Prägnanzen. Bilder und ihre Effekte in der pragmatischen Linguistik
Abstract
Wie der Common sense betonen auch Bildtheorien verschiedener Provenienz die spezifische Wirksamkeit oder Überzeugungskraft, die von Bildern ausgeht - es ist von der "Macht der Bilder" die Rede. Auch wenn dies bisweilen mit einem eher beschwörenden als analytischen Gestus geschieht, bleibt doch der Hinweis auf die Verbindung zwischen Medialität und kommunikativer Wirksamkeit interessant - zwischen der visuell wahrzunehmenden Form von Bildern und ihren Effekten.
Diesem ‘rhetorischen’ Zusammenhang wurde in der linguistischen Beschäftigung mit Bildern bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt, weil die semantische Frage nach ihren Bedeutungen und nach dem Verhältnis zur Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken im Mittelpunkt stand. Im Vortrag wird mit Blick auf Text-Bild-Zusammenstellungen in Printmedien ein Vorschlag unterbreitet, wie die rhetorische und semantische Dimension in einem pragmatischen Theorierahmen zusammengeführt werden können. An ausgewählten Beispielen wird gezeigt, wie Fotografien eingesetzt werden, um Deutungen, die ihnen durch die umstehenden Texte ‘zugeschrieben’ werden, Überzeugungskraft zu verleihen. Dabei gilt der Anordnung von sichtbaren Elementen auf der Bildfläche besonderes Augenmerk. Denn diese sichtbare Form - so die These - trägt entscheidend dazu bei, dass eine bildliche Darstellung überzeugt und dass Effekte entstehen, die als ‘Prägnanzen’ bezeichnet werden können.
Wenn Bilder auf die Rolle aufmerksam machen, welche die wahrnehmbare Form von Zeichen für eine ‘effektive’ Kommunikation spielt, dann führt das zugleich über Bilderfragen hinaus - und hin zur Frage, wie die visuelle Gestalt schriftlicher Texte oder auch anderer medialer Formen sprachlicher Zeichen zum Gegenstand der pragmatischen Linguistik gemacht werden kann.