Sprachwissenschaft als verstehende Wissenschaft
Abstract
Der Beitrag will aufzeigen, dass eine bestimmte Perspektive auf Sprache und Kommunikation notwendig auf verstehende Methoden rekurrieren muss, um die Dynamik sprachlich-kommunikativen Handelns angemessen zur Geltung bringen zu können. Wer sprachliche Kommunikation "beschreiben" will, muss verstehen, was die Partner tun und er muss (ex post) verstehen, wie sich diese in der Situation (in actu) verstehen: er muss "Verstehen" verstehen.
Analog zu einem solchen parole-bezogenen analytischen Vorgehen im Sinn einer linguistischen Hermeneutik wird als sprachtheoretischer Bezugspunkt eine hermeneutische Linguistik vorgestellt. Aus deren Einordnung in die Tradition der Aufklärungshermeneutik wie der romantischen Hermeneutik, sowie aus Bezügen zu kognitivistischen, konstruktivistischen und dekonstruktivistischen Theorieansätzen wird die Idee einer "radikalen Hermeneutik" entwickelt, die im Zusammenspiel mit Dialektik und Rhetorik ein Feld zentraler linguistischer Fragestellungen zu begründen vermag.
Literatur: Biere, B.U.(2006): Linguistische Hermeneutik und hermeneutische Linguistik. In: Germanistik in und für Europa. Texte des Münchener Germanistentages 2006, herausgegeben von K. Ehlich. Bielefeld: Aisthesis 2006, S. 493-509.