Prof. Dr. Peter Bassola

Vielfalt der deutschen Sprache aus ungarischer Sicht

Abstract

Aus Gründen der neuen politischen und der daraus folgenden sprachlichen Situation in Europa sollte man die gemeinsame und die nationale Sprachpolitik überdenken und darauf basierend ein Modell des Fremdsprachenunterrichts ausarbeiten. Der vorliegende Beitrag geht davon aus, dass in den mitteleuropäischen Ländern, so auch in Ungarn, die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in der nächsten Zukunft (mindestens) eine Zweisprachigkeit erlangen muss, was u.a. voraussetzt, dass die erste und die weiteren Fremdsprachen auch im Hinblick auf die Varietäten unterschiedlich unterrichtet werden müssen.

Der Vortrag zeigt am Beispiel des Deutschen, in welchem Verhältnis Standardsprache und Varietäten im Unterricht zueinander stehen, welche Rolle die Varietäten im DaF-Unterricht - auch je nachdem ob erste, zweite oder weitere Fremdsprache - spielen und wie oder ob sie überhaupt zu unterrichten sind. Es wird näher zu untersuchen sein, welche Bereiche der Grammatik in den einzelnen Varietäten gehäuft bzw. selten oder überhaupt nicht vorkommen. Hinter jeder Varietät steckt eine ganze Kulturlandschaft, die derjenige, der sich mit diesem jeweiligen Bereich beschäftigt, je nach Ziel und Funktion in unterschiedlichem Maße kennen muss. Der Vortrag schildert den Weg der Aneignung und untersucht im Rahmen der sprachenpolitischen Aspekte, welche Konsequenzen die neue Situation in der Deutschlehrerausbildung und im schulischen Unterricht hat (z.B. breitere Einführung des deutschsprachigen Fachunterrichts, außerschulische Aktivitäten). Der Vortrag sucht im Weiteren Antworten auf die Fragen, wie weit die Varietätenvielfalt im Falle der zweiten und weiteren Fremdsprachen beim Unterricht spezifiziert sein soll, welche Rolle die Fachsprache auf dem unterschiedlichen Sprachniveau des Lernenden spielt u.a.

Besondere Aufmerksamkeit wird dem Deutschen als Muttersprache geschenkt, das nämlich - wenn auch leider im Schwinden begriffen, jedoch - in Ungarn immer noch vorhanden ist. Es wird dargestellt, welche Unterschiede in der Varietätenstruktur des Deutschen als Muttersprache und als erster Fremdsprache bestehen.