Dr. Eva Breindl / Dr. Ulrich H. Waßner M.A.

Syndese vs. Asyndese: Konnektoren und andere Wegweiser für die Interpretation semantischer Relationen in Texten

Abstract

Kohärente Texte zeichnen sich bekanntlich wesentlich dadurch aus, dass die einzelnen Textteile in spezifischen inhaltlichen Beziehungen zueinander stehen. Wenn diese Beziehungen sprachlich signalisiert werden sollen, stehen Sprechern dafür ganz verschiedene Mittel zur Verfügung: subordinierende und koordinierende Konjunktionen, Konjunktionaladverbien, Partikeln, Präpositionen, Partizipialkonstruktionen. Diese werden in Gebrauchsgrammatiken, speziell in Darstellungen für den Fremdsprachenunterricht, gemeinhin lediglich nach ihrer Wortartzugehörigkeit und der damit verbundenen syntaktischen Charakteristik unterschieden. Darüber hinaus wird der Eindruck semantischer Äquivalenz suggeriert, etwa durch unkommentierte Auflistung oder durch Serien von Umformungsübungen. Solche Darstellungen beziehen oft auch noch rein asyndetische Formulierungen mit ein. (Weil es regnet, bleiben wir zu Hause. / Wir bleiben zu Hause, denn es regnet. / Wegen des Regens bleiben wir zu Hause. / Es regnet. Deswegen bleiben wir zu Hause. / Wir bleiben zu Hause. Es regnet nämlich. / Es regnet. Wir bleiben zu Hause. / Wir bleiben zu Hause. Es regnet. usw.)

Das Unbehagen an solchen verkürzten und irreführenden Darstellungen führt zu Fragen, denen im Vortrag nachgegangen werden soll:

  • Welche Korrelationen bestehen zwischen Markierungstyp (einschließlich des Unterbleibens einer expliziten Markierung) und kommunikativ-funktionalen Parametern, vor allem: Welche Möglichkeiten der Informationsstrukturierung - gekoppelt an die typspezifischen Stellungseigenschaften und Intonationsmuster - gibt es?
  • Welche Korrelationen zwischen Markierungstyp und semantischen Eigenschaften sind erkennbar? Unter anderem ist zu fragen: Ist ein Markierungstyp in allen semantischen Klassen ausgeprägt oder auf gewisse Klassen beschränkt und wie stark ist er jeweils differenziert (z.B. Vielzahl konzessiver Subjunktoren vs. geringe Zahl konzessiver Präpositionen)? Wie sind Monosemie (etwa beim finalen Subjunktor damit) oder Polysemie bzw. semantische Unterspezifiziertheit (etwa beim Konjunktor und oder bei Partizipialkonstruktionen) über semantische Klassen und über den Markierungstyp verteilt? Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den Unterschieden zwischen asyndetischer Verknüpfung und expliziter Markierung.
  • Schließlich stellt sich die Frage, auf welche - sprachlichen, intonatorischen, konzeptuellen - Informationen Hörer zurückgreifen können, wenn eine bestimmte Relation nicht eindeutig oder gar nicht sprachlich ausgedrückt ist, und wie diese Wegweiser interagieren.