quasi-Synonymen und Hyperonymen, auf syntaktischer Seite die Nutzung von Freiheiten in der Konstituentenfolge, die Wahl von Nominalisierungen, etc.
Das Ziel ist nun, diesen Paraphrasierungsansatz auch für komplexe Sätze und letztlich für Textabschnitte zu realisieren. Damit stellt sich das Wortwahlproblem auch für Diskursmarker bzw. Konnektoren: Was ist beispielsweise in einer gegebenen Äußerungssituation eine angemessene Verbalisierung eines konzessiven Zusammenhangs zwischen zwei Propositionen? Um solche Entscheidungen zu treffen, benötigen wir detaillierte Gebrauchsbedingungen für Konnektoren, die Auskunft über ihr syntaktisches, semantisches und pragmatisches Verhalten geben.
Um diese zu finden, wende ich die Methode der Wortfeldanalyse auf verwandte Konnektoren an. Durch Korpusanalyse und Ersetzungsproben werden Äquivalenzklassen von Kontexten gesucht, in denen bestimmte Konnektoren stehen können, andere jedoch nicht. Aus diesen Klassen von Kontexten werden dann Merkmale gewonnen, die in Lexikoneinträgen für Konnektoren formuliert werden. Ich illustriere dieses Vorgehen am Beispiel einiger kontrastiver Konnektoren des Deutschen und skizziere abschließend die Verwendung des entstehenden Lexikons im Textgenerierungsprozess.
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Ulrich H. Waßner (IDS Mannheim): Damit es weitergeht: am Ende einige Überlegungen zu Finalität und finalen Konnektoren
Zum Abschluss des Kolloquiums soll dieser Vortrag noch einmal einige allgemeine Probleme der Konnektorensemantik auffächern und zugleich mögliche Perspektiven für die weitere Arbeit des Projekts aufweisen. Dies soll exemplarisch am Beispiel des Subjunktors damit und der von diesem signalisierten – finalen – Relation geschehen.
Der Wesensbestimmung dieser Relation als der Bedeutung des Konnektors damit dient die Untersuchung des Verhältnisses der Finalität zu anderen Satzrelationen, vor allem der konditionalen und kausalen / konsekutiven, aber auch etwa der instrumentalen. Diese Überlegungen berühren gleichzeitig ein grundlegendes Problem der Behandlung der Semantik der (deutschen) Konnektoren. Eine der zentralen Schwierigkeiten bei einer Gesamtdarstellung der Konnektorensemantik ist nämlich ihre Einteilung in Gruppen von bedeutungsmäßig zusammenhängenden Lexemen, also in Felder oder wie immer man diese nennen will. An einem solchen Feld – dem der traditionell als "kausale i.w.S." bezeichneten Konnektoren bzw. der von ihnen denotierten Relationen – soll ein Teilproblem untersucht werden, nämlich, ob wirklich, wie meist unterstellt, das kausale Verhältnis dem ganzen Feld zugrunde liegt oder ob nicht vielmehr eine andere Relation, etwa die konditionale, als fundamental für die ganze Gruppe zu gelten hat.
Gegenüber den genannten Relationen ergibt sich bei der finalen eine Verkomplizierung, die in folgendem Schema angedeutet werden soll:

antizipiertes Ergebnis    <t        Handlung    <t         eingetretenes Ergebnis<
Ziel (Absicht)                                        Konsequenz
                                                               Mittel                                                 Zweck
(Handlungs-)Grund, Motiv --------> Folge
                                                               (Sach-)Grund, Ursache  -------->  Folge, Wirkung, Resultat

(Wir nennen in Formulierungen wie Q, damit p. – Damit p, q. – Q. Damit p. – oder Damit p: Q. den Satz p "internes", q "externes Konnekt"; die von diesen Konnekten bezeichneten (denotierten) Sachverhalte bzw. ausgedrückten Propositionen nennen wir entsprechend "internes" und "externes Relat" der Konnektorenbedeutung, in unserem Fall der zweistelligen Relation FINAL (p, q).)
Zur Bestimmung des Wesens der Finalität selbst wird in aller Regel nur auf das interne Relat Bezug genommen; dazu werden in der einschlägigen Literatur Begriffe wie Absicht, Zweck, Ziel, Motiv(ation) oder angestrebte Wirkung (zu erreichendes Ergebnis) herangezogen. Hilft uns eine nähere Untersuchung der Bedeutung dieser Wörter bei der Bestimmung dessen weiter, was "final" ist bzw. was Finalität heißt?
Die Charakterisierung des externen Relats wird in der Regel vernachlässigt. Dies könnte sträflich sein. Bringt uns ein Blick auf seine Natur weiter?
Offenkundig spielt bei der finalen Relation der bewusste (handlungssteuernde) Wille eines personalen Agens eine zentrale Rolle, was sich auch sprachlich niederschlägt. So lassen sich Finalsätze bedeutungsbewahrend in durch wollen (bzw. sollen) modalisierte Kausal- bzw. Konditionalsätze "übersetzen", vgl. etwa
Ehre deine Eltern, damit du lange lebst. --> Wenn du lange leben willst (und das willst du doch wohl?!) (= weil du lange leben willst): Ehre deine Eltern! (bzw. (dann) solltest (musst) du deine Eltern ehren). Man bezahlt ihn, damit er arbeitet --> ..., weil er arbeiten soll / weil man will, dass er arbeitet.
Ist dieses Moment wesentlich und hinreichend zur Bestimmung der Finalität und zu ihrer Abgrenzung von Kausalität etc.? Welche Rolle spielt überhaupt die Modalität bei der Konnektorensemantik?