Zeitgeschichte

Schmuckbild "Zeitgeschichte"
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Um die Rolle von Sprache in verschiedenen Phasen der jüngeren deutschen Vergangenheit geht es im Arbeitsbereich "Zeitgeschichte". Im Zentrum steht dabei das 20. Jahrhundert, speziell die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945. Gefragt wird nach der politischen und gesellschaftlichen Dimension von Sprache, ihrem Anteil an Inklusions- und Exklusionsprozessen sowie den sprachlich-kommunikativen Praktiken, die bestimmte Zeiträume prägten. Damit bündelt der Arbeitsbereich Projekte, die an der Schnittstelle von Politolinguistik, Diskurslinguistik und historischer Forschung liegen und stellt einen wichtigen Ansprech- und Kooperationspartner für die Geschichtswissenschaft dar.

DFG-Projekt "Edition der Reden Adolf Hitlers von 1933 bis 1945": Sprachwissenschaftliche Begleitung

Seit Anfang 2024 ist das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache Teil eines DFG-geförderten Langfristprojekts (weitere beteiligte Institutionen sind das Leibniz-Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, die Goethe-Universität Frankfurt a. M., die Universität Marburg sowie das Deutsche Rundfunkarchiv) zur Erstellung einer umfassenden kommentierten Edition der Reden Adolf Hitlers von 1933 bis 1945 (siehe: https://www.ids-mannheim.de/aktuell/presse/pressemitteilungen/pm-02022024/). Diese sollen der Forschung und der interessierten Öffentlichkeit nach Abschluss der sechsjährigen Projektlaufzeit erstmals in einer koordinierten digitalen Text- und Audioversion zugänglich gemacht werden. Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache ist insbesondere dafür zuständig, im Austausch mit Expertinnen und Experten aus der Linguistik die Anforderungen zu bestimmen, die eine solche Edition aus sprachwissenschaftlicher Sicht erfüllen sollte. Zudem werden im Projekt Erkenntnisinteressen diskutiert und Forschungsansätze erprobt, die sich auf dieses Redekorpus beziehen lassen.

Am 27. und 28. März fand in diesem Zusammenhang der erste von insgesamt drei geplanten Workshops zu sprachwissenschaftlichen Perspektiven auf die Reden Adolf Hitlers in Mannheim statt (siehe: https://www.ids-mannheim.de/aktuell/veranstaltungen/kolloquien/2025/reden-hitlers). Ziel des zweitägigen Workshops war es, im Austausch mit Expertinnen und Experten aus der Linguistik zu erörtern, welche sprachwissenschaftlichen Perspektiven auf die Reden Hitlers eingenommen werden können und welchen Anforderungen die Edition genügen sollte. In vier Panels stellten die insgesamt 17 eingeladenen Gäste ihre Überlegungen und Befunde vor und lieferten die Grundlage für anregende Diskussionen. Gerahmt wurde der Workshop durch einen Abendvortrag des japanischen Germanisten Hiroyuki Takada, der sein Buch "Hitlers Reden 1919-1945. Eine sprachwissenschaftliche Analyse" (Berlin/Heidelberg: J. B. Metzler, 2024) vorstellte.

Beteiligt: Prof. Dr. Henning Lobin, Dr. Stefan Scholl