Richtiges Deutsch – richtig Deutsch: Normativität in französischer und deutscher Grammatik
Abstract
Der Mythos der clarté de la langue française hat tiefe Spuren hinterlassen - nicht nur in den Köpfen. Sprachpflege, Normierung und Kontrolle sind in Frankreich kulturpolitische Aufgaben. Für den Bürger und Sprachteilhaber bedeutet es Empfehlungen bzw. Vorschriften (Gebote und Verbote) beim Sprachgebrauch (auf der lexikalischen, der grammatischen und der orthographischen Ebene), aber auch beim Gebrauch der Sprache (im Sprachverhalten).
Nach einem Rückblick auf die Geschichte der Sprachnormierung in Frankreich und einem kurzen Bericht zur jetzigen "Lage der Nation" werde ich mich in meinem Vortrag zunächst mit Aspekten des Sprach(norm)bewusstseins, seiner Faktoren und seiner konkreten Formen befassen, um dann aus vergleichender Perspektive auf die Frage des Verhältnisses der Franzosen und der Deutschen zur Norm und Normativität einzugehen.
Im dritten Teil möchte ich das Problem der Normativität an einigen Beispielen aus der Grammatik diskutieren, um dann vor dem Hintergrund "richtiges Deutsch – richtig Deutsch" gegen einige Mythen zu plädieren, die dem außenstehenden Sprachbetrachter und -benutzer die Sicht versperren, das Sprachdenken unnötig verkomplizieren und schließlich den konkreten Gebrauch der Sprache erschweren.