Sprachforum

Karl-Heinz Bausch: Was ist Hochdeutsch? Am Beispiel Mannheims

Nachrichtensprecher sprechen bekanntlich "wie gedruckt", "nach der Schrift" oder "bühnenreif". Doch die wenigsten Bürger folgen in ihren Alltagsgesprächen diesem idealen Hochdeutsch. Sie wechseln zwischen unterschiedlichen Sprachebenen und versuchen, für jede Situation den richtigen Ton zu finden. Welche Funktionen hat der Wechsel zwischen Sprachebenen in Alltagsgesprächen, was ist der richtige Ton in welcher Situation, und welche Rolle spielen dabei die traditionellen Dialekte in der Region?

Diesen Fragen wird vor dem Hintergrund der Stadtentwicklung seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert nachgegangen. Mannheim erweist sich dabei als ein typisches Beispiel für deutsche Großstädte, in der seit der Industrialisierung Einheimische und Zuwanderer komplexe Kommunikationsformen aus dialektalen und hochsprachlichen Elementen entwickelt haben. Ein Blick auf die Träger dieser versteckten Mehrsprachigkeit lässt Schlüsse auf die künftige Entwicklung der Sprachgemeinschaft zu.