Pressemitteilung, 12. August 2013

Humboldtstipendiatinnen forschen am Institut für Deutsche Sprache

Mit einem Humboldt-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler und Postdoktoranden arbeiten die Linguistinnen Prof. Dr. María José Domínguez Vázquez, Dr. Miriam Ravetto und Dr. Krisztina Molnár als Gastwissenschaftlerinnen am Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim. Ihre Projekte im Bereich der kontrastiven Grammatikforschung versprechen Erkenntniszuwachs für die Grammatiken der Einzelsprachen und die Fremd- und Zweitsprachendidaktik. Erste Ergebnisse haben die Wissenschaftlerinnen kürzlich am Institut für Deutsche Sprache im Rahmen des neuen „Internationalen Gästeforums“ vorgestellt. Mit dem Humboldt-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler und Postdoktoranden haben Forscherinnen und Forscher die Möglichkeit, ein selbst gewähltes langfristiges Forschungsvorhaben in Kooperation mit einem selbst  gewählten wissenschaftlichen Gastgeber an einer Forschungseinrichtung in Deutschland durchzuführen. Ein solches Humboldt-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler haben auch María José Domínguez Vázquez und Miriam Ravetto und ein Humboldt-Forschungsstipendium für Postdoktoranden Krisztina Molnár erhalten. Während María José Domínguez Vázquez und Krisztina Molnár seit knapp einem Jahr am Institut für Deutsche Sprache forschen und kürzlich im Rahmen des Internationalen Gästeforums erste Ergebnisse ihrer Arbeiten vorgestellt haben, arbeitet Miriam Ravetto seit April 2013 am IDS an ihrem Forschungsprojekt. Für die aktuellen Studien von Domínguez Vázquez und Molnár ist der Direktor des  IDS, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ludwig M. Eichinger, wissenschaftlicher Gastgeber: „Internationale wissenschaftliche Kooperationen unterstütze ich außerordentlich gern. Wir brauchen einen lebendigen Austausch, um die eigene Sprache und fremde Sprachen noch besser zu verstehen. In diesem Sinne haben wir Anfang des Jahres auch das Internationale Gästeforum geschaffen, wo dieser Austausch intensiviert werden kann.“ Die Wissenschaftlerinnen kommen seit Jahren regelmäßig ans IDS. „Das IDS ist ein Stück Forschungsheimat für mich, ich komme seit 15 Jahren regelmäßig hierher“, erzählt María José Domínguez Vázquez, „meine wichtigsten Publikationen sind in dieser hervorragenden und familiären Bibliothek des IDS und in Kooperation mit IDS-Kollegen entstanden. Hier sein zu können, bedeutet für mich produktives Arbeiten in vertrauter Atmosphäre.“ María José Domínguez Vázquez ist Professorin für Germanistische Linguistik an der Universität Santiago de Compostela (Spanien). In ihrem aktuellen Forschungsprojekt am IDS geht sie Überlegungen zu einer deutsch-spanischen valenzbasierten Syntax nach: „Meine Untersuchung geht von der Annahme aus, dass Spanisch- und Deutschsprechende gleiche Sachverhalte oder Situationen nicht unbedingt auf gleiche Weise wahrnehmen und für diese dementsprechend unterschiedliche Ausdrücke verwenden: Nehmen Sie das Verb sitzen, das im Deutschen viele Verwendungsarten kennt, im Spanischen allerdings keine Entsprechung aufweist. Im Deutschen sagt man beispielsweise Ich sitze auf dem Stuhl, wohingegen man im Spanischen sagt Estoy sentado en la silla (*Ich bin sitzend auf dem Stuhl). Man muss wissen, mit welchen Nebenbedeutungen die hervorgebrachten Ausdrücke einhergehen. Meine kontrastiv valenzbasierte Untersuchung berücksichtigt dafür syntaktische, grammatische, semantische und pragmatische Phänomene.“ Krisztina Molnár arbeitet als Oberassistentin am Lehrstuhl für Germanistische Linguistik der Universität Pécs (Ungarn). Im Rahmen ihres Habilitationsprojekts untersucht sie derzeit am IDS Infinitivkonstruktionen als Objekte im Deutschen, Italienischen und Ungarischen. „Diese Konstruktionen umfassen zwei Konstruktionstypen: Erstens die sog. AcI-Konstruktionen (Akkusativ und Infinitiv): Ich sehe den Mann kommen. Zweitens die Objektsinfinitive (zu+Infinitiv): Ich verspreche dir, pünktlich zu kommen. Ich berücksichtige Parameter, die in den einschlägigen – zumeist einzelsprachlichen – Arbeiten noch nicht oder bisher lediglich am Rande behandelt werden. Zum Beispiel können in AcI-Konstruktionen im Deutschen und im Ungarischen nur Personen und Lebewesen und eventuell metonymisch verwendete Ausdrücke Subjekt von Wahrnehmungsverben wie sehen oder hören sein. Im Italienischen besteht eine solche Einschränkung nicht. Man könnte im Italienischen beispielsweise auch sagen: I pomodori [...] vedono ridurre la stessa vitamina del 20 per cento. (*Die Tomaten [...] sehen den Vitamingehalt um 20 Prozent sinken)“, so Molnár. Miriam Ravetto, Universitätsdozentin und Forscherin für deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Vercelli (Italien), promovierte 2006 zum Thema „Le ‘false relative’ in tedesco. Studio diacronico, sincronico e contrastive” („Die ‘falschen Relativsätze’ im Deutschen zwischen Diachronie und Synchronie“). Sie kooperiert im Rahmen ihres von der Humboldt-Stiftung geförderten Forschungsvorhabens mit der Abteilung Grammatik des IDS. „Das Kooperationsprojekt zur vergleichenden Syntax Deutsch-Italienisch mit dem Schwerpunkt Konnektoren und Satzverknüpfungen ordnet sich in eine Kooperationsbeziehung ein, die seit 2009 besteht und in deren Rahmen weitere
Aufenthalte geplant sind“, erklärt Prof. Dr. Hardarik Blühdorn, Ravettos wissenschaftlicher Gastgeber und Kooperationspartner am IDS. Kontakt:
Dr. Annette Trabold
Institut für Deutsche Sprache (IDS)
R 5, 6 -13
68161 Mannheim
Tel.: (0621) 1581-119
E-Mail: trabold(at)ids-mannheim.de Pressemeldung als pdf und Fotos Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) ist die zentrale außeruniversitäre Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache in ihrem gegenwärtigen Gebrauch und in ihrer neueren Geschichte. Das IDS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Näheres unter: http://www.leibniz-gemeinschaft.de. Die Alexander von Humboldt-Stiftung
Jährlich ermöglicht die Humboldt-Stiftung über 2.000 Forschern aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. Die Stiftung pflegt ein Netzwerk von weltweit mehr als 26.000 Humboldtianern aller Fachgebiete in über 130 Ländern – unter ihnen 49 Nobelpreisträger.