Valéria Molnár (Universität Lund)

Zur Relevanz der linken Peripherie für die Strukturierung der Information - kontrastive und typologische Überlegungen

Abstract

In der linguistischen Forschung wird häufig auf die besondere informationsstrukturelle Funktion der Randpositionen des Satzes hingewiesen: diese sind nicht nur für die Gewichtung des satzinternen Materials nach Hintergrund und Vordergrund relevant, sondern tragen auch zur Sicherung der Kohärenz im Diskurs bei. Dabei wird vor allem mit Hinweis auf kognitive und funktionale Prinzipien die universelle Gültigkeit der Topik-Fokus-Abfolge betont, Demnach setzt die "natürliche Serialisierung" der Satzglieder die frühe Platzierung bekannter Elemente ('Topik') und die spätere Erwähnung der Kernaussage ('Fokus') voraus.

In meinem Vortrag wird die Relevanz des linken Satzrandes für die Herstellung des Diskurszusammenhanges und die Universalität der Topik-Fokus-Ordnung überprüft. Zum einen scheint die Funktion des Satzanfangs komplex: mit dem ersten Glied der Aussagesätze wird nämlich in vielen Sprachen nicht nur an etwas Gesagtes angeschlossen, sondern kann auch etwas Wichtiges hervorgehoben werden. Zum anderen sind die Unterschiede zwischen den Sprachen beträchtlich, was auf den Einfluss struktureller Gegebenheiten hindeutet.

Zur Lösung der Probleme wird ein neues informationsstrukturelles Prinzip vorgeschlagen, das auf der "C"-Markiertheit (Kohärenzmarkiertheit) der Konstituenten aufbaut. Nicht nur kontextuell gegebene, sondern auch kontrastive Elemente sind relevant für die Herstellung der Kohärenz und folglich C-markiert, da diese die Zuordnung zu ähnlichen oder identischen Mengen bzw. Skalen voraussetzen. Als universelle Strategie der pragmatischen Ordnung ist somit das sog. "C-Constraint" zu betrachten, die die initale Platzierung der C-markierten Konstituenten vorschreibt, unabhängig von ihrem Topik- oder Fokusstatus.

Der sprachspezifischen Variation bezüglich der Besetzung des linken Satzrandes wird durch die Beachtung relevanter struktureller Parameter in sieben genetisch und typologisch unterschiedlichen europäischen Sprachen - und durch die Aufstellung der "C-Hierarchie" - Rechnung getragen. Die drei Hauptkategorien weisen bezüglich der Zulassung von C-markierten kontrastiven Elementen und von unterschiedlichen Typen nicht C-markierter Fokusglieder am Satzanfang eine bedeutende Variation auf.