Auf der Kippe? Zweifelsfälle als Herausforderung(en) für Sprachwissenschaft und Sprachnormierung
Abstract
Sprachliche Zweifelsfälle werden sowohl in der wissenschaftlichen Sprachanalyse als auch bei der Erstellung von Schriften mit normativem Anspruch behandelt. Bei ihrer Thematisierung ergeben sich allerdings in den beiden Bereichen unterschiedliche Problemhorizonte. Ausgehend von diesem Szenario soll gezeigt werden, wie ein sinnvoller Umgang mit Zweifelsfällen aussehen könnte und welche Eckpunkte bei einer realistischen Sprachnormierung beachtet werden müssen. Dazu ist zunächst genauer zu klären, was unter dem Begriff des sprachlichen Zweifelsfalls verstanden werden sollte. Zur terminologischen Präzisierung wird nach einer allgemeinen Definition ein Spektrum unterschiedlicher Typen von Zweifelsfällen identifiziert. Aufbauend auf der terminologischen Klärung ist sodann zu erörtern, welche Rolle Zweifelsfälle in der sprachwissenschaftlichen Arbeit üblicherweise spielen. Die Befunde zur wissenschaftlichen Forschung werden mit den Ausgangsbedingungen und Horizonten sprachnormierender Schriften bzw. Tätigkeit kontrastiert. Insgesamt soll im Vortrag auch dafür plädiert werden, die Kluft zwischen Sprachforschung und Sprachnormierung zumindest an einigen Stellen zuzuschütten und die Beschäftigung mit sprachlichen Zweifelsfällen als ein anspruchsvolles, mehrdimensionales linguistisches Projekt zu begreifen.