Prof. Dr. Margret Selting

Variation der Intonation: Unterschiede zwischen Standard und Stadtsprache am Beispiel des Berlinischen

Abstract

Da eine Darstellung der prosodischen bzw. intonatorischen Variation innerhalb des Standarddeutschen zur Zeit (noch?) nicht möglich ist, möchte ich folgendes bescheidenere Ziel verfolgen:

Ich möchte anhand des Berlinischen beispielhaft die Bereiche und Dimensionen aufzeigen, in denen Unterschiede einerseits zwischen Standard und Stadtsprache und andererseits auch innerhalb des Standard zwischen Sprechern aus unterschiedlichen Regionen vorhanden bzw. erwartbar sind. Dabei werde ich mich vor allem um die Variation der Intonation kümmern.

Zu diesem Zweck werde ich zeigen, in welchen Bereichen der intonatorischen Gestaltung von gesprochener Sprache in Gesprächen sich Besonderheiten berlinischer Sprecher finden, soweit wie möglich auch im Vergleich zum sog. Standarddeutschen. Dafür werde ich ggf. den Vergleich mit vorliegenden Beschreibungen des Standarddeutschen heranziehen. Darüber hinaus werde ich untersuchen, welche Unterschiede zwischen standardnahen und standardfernen Sprechern des Berlinischen bestehen.

Für diese Arbeit werde ich zurückgreifen auf Daten und Arbeiten aus dem von mir und Peter Auer geleiteten DFG-Projekt "Untersuchungen zur Struktur und Funktion regionalspezifischer Intonationsverläufe im Deutschen", in dem die Beschreibung und der Vergleich von ausgewählten Stadtsprachen geleistet wird. Hierbei geht es um regionalisierte urbane Varietäten, die auf dem Kontinuum zwischen Standard und Dialekten standardnäher sind als die alten Ortsdialekte, aber unterschiedlich standardnah realisiert werden können. Wir haben zwar im Projekt neben den Gesprächen mit zumeist jeweils 8 Sprechern als "Originalen" der Stadtsprachen und deren Partnern o.ä. auch jeweils 2 Gespräche mit standardnahen Sprechern erhoben, bisher aber letztere kaum analysieren können. Der Grund dafür, dass wir die Unterschiede zwischen standardfernen und standardnahen Sprechern der Stadtsprachen sowie die Unterschiede zwischen den standardnahen Sprechern aus unterschiedlichen Städten bisher kaum untersuchen konnten, liegt darin, dass wir aus systematischen Gründen zunächst die größeren Unterschiede zwischen den standardfernen Sprechern beschreiben, da sich hier - auf diesem ja schließlich neuen Untersuchungsfeld - das Variationsspektrum deutlicher zeigen wird und somit methodisch besser in den Griff zu bekommen sein dürfte. Die Untersuchung der standardnahen Sprecher ist eine Zukunftsaufgabe. Das gilt um so mehr für eine Darstellung der Variation innerhalb des Standarddeutschen.