Prof. Dr. Elizabeth Couper-Kuhlen (Helsinki) / Elisabeth Reber (Potsdam)

Interjektionen zwischen Lexikon und Vokalität: Lexem oder Lautgestalt?

Abstract

Die Bezeichnung Interjektion trifft für gewöhnlich auf eine Gruppe von Wörtern in Sprachen wie Deutsch, Englisch, Französisch usw. zu, die eher ikonisch/indexikalische statt symbolische Zeichen darstellen und eine phonologisch/orthografisch abweichende Form besitzen können (vgl. tja oder pst im Deutschen, tsk im Englischen); die ferner außerhalb des syntaktischen Rahmen des Satzes stehen, wenig semantischen Gehalt haben und eher zu emotiven Ausdruckszwecken verwendet werden. Schaut man jedoch natürlich vorkommende Gespräche in einer dieser Sprachen an, so stößt man unweigerlich nicht nur auf lexikalisierte Interjektionen, sondern auch auf andere Vokalisierungen, die zwar keine Lexikalisierung, aber nichtsdestoweniger eine (emergente) Konventionalisierung und eine systematische Verwendung beim Anzeigen von affektiven und kognitiven Zuständen in bestimmten gesprächssequenziellen Umgebungen vorzuweisen haben. Als vorwiegend mündliche Erscheinungsformen kommen diesen Lautgestalten nicht nur distinktive segmentale, sondern auch spezifische prosodische Eigenschaften zu, was Fragen nach deren sprachtheoretischem Status aufwirft. Der Beitrag setzt sich mit dem umfassenden Phänomen "Lautgestalt" auseinander, berichtet über neuere Erkenntnisse hinsichtlich der Verwendung von bekannten und weniger bekannten Vokalisierungen im Gespräch und erörtert einige Konsequenzen, die sich daraus für unser Verständnis von Sprache ergeben.