60. Jahrestagung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache:

Gesprochenes Deutsch: Struktur, Variation, Interaktion

Plakat zur 60. Jahrestagung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim zum Thema "Gesprochenes Deutsch: Struktur, Variation, Interaktion".
© Norbert Cußler-Volz, IDS

5. bis 7. März 2024
Congress Center Rosengarten Mannheim

Organisation: Monika Dannerer, Arnulf Deppermann, Nadine Proske und Thilo Weber

Tagungskonzeption

Das Sprachbewusstsein der meisten Sprecherinnen und Sprecher des Deutschen ist schriftsprachlich geprägt, denn während ein geschriebener Text mit den Augen erfahrbar und von Dauer ist, ist das gesprochene Wort lediglich hörbar und verflüchtigt sich sofort. Zudem findet eine bewusste Auseinandersetzung mit Sprache vielfach erst im Rahmen des Schriftspracherwerbs statt. Die gesprochene Sprache ist in vielerlei Hinsicht jedoch das Primäre: Zu sprechen lernt (nahezu) jedes Kind, und zwar ganz ohne formale Instruktion. Der Schriftspracherwerb tritt erst später und meist schulisch vermittelt hinzu. Viele Varietäten des Deutschen (z.B. Dialekte) werden weiterhin ganz überwiegend nur mündlich verwendet.

Die Tagung gibt einen Überblick über aktuelle Erkenntnisse aus der Erforschung des gesprochenen Deutsch. Im Fokus stehen empirische Untersuchungen zu phonetischen, lexikalischen und grammatischen Phänomenen und deren Variation. Da gesprochene Sprache meist in Face-to-face-Begegnungen eingebettet ist, steht außerdem das Verhältnis von Interaktion und Struktur im Mittelpunkt. Zudem soll die theoretische und methodologische Einordnung empirischer Ergebnisse reflektiert werden. Im Einzelnen werden folgende Themenbereiche diskutiert:

  • Ebenen der Variation: Phonetik, Morphologie, Syntax, Funktion
  • Dimensionen der Variation: diatopisch, diaphasisch, diastratisch
  • Variation und ihre theoretische Modellierung
  • Entwicklungstendenzen des gesprochenen Deutsch
  • Einfluss von interaktiven Kontexten auf Strukturen
  • Beschreibung und Modellierung pragmatischer Funktionen von Strukturen
  • Spracherwerb und -vermittlung im interaktiven Kontext
  • die Eignung verschiedener Korpora und Auswertungsmethoden für unterschiedliche Fragestellungen

Das Anliegen der Tagung ist es, die Spezifika des gesprochenen Deutsch auf allen Ebenen aufzuzeigen und dabei Bezüge zwischen den Ebenen und Dimensionen sowie zum interaktiven Kontext herzustellen. Phonetische Variation beispielsweise spielt eine Rolle für ganz unterschiedliche Domänen und Ebenen: für Dialekt-Standard-Unterschiede, für die Unterscheidung funktionaler Varianten einer Form (z.B. verschiedenen Funktionen eines Diskursmarkers) sowie für unterschiedliche diachrone Stadien einer Form. Schließlich soll auch Bezug auf die praktische Anwendung der gewonnenen Forschungsergebnisse, z.B. für den Schulunterricht, genommen werden.