"Weil sie meinen ich bin weniger wert wie andere"
Zwangssterilisierung ist ein Verbrechen
Dieser Text steht auf dem wandernden Mahnmal des Künstlers Michael Volkmer für die Opfer der Zwangssterilisation im Nationalsozialismus. Über 1.900 Menschen wurden in Mannheim in der Zeit des Nationalsozialismus wegen angeblichen „Schwachsinns“, seelischer Krankheiten und körperlicher Gebrechen gegen ihren Willen unfruchtbar gemacht. Sie wurden seelisch und körperlich verstümmelt und sozial ausgegrenzt. Ebenso waren sozial nicht angepasste Menschen betroffen.
Das Mahnmal steht nun für ein Jahr bei Quadrat R5 (schräg gegenüber vom Haupteingang des IDS). Im Quadrat R5 befanden sich in der NS-Zeit verschiedene „Fürsorgeeinrichtungen“, wie beispielsweise die „Trinkerfürsorge“. Darüber hinaus befand sich dort einige Jahre eine Außenstelle der Psychiatrie in Wiesloch. Im Nationalsozialismus dienten diese sog. „Fürsorgestellen“ sowie die psychiatrischen Einrichtungen nicht der Sorge um hilfsbedürftige Menschen, sondern vielmehr deren Kontrolle und Überwachung.
Am 6. Juni 2024 fand ein Festakt zur Wanderung des Mahnmals mit der Übergabe des symbolischen Staffelsteins an die neuen Patenschulen im IDS statt: mit Grußworten und Reden von Prof. Dr. Henning Lobin (Wissenschaftlicher Direktor des IDS), Veronika Wallis-Violet (Arbeitskreis Justiz und Geschichte des Nationalsozialismus in Mannheim), Dirk Grunert (Bürgermeister für Bildung, Jugend und Gesundheit) und Dr. Monika Stade (Präsidentin des Amtsgerichts Mannheim). Zudem stellte Eva Martin-Schneider in einer szenischen Lesung zusammen mit dem Arbeitskreis Justiz einen damaligen Fall vor. Schülerinnen und Schülern des Ursulinen-Gymnasiums Mannheim und der Mannheimer Akademie für soziale Berufe begleiteten den Festakt musikalisch und mit Projektpräsentationen. Die Schülerin Miriam Cardaci stellte ihre Broschüre „Gegen das Vergessen“ vor. Danach erfolgte ein gemeinsamer Gang zum Mahnmal, bei dem der Künstler Michael Volkmer das Werk erläuterte. Die bisherigen Patenschulen für das Mahnmal übergaben symbolische Staffelsteine an die neuen Patenschulen: das Ludwig-Frank-Gymnasium und die Eberhard-Gothein-Schule.
Das IDS, das 1964 gegründet wurde, steht in keinerlei Verbindung zur Nutzung des Standortes im Nationalsozialismus und trägt keine Verantwortung für die dortigen Geschehnisse. Das Institut zog erst im Jahr 1992 in das Gebäude in R5, 6-13. Gleichwohl ist ein sensibler Umgang mit Sprache und die Auseinandersetzung mit sprachlichen Kontinuitäten aus dem Nationalsozialismus heute aktueller denn je, und der Sprachgebrauch in den Jahren 1933 bis 1945 ist ein wichtiger Forschungsgegenstand am IDS.