Sprachforum

Jannis Androutsopoulos: Jugendsprache zwischen Theorie und Wirklichkeit

Öffentliche Diskussionen um die Sprache Jugendlicher drehen sich oft um sprachkritische Themen wie die sprachliche Generationenkluft, der Verlust schriftsprachlicher Kompetenzen und der bedrohliche Einfluss der Medien. In der empirischen Jugendsprachen-Forschung, wie sie sich in den letzten 20 Jahren in Deutschland und anderen Ländern entwickelt hat, stehen ganz andere Fragen im Vordergrund: Welche sind die prägenden Merkmale von Jugendsprachen auf den verschiedenen Ebenen der Sprachbeschreibung (Lautung, Grammatik, Wortschatz, Gespräch)? Welche Elemente oder Tendenzen sind "universal", welche gruppenspezifisch? Wie hat sich die Sprache Jugendlicher im Laufe der Zeit verändert? Die einschlägigen Forschungsansätze decken das gesamte Spektrum empirischer Linguistik ab, von der Variationsanalyse über die Wörterbucherstellung bis hin zur Beschreibung einzelner Interaktionen.

Der Vortrag gibt einen Überblick über den Stand dieser Arbeiten und veranschaulicht an Beispielen aus zwei aktuellen Mannheimer Forschungsprojekten das Verhältnis zwischen Theoriebildung und Sprachwirklichkeit.