Standard und Varianz des Deutschen aus spanisch/katalanischer Sicht
Abstract
In der Germanistik in Barcelona leben drei Sprachen zusammen, die den akademischen Alltag bestimmen: Spanisch, Katalanisch und Deutsch. Also drei verschiedene Normsysteme, drei Sprachenstandards, mit ihrer zum Teil sehr komplexen Varianz.
Spanisch ist eine von alters her normierte Sprache. Der Normierungsprozess des Katalanischen ist ein noch sehr lebendiger und viel diskutierter Prozess, ganz besonders, was die Akzeptanz von Varietäten betrifft. Das Miteinander von Spanisch und Katalanisch erzeugt bei den Sprechern sowohl ein erhöhtes Bewusstsein der Arbitrarität von Normen wie auch Haltungen, die von Kommunikationswillen mit hoher Fehlertoleranz und Bereitschaft zu Sprachdiskussionen geprägt sind und die Kompromisse im Sprachverhalten zum normalen Alltag gehören lassen.
Wie funktioniert in einem solchen Kontext das Erlernen der deutschen Sprache, wie wirkt sich die Relativierung der Norm auf die Lehre aus? Ist der varianz-freudigere Standard dafür tatsächlich ein Problem?
Der Vortrag geht auf die unterschiedlichen Normierungstraditionen der Sprachen, speziell des Spanischen und Katalanischen ein, auf die Situation, die sich aus der Koexistenz der beiden Sprachen ergibt, und auf die Art, wie das Lehren und Lernen von Deutsch und überhaupt das Germanistikstudium in Barcelona mit dieser Situation umgeht und sie nutzt.