Texte verstehen im Deutschunterricht als Muttersprachunterricht
Abstract
Texte verstehen - in diesem Beitrag auf das Verstehen von Sachtexten begrenzt - wird in der Diskussion um den Deutschunterricht bis heute von Widersprüchen und Unklarheiten geprägt. Ausgewählte Unterrichtsdokumente wie Lehrpläne und Schulbücher zum Deutschunterricht als Muttersprachunterricht zeigen, dass oftmals nicht geklärt ist, was beim Verstehen solcher Texte eigentlich von Schülerinnen und Schülern erwartet und gefordert wird, wie Kinder und Jugendliche lernen können, sich Gelesenes anzueignen, wie ein Lesecurriculum aussehen könnte und welcher Platz dabei etwa dem verbreiteten Lesetraining gebührt. Verstehenstheoretisch fundierte und textdidaktisch reflektierte Konzepte haben nämlich bisher beim schulischen Umgang mit Sachtexten nicht die ihnen gebührende Rolle gespielt.
Die im internationalen Vergleich für deutsche Schulen schwachen Ergebnisse der PISA-Studie und die sich daran anschließende Diskussion haben die bekannte Sachlage verändert und lösen weiterführende Impulse aus: Das Textverstehen, die Verstehensprozesse und der Aufbau der Lesekompetenz werden reflektierter wahrgenommen, der Blick der Beteiligten richtet sich stärker auf Erfolg versprechendere Zugänge und Leseweisen; vor allem wird für die Auseinandersetzung mit Sachtexten die Bedeutung des Vorwissens als unabdingbar erkannt. Vor diesem Hintergrund eröffnet ein sachangemessener Einsatz von Lesestrategien Wege zu tragfähigen didaktisch-methodischen Konzepten, die das Lesen und Verstehen von Sachtexten als hypothesen- und wissensgeleitet ansehen. Diesen Zusammenhang wird der geplante Beitrag erörtern, wobei vorliegende empirische Belege aus der Unterrichtsforschung und Hinweise aus den kürzlich vereinbarten "Bildungsstandards" der Länder hinzugezogen werden.