Pressemitteilung

Förderpreis für germanistische Sprachwissenschaft an Prof. Dr. Marie-Luis Merten (Zürich). Forschungen zur Funktion des Kommentierens in den sozialen Medien.

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Der Förderpreis für germanistische Sprachwissenschaft der Hugo-Moser-Stiftung geht in diesem Jahr an Prof. Dr. Marie-Luis Merten (Zürich). Der Preis in Höhe von 7.500 Euro wird für noch nicht abgeschlossene Forschungsarbeiten im Bereich der germanistischen Linguistik an Nachwuchsgermanisten und -germanistinnen vergeben. Gestiftet wurde er 1986 vom Mitbegründer und ersten Präsidenten des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), Prof. Dr. Hugo Moser und dessen Ehefrau Hildegard Moser. Verliehen wird der Preis am 15.03.2023 im Congress Center Rosengarten Mannheim im Rahmen der Jahrestagung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache.

„Meeeeegaaaa hübsch“, „Einfach nur laut und sexy!“ oder „Die Farbe vom Kleid 😀“ – solche und ähnliche Kommentare kennen wir von Instagram, TikTok oder Facebook. Warum aber kommentieren wir und welche sprachliche Form nehmen unsere Postings an?

Mit dieser Frage beschäftigt sich Prof. Dr. Marie-Luis Merten, derzeit Assistenzprofessorin für digitalisierte Kommunikationsräume am Deutschen Seminar der Universität Zürich.

In ihrem Projekt „Stance-Taking in der digitalen Kommunikation: Studien an der Grammatik-Pragmatik-Schnittstelle“ untersucht sie, welche Funktion das Kommentieren in den sozialen Medien hat und ob es bestimmte sprachliche Konstruktionen gibt, die dafür besonders häufig genutzt werden. Dabei steht aber nicht nur die Schriftsprache im Fokus, sondern auch Emojis.

Marie-Luis Merten zeigt, dass Nutzer/-innen sich mit diesen Kommentaren im Hinblick auf ihre Einstellung oder ihren persönlichen Bezug zum Kommentierten positionieren. Diese sprachlichen Positionierungsphänomene nennt man „Stance Taking“.

In unserer digitalen Kommunikation gehört das Stance Taking zum Alltag, sei es in den sozialen Medien oder in den Kommentarspalten von Online-Medien. Marie-Luis Merten konzentriert sich besonders auf Äußerungen und Kommentare, die sich mit dem Körper oder der Gesundheit der Kommentierenden auseinandersetzen. Da geht es zum Beispiel ums Rauchen, um Impfungen oder um „Body Positivity“, eine Bewegung, die sich dafür einsetzt, jeden Körper unabhängig vom Aussehen zu akzeptieren.

Marie-Luis Merten macht deutlich, dass unsere sprachlichen Äußerungen im Internet bestimmten Mustern folgen: einerseits was den Wortschatz und die Grammatik, andererseits was den Zweck der Äußerungen betrifft – also zum Beispiel, dass wir unsere Gruppenzugehörigkeit demonstrieren oder Solidarität ausdrücken wollen.

In ihrer bisherigen Laufbahn beschäftigte Marie-Luis Merten sich zusätzlich mit einem zweiten Schwerpunkt, der Sprachgeschichte insbesondere des Mittelniederdeutschen mit Arbeiten, die dem historischen Medienwechsel und historischer Korpuslinguistik gewidmet sind.

Mit dem Förderpreis (im Rahmen des Stifterverbandes für die deutsche Sprachwissenschaft) unterstreicht der wissenschaftliche Beirat der Hugo-Moser-Stiftung, dass das Projekt von Marie-Luis Merten für die sprachwissenschaftliche Forschung als besonders förderungswürdig erachtet wird. 

Weitere Informationen zum Hugo-Moser-Preis finden Sie hier: https://www.ids-mannheim.de/org/preise/hugo-moser-preis/

Das Programm der Jahrestagung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache finden Sie hier:  https://www.ids-mannheim.de/aktuell/veranstaltungen/tagungen/2023/programm/

Pressebild von Frau Marie-Luis Merten (4,7 MB im JPG-Format)

Leibniz-Institut für Deutsche Sprache

Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim ist die gemeinsam vom Bund und allen Bundesländern getragene zentrale wissenschaftliche Einrichtung zur Dokumentation und Erforschung der deutschen Sprache in Gegenwart und neuerer Geschichte. Es gehört zu den über 90 Forschungs- und Serviceeinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Näheres unter: www.ids-mannheim.de und www.leibniz-gemeinschaft.de