Fehler mit System und Fehler im System. Varianten im Gebrauch von Konnektoren
Abstract
In der Alltagssprache lässt sich eine Fülle von Varianten in Form, Syntax und Bedeutung von Konnektoren belegen, die durch die in Grammatiken und Wörterbüchern gegebenen Beschreibungen nicht abgedeckt sind. Zum größten Teil sind diese Varianten alles andere als willkürlich, sondern folgen allgemeinen Entwicklungsprinzipien (Grammatikalisierung, Pragmatikalisierung) und lassen sich auf Analogieschlüsse und Reanalyseprozeduren der Sprecher zurückführen, sind also systematisch. Diese Art der Variantenbildung ist – bei einer im Einzelfall eher geringen Variationsbreite – frequent, sie ist häufig bereits Gegenstand normbezogener Überlegungen und die Entwicklung ist bis zu einem gewissen Grad prognostizierbar. Ein Paradefall hierfür ist die Verbzweitstellung bei weil, obwohl und wobei oder die subordinierende Verwendung von trotzdem.
Daneben gibt es aber auch einen Typ von Variantenbildung, der durch Lücken oder Uneindeutigkeiten im Sprachsystem selbst angelegt ist. Sprecher lösen solche Probleme eher ad hoc in einer Art individueller Flickschusterei ("Patchworkgrammatik"). Die Variationsbreite ist hoch und es bildet sich keine eindeutige Entwicklungstendenz heraus. Ein Beispiel für diesen Typ der Variation sind korrelative Konnektoren und Konnektorkonstruktionen mit mehr als zwei Gliedern.