Autorenerkennung im BKA - Linguistik unter Zugzwang?
Abstract
"Hallo meine Herren, um erst gar keine Missverstandnisse aufkommen zu lassen: Ich will Sie erpressen!"
So beginnt eines der zahlreichen Schreiben, die sich täglich in die BKA-Tatschreibensammlung einreihen. Da sich diese Art der Straftat in einer ersten Phase rein sprachlich manifestiert, liegt es nahe, die Sprachwissenschaft zur Klärung des Falles heranzuziehen. Ist es möglich, für eine Ermittlung relevante Aussagen über den Verfasser zu machen, den Verfasser zu kategorisieren? Ist er ein notorischer Schreiber, ein alter Bekannter, oder handelt es sich um einen ersten unbeholfenen Versuch? Diese und andere Fragen werden an Linguisten herangetragen, die sich in eine sehr ungewöhnliche Rolle einfinden und ihre Methodik auf sehr spezifische Fragestellungen zuschneiden müssen.
Der Vortrag soll die konkreten Bedingungen der linguistischen Arbeit im Bereich der Autorenerkennung im BKA vorstellen. Dabei werden anhand von authentischen Tatschreiben Aufgabenstellungen, Methodik, Probleme und Forschungsdesiderate skizziert. Ziel des Vortrags ist es, Sprachwissenschaftler zu erreichen, die an einer konkreten Anwendung ihres Faches sowie an der Lösung sehr spezifischer Problemstellungen interessiert sind.