Vertreibung und Erinnerung

"Deutscher Osten" und "polnischer Osten" im Vergleich

Podiumsgespräch in der Reihe "Geisteswissenschaft im Dialog"
26. September 2007, 18.00 bis 21.00 Uhr
im Institut für Deutsche Sprache (IDS), Mannheim

Auch das Erinnern hat eine Geschichte. In der deutschen und polnischen Erinnerungskultur ist die Integration von NS-Zeit und Zweitem Weltkrieg in die eigene Geschichte eine Schlüsselfrage für das Selbstverständnis. Das Zusammenspiel dieser Prozesse prägt das Verhältnis der beiden Staaten, Veränderungen werden höchst sensibel wahrgenommen. In jüngerer Zeit wurde dies an der Frage nach der Erinnerung an die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus dem historischen deutschen Osten deutlich. Welche Geschichte hat die Erinnerung an diese Vertreibung? Und wie steht es im Vergleich dazu um die Erinnerung an die ehemaligen polnischen Ostgebiete, aus denen die polnische Bevölkerung im Zuge der "Westverschiebung" Polens vertrieben wurden? Unter dem Einfluss der Sowjetunion war in Polen über den Verlust von Lemberg oder Wilna - ähnlich wie in der DDR über den ehemaligen deutschen Osten - kaum eine öffentliche Auseinandersetzung möglich. Welche Veränderungen werden in den letzten Jahren auf deutscher und auf polnischer Seite sichtbar, und was bedeuten sie für die Beziehung der beiden Staaten? Wie sind - aus historischer, kultur- und sprachwissenschaftlicher Perspektive - die Formen, Defizite und Verflechtungen der deutsch-polnischen Erinnerungskultur im europäischen Kontext zu bewerten? Und welche Bedeutung haben Bemühungen, die Vertreibungserinnerung in einen europäischen Zusammenhang einzubinden? Ein Podiumsgespräch mit: Prof. Dr. Manfred Kittel
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte, München - Berlin;
Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Regensburg
Statement: "Vertreibung der Vertriebenen"?
Der Umgang mit dem historischen deutschen Osten in der Bundesrepublik Deutschland nach 1949
Prof. Dr. Robert Traba
Direktor des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften;
Professor für Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Geisteswissenschaftlichen Akademie, Pultusk
Statement: Der "polnische Osten" in der kollektiven Erinnerung Polens Prof. Dr. Dr. h.c. Ludwig M. Eichinger
Direktor des Instituts für Deutsche Sprache, Mannheim;
Professor für Germanistische Linguistik an der Universität Mannheim;
Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz;
Statement: Von Grenzen und Übergängen.
Historische und aktuelle Beobachtungen zum deutsch-polnischen Sprachkontakt
Moderation: Prof. Dr. Dieter Bingen
Direktor des Deutschen Polen-Instituts, Darmstadt;
Honorarprofessor für das Gebiet "Kultureller Wandel und gesellschaftliche
Transformationsprozesse in Europa" an der Hochschule Zittau/Görlitz Weitere Informationen zum Disskussionsforum und "Geisteswissenschaft im Dialog" unter: http://www.geisteswissenschaft-im-dialog.de/startseite.html;
Flyer zur Podiumsdiskussion
(pdf) Die Aufnahme des Podiumsgesprächs "Vertreibung und Erinnerung" als mp3-Datei unter: https://www.o-ton.radio-luma.net/index-2007.shtml