Klaus von Heusinger (Universität Stuttgart)
Referentialität, Spezifizität und Diskursprominenz im Sprachvergleich
Abstract
Der Vortrag möchte die Beziehungen zwischen referenziellen Domänen am Beispiel von unterschiedlichen Lesarten der beiden (ursprünglich) demonstrativen Ausdrücke dies und so im Deutschen sowie anderer Sprachen kontrastiv untersuchen. Dabei wird zwischen Referentialität, Spezifizität und Diskursprominenz unterschieden. Unter Referentialität werden die semantischen Eigenschaften von Nominalphrasen verstanden, die mit Skopus, mit dem Verhalten in modalen oder intentionalen Kontexten im Satz und der Einführung von Diskursreferenten zu tun haben. Spezifizität umfasst ebenfalls eine Reihe von Phänomenen, die sich vielleicht am Besten mit der "Referenziellen Intention" des Sprechers oder der Sprecherin beschreiben lassen. Schließlich ist Diskursprominenz ein Oberbegriff für verschiedene Diskurseigenschaften von Nominalphrasen, wie Diskurstopik, Salienz, Aktivierung oder Zugänglichkeit. Dieser Aspekt hat stärker mit der Sprecherin-Hörer Interaktion zu tun.
Im Deutschen haben die Ausdrücke dies und so (i) eine demonstrative und damit direkt referenzielle Lesart, (ii) eine indefinit spezifische Lesart (Da war dieser / so'n Typ, der starrte mich die ganze Zeit an) und (iii) eine diskurspragmatische Lesart, die eine hohe Prominenz des assoziierten Referenten anzeigt und daher signalisiert, dass der eingeführte Referent wieder aufgegriffen wird (Ich hab da diesen / so'n Lehrer, der muss die ganze Zeit ...). An der Analyse dieser Lesarten sollen folgenden Fragenbereiche diskutiert werden:
- Korrelieren die Eigenschaften dieser Ausdrücke in den verschiedenen Referenzdomänen?
- Wie interagiert die lexikalische Semantik dieser Ausdrücke mit der jeweiligen diskurspragmatischen Umgebung?
- Gibt es eine "Ableitungsrichtung" zwischen den verschiedenen referenziellen Domänen (z.B. von der Diskursfunktion zur semantischen Funktion oder andersherum)?
Die Ergebnisse für das Deutsche sollen kontrastiv mit Beobachtungen in anderen Sprachen mit anderen Demonstrativsystemen und Artikelsystemen verglichen werden, um die aufgeführten Fragen unter einer sprachvergleichenden Perspektive tiefer gehend behandeln zu können.