Internationales Kolloquium
Centre d’Etudes et de Recherches sur l’Espace Germanophone, Université de la Sorbonne Nouvelle/Paris 3 und Institut für Deutsche Sprache, Mannheim Die aufeinander folgenden Finanz- und Wirtschaftskrisen des vergangenen Jahrzehnts haben Phänomene der Wirtschaft zunehmend ins Zentrum öffentlicher Debatten gerückt. Dabei geht es in Fachorganen wie auch in den Medien (und fiktionalen Werken literarischer wie audiovisueller Natur) um die Erklärbarkeit und vor allem Erzählbarkeit komplexer, die gesamte globalisierte Welt erfassender Phänomene. Die Rede ist dort beispielsweise von „platzenden Blasen“, „sensiblen Märkten“, „golden boys“, „Finanzströmen“, „Rettungsschirmen“ und dergleichen metaphorischen Konstrukten mehr. Es sind dies vielfach Denkfiguren, in denen sich – wie auch in strenger wissenschaftlich organisierten Diskursen – Erzählungen von Wirtschaft kristallisieren. Das Kolloquium soll Linguisten, Kulturwissenschaftler unterschiedlichster Provenienz, Wirtschaftswissenschaftler, Historiker versammeln, die unter den spezifischen Prämissen ihrer jeweiligen Fachrichtung die narrative Dimension durchleuchten und analysieren, die den verschiedenen Textsorten unterliegt, in denen Wirtschaft zur Sprache kommt (vom Börsenbericht zur „Talkshow“, vom Artikel in der Fachpresse zum Roman, vom Wirtschaftsteil in den Zeitungen zum Film…). Die Leitfrage dabei sollte sein, ganz gleich, ob der narratologische Ansatz dem „micro-récit“ gilt oder der Strukturierung der „großen Erzählungen“, welche sprachlichen Formatierungen das Phänomen „Wirtschaft“ erfährt und wie sie funktionieren. Programm (Stand: 04.11.2013; Änderungen möglich) 21.11.2013, Université Sorbonne Nouvelle – Paris 3, Centre Censier, 13, rue Santeuil, 75005 Paris (métro: Censier Daubenton)
13.30 | Grußworte, Einführung / accueil | |
14.00 | Jochen Hörisch (Mannheim) | Die Poesie des Geldes. Was die Literatur vom Geld weiß |
14.45 | Stephan Habscheid (Siegen) | Krisenerzählungen in Organisationen |
15.30 | Pause | |
16.00 | Narration und narrative Fragmente in Zeitungs- und Zeitschriftentexten | |
17.15 | Dirk Hohnsträter (Hildesheim) | Apple: Kult und/oder Code |
17.45 | Birger P. Priddat (Witten/Herdecke) | Entscheidung als notwendige Fiktion. Über eine fundamentale narrative Struktur in der Ökonomik |
9.00 | Holger Bonin (ZEW Mannheim) | Vom Humankapital und anderen Unwörtern – die technokratische Sprache der Ökonomen |
9.45 | Nina Peter (Berlin) | Erzählte Trader – Trader erzählen |
10.15 | Patrick Farges (Paris) | „Israels fleißige Jeckes“ (Kreppel 2002). Der (männliche) deutsch-jüdische Einwanderer als wirtschaftlicher Pionier und erfolgreicher Entrepreneur in Palästina/Israel anhand des Israel-Korpus |
10.45 | Pause | |
11.15 | Bernd Blaschke (Berlin) | Kredit. Narrationen. Diskreditierte Erzähler und Erzählen vom Kreditgeschäft in Wirtschaft und Literatur |
11.45 | Patrick Galke (Freiburg) | Schuldige dringend gesucht. Banken, Derivate, Politiker, Komplexität? Die Suche nach Verantwortlichen der Finanzkrise in Literatur, Journalismus und wirtschaftswissenschaftlicher Publizistik |
12.15 | Philippe Verronneau (Dijon) | Die Euro-Krise in den Massenmedien: Vom Fachdiskurs zum „Storytelling“ |
12.45 | Pause | |
14.00 | Lothar Schnitzler (Düsseldorf) | Wirtschaft erzählen oder Wirtschaft erklären? Die Rolle des heutigen Wirtschaftsjournalisten |
14.45 | Marie-Laure Pflanz (Nanterre) | Verschiedene Bezeichnungen und Spitznamen der Wirtschaftsakteure |
15.15 | Sabine Seelbach (Klagenfurt) | Schwarze Schwäne, Freak Events und Glockenkurven. Zum narrativen Umgang mit dem Ungewissen im Bereich der Wirtschaft |
15.45 | Pause | |
16.15 | Thomas Lischeid/Markus Raith (Weingarten) | Die narrative Dimension der Wirtschaft am Beispiel des „Szenario“ – Ein aktuelles Erzählformat ‚mit Zukunft’ |
16.45 | Laurent Gautier (Dijon)/Rudi Palmieri (Lugano) | Scénarios et segments de savoir(s) dans la narration politico-économique: le cas de l'initiative suisse contre les rémunérations abusives des dirigeants d'entreprise (initiative Minder) |
17.15 | Nicole Colin (Amsterdam) | Windige Geschäfte: Christian Petzolds Traumspiel „Yella“ |
9.00 | Christiane Hohenstein (Winterthur) | Wissensgenerierung durch Erzählen in Unternehmen (?) |
9.30 | Albrecht Plewnia/Astrid Rothe (IDS Mannheim) | Reden über Geld. Wortschatzstatistik in Zeiten der Finanzkrise |
10.00 | Eva Gredel (Mannheim) | Wort- und Themenkarriere in Wirtschaftskommunikation: Nachhaltigkeitsberichte als Teildiskurse |
10.30 | Anne-Laure Daux (Paris) | Métaphores économiques et textualité |
11.00 | Pause | |
11.30 | Iuditha Balint (Mannheim) | Selbst, Körper, Liebe. Ökonomien der Arbeit in fiktionalen und faktualen Narrativen |
12.00 | Christine Künzel (Hamburg) | Wie man Stroh zu Gold spinnt: Zur Bedeutung und Funktion von Märchen in Zeiten von Finanzkrisen |
12.30 | Christina von Braun (Berlin) | Der Preis des Geldes. Ein kulturhistorischer Ansatz |
13.15 | Abschussdiskussion / discussion |