Where does the mountain stop? Konstruktionen, Zeichen und Granularität
Abstract
In den letzten Jahren ist eine "Familie" von grammatiktheoretischen Ansätzen, die unter dem Begriff Construction Grammar zusammengefasst werden, in den Blick von ForscherInnen unterschiedlicher linguistischer Teildisziplinen geraten, die diese Ansätze auf ihre Anwendbarkeit beispielsweise in Historiolinguistik, Korpuslinguistik, Gesprächslinguistik oder Computerlinguistik untersuchen. Gerade für die theoriearme Gesprochene-Sprache-Forschung scheint sich die Construction Grammar anzubieten, da deren Grundannahmen (Grammatik als symbolisches Inventar, Grammatik als im Gebrauch erworbene und emergente Struktur, holistische Beschreibung von Konstruktionen, die auch den Gebrauchskontext, die Prosodie, Kollokationen etc. umfasst, gebrauchsbasierte Beschreibung von Sprache) mit den empirisch gewonnenen Ergebnissen der Gesprochene-Sprache-Forschung auf den ersten Blick kompatibel erscheinen.
Trotz dieser positiven Übereinstimmungen führt das zeichenbasierte Konzept der Konstruktionsgrammatik zu Problemen bei der Analyse gesprochener Sprache. Häufig können bestimmte Phrasen, Satzmuster oder Wörter nicht bestimmten Konstruktionen eindeutig zugeordnet werden, da zu ihrem Verständnis Kontextinformationen nötig sind oder da sie die Merkmale mehrerer Konstruktionen teilen. In dem Vortrag werde ich zunächst auf einige problematische Fälle im gesprochenen Deutsch eingehen, bei denen das Konzept, Konstruktionen als Zeichen zu betrachten, zu Problemen führt. In einem zweiten Schritt werde ich die Theorie der Granularität nach Bittner/Smith (2001, 2003) vorstellen, die dazu entwickelt wurde, "to map vague concepts onto crisp portions of reality". Zuletzt werde ich eine granulare Re-Analyse der eingangs vorgestellten Problemfälle vornehmen.