Prof. Dr. Ludger Hoffmann

Ellipse im Text

Abstract

Keine Äußerung kann nur auf der Grundlage ihrer wörtlichen Bedeutung verstanden werden. Greift das Verstehen nicht über das Gesagte/Geschriebene hinaus, wird der Zweck einer sprachlichen Handlung nicht deutlich. Eine vollständige Struktur gibt es so wenig, wie die Welt, von der wir reden, vollständig erfasst werden kann. Sprache kann gerade zwischen Wissen (A) und Wissen (B) vermitteln, indem sie Wissen (A,B) nutzt.

Wenn es um den Zusammenhang von Grammatik und Verstehen geht, ist die Ellipse ein exemplarischer Fall. Sie zeigt: Grammatik ohne Verstehenstheorie macht keinen Sinn. Aber auch die Umkehrung: psycholinguistische oder sprachpsychologische Analyse ohne grammatische Struktur führt nicht zum Ziel. Der Gebrauch von Sprache beruht auf Strukturwissen, die Struktur erlaubt allererst Verständigung, die Struktur wiederum ist für den Wissensaustausch optimiert. Es wäre zu einfach, Gewusstes nur repräsentational zu denken oder sprachlichem Handeln stets eine propositionale Folie zu unterlegen. Dies zeigt die linguistische Pragmatik. Der Vortrag versucht Einordnung und Überblick zu dem, was "Ellipse" genannt werden könnte, und betrachtet Ellipsen in Textformen genauer.