Grammatische Funktionswörter im Sprachvergleich
Projektleitung: Prof. Dr. Hardarik Blühdorn
Projektgegenstand ist die Grammatik der adverbialen Partikeln des Deutschen, insbesondere der Modalpartikeln, Fokuspartikeln und Aspektpartikeln. Diese „kleinen“ Wörter leisten wichtige Beiträge zur Kohärenz sprachlicher Äußerungen, zum Informationsfluss im Gespräch und zu bestimmten Feinheiten von Satzbedeutungen. Aspektpartikeln wie schon oder wieder tragen zur Charakterisierung zeitlicher Verläufe bei und verweisen auf Grenzen von Zeitintervallen. Fokuspartikeln wie nur oder sogar geben Hinweise auf mitgedachte Alternativen, die ein- oder ausgeschlossen werden und untereinander geordnet sein können, z.B. nach ihrer Wichtigkeit für ein aktuelles Gesprächsziel. Modalpartikeln wie ja oder denn verweisen auf Wissens- und Erwartungshintergründe der Interaktionspartner und verknüpfen Gesprächsschritte miteinander. In grammatischen Einheiten, etwa in Sätzen, werden diese Partikeln nach recht strengen Regeln platziert. Je nach ihrer Stellung können ihre Bedeutungsbeiträge variieren; an bestimmten Stellen sind sie nicht zugelassen. Fokus- und Modalpartikeln interagieren eng mit der prosodischen Gestaltung der Äußerung, vor allem mit der Platzierung von Akzenten.
In jüngerer Zeit ist das Deutsche öfters als „Partikelsprache“ bezeichnet worden. Trotzdem fristen die Partikeln in den meisten Grammatiken ein Schattendasein. Dabei weiß man über ihr grammatisches Verhalten und ihre Bedeutungsbeiträge heute wesentlich mehr als noch vor einem halben Jahrhundert. Es ist an der Zeit, den Zugang zu diesem Wissen für Sprachinteressierte und Lehrpersonen, Muttersprachler- und Nicht-Muttersprachler-/innen, zu erleichtern.
Das Projekt steht in der Tradition der vergleichenden Grammatikschreibung, die am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache seit Jahrzehnten gepflegt wird. Es setzt sich das Ziel, auf der Grundlage authentischer Verwendungsdaten eine deskriptive Gesamtdarstellung der Grammatik der genannten Partikelklassen zu erarbeiten. Zum Vergleich werden europäische Nachbarsprachen, vor allem das Portugiesische und das Italienische, herangezogen, die für gleiche oder ähnliche Zwecke zum Teil ganz andere Kodierungsmittel nutzen.