Wortschätze: Dynamik, Muster, Komplexität
14. - 16. März 2017, Congress Center Rosengarten Mannheim
Wortschatz im Fluss – Von „Helikoptereltern“, „Hirsemond“ und „alabasterweiß“
Blickt man ein Vierteljahrhundert in die Linguistikgeschichte zurück, so findet man sich in einer Phase der linguistischen Forschung, in der Arbeiten zur Theorie des Lexikons Konjunktur hatten. So unterschiedlich die damaligen Lexikontheorien auch waren, die meisten besaßen klare Konzepte, wie die Schnittstelle des Lexikons zu anderen Sprachmodulen beschaffen ist, welche Typen von lexikalischen Einheiten es im Lexikon gibt, bezüglich welcher Eigenschaften diese zu beschreiben sind und welche Formalismen zur Repräsentation dieser Einheiten und Eigenschaften verwendet werden.
In den folgenden Jahren wurde es in der Linguistik bezüglich lexikontheoretischer Fragen deutlich ruhiger. Viele der in den 80er und 90er Jahren gewonnenen Erkenntnisse bilden daher immer noch den Hintergrund unseres Nachdenkens über Wörter. In der Zwischenzeit hat die empirische Wende in der Linguistik allerdings unser Bild vom Wortschatz in erheblichem Maße teils erweitert, teils auch grundlegend verändert, ohne dass die lexikontheoretischen Konsequenzen daraus schon hinreichend gezogen wären. So sind mit neuen empirischen, insbesondere quantitativen korpuslinguistischen Methoden Konzepte wie Entrenchment, Kookkurrenzen, Muster und Produktivität in den Blick der Lexikonforschung getreten. Auch hat sich das Inventar lexikalischer Einheiten um semiabstrakte lexikalische Muster und konstruktionsartige Einheiten erweitert. Dabei wurden auch die herkömmlichen Grenzen zwischen Lexik und Grammatik in Frage gestellt. Eine stärkere Beachtung von Varianz und Flexibilität im Lexikon hat in lexikosemantischen Ansätzen Konzepte wie Uminterpretation und Unterspezifikation in den Mittelpunkt treten lassen. Nicht zuletzt hat durch das Internet und die neuen Perspektiven auf das Lexikon auch die lexikographische Dokumentation des Wortschatzes einen tiefgreifenden Wandel erfahren.
Die Tagung möchte einen Anstoß geben, das Lexikon wieder stärker in den Fokus einer empirisch fundierten linguistischen Theoriebildung zu rücken und gibt daher ausgewiesenen Forscherinnen und Forschern die Gelegenheit, ihre Methoden, Modelle und Theorien zu präsentieren.
Programmausschuss: Stefan Engelberg, Henning Lobin, Kathrin Steyer, Sascha Wolfer
Anmeldungen sind nur noch im Tagungsbüro möglich.
<link aktuell/presse/pressemitteilungen/pm-28022017>Pressemitteilung zur 53. Jahrestagung</link>