Grammatik ohne Wörter?
Abstract
Annahmen über das Verhältnis des Lexikons zur Grammatik sind nicht nur durch den Gegensatz idiosynkratisch vs. regelhaft geprägt, sondern auch durch den zwischen Wörtern und Syntagmen. Dieser soll im Vortrag noch einmal unter die Lupe genommen werden.
Leitfrage ist, ob die Ausdrucksstufen Wort und Syntagma und mit ihnen verbundene Kompartmentalisierungen (neben Lexikon vs. Grammatik auch Morphologie vs. Syntax) angesichts der vielen Abgrenzungsprobleme im Rahmen einer Sprachbeschreibung haltbar sind, die sich methodisch an Zielen wie Vollständigkeit, Widerspruchsfreiheit und Beschreibungsökonomie orientiert. Auf der Basis einer Übersicht über die Abgrenzungsprobleme (in die auch neue Forschungsergebnisse aus einem DFG-Projekt eingehen) wird argumentiert, dass die Frage zu verneinen ist, wenn man nicht die ursprüngliche Unterscheidung Wort vs. Syntagma in eine Unzahl von extrem spezifischen Stufen aufspalten will, die kaum mehr Aussagekraft haben als eine Beschreibung, die auf eine Stufenzuordnung ganz verzichtet. Unter anderen methodischen Voraussetzungen oder bei einem anderen Gegenstandsbezug kann die Unterscheidung von Wörtern und Syntagmen jedoch sinnvoll sein.