Attila Péteri (Universität Budapest)
Die Markierung ausgewählter Interrogativ- und Imperativsatztypen im Deutschen und im Ungarischen. Parallelen und Diskrepanzen
Abstract
Das Deutsche und das Ungarische stellen für die kontrastive Grammatikforschung in der europäischen Linguistik zwei besonders interessante Vergleichssprachen dar. In ihnen sind sowohl aus der unterschiedlichen Genealogie resultierende bedeutsame typologische Diskrepanzen, als auch mit kontinuierlichen intensiven Sprach- und Kulturkontakten in den letzten tausend Jahren, vor allem mit der größtenteils unidirektionalen Wirkung des Deutschen auf das Ungarische zu erklärende Konvergenzen zu beobachten.
Im vorliegenden Vortrag werden ausgewählte Interrogativ- und Imperativsatztypen verglichen, Formtypen also, die infolge ihrer engen Verbindung mit grundlegenden Funktionstypen tief im Sprachsystem verankert, andererseits durch ihre Komplexität an der Schnittstelle mehrerer Ebenen der Grammatik anzusiedeln sind. Daraus folgen einerseits mit den grundlegenden typologischen Gegebenheiten der beiden Sprachen sowie mit ihrer Genealogie verbundene sehr unterschiedliche Markierungssysteme, andererseits aber auch aus Konvergenztendenzen auf der lexikalisch-kategorialen sowie auf der syntaktischen Ebene resultierende Ähnlichkeiten bei einzelnen konkreten Satztypen.
Nach einem allgemeinen Überblick des deutschen und des ungarischen Markierungssystems vor einem soliden sprachtypologischen Hintergrund werden vor allem morphologische, kategoriale und Reihenfolgemerkmale der betreffenden Satztypen kontrastiert (auf suprasegmentale Merkmale wird nur - wo es zur Argumentation nötig ist - peripher eingegangen). Besonderes Interesse verdienen dabei Übergangstypen und semantisch spezialisierte Nebentypen wie assertive oder Echo-Interrogativsätze sowie nicht zweitpersonige Imperativsätze. Neben dem systematischen Vergleich werden exemplarisch auch mit Hilfe ausgewählter Korpusbelege demonstrierte Performanzphänomene behandelt, um Konvergenzen im Sprachgebrauch zu zeigen.