PRESSEMITTEILUNG

IDS-Goethe-Studie: Soziale und sprachliche Hintergründe von Integrationskursteilnehmerinnen und -teilnehmern

Wie unterschiedlich sind die Voraussetzungen für den Deutscherwerb in Integrationskursen? Welche Folgen hat das für die Kursangebote? Eine gerade erschienene Broschüre informiert über erste Ergebnisse einer gemeinsamen Erhebung des Instituts für Deutsche Sprache und des Goethe-Instituts Mannheim zum aktuellen Stand sozialer und sprachlicher Hintergründe von Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den Integrationskursen.
Die Zusammensetzung der allgemeinen Integrationskurse hat sich seit den Fluchtereignissen von 2015 drastisch verändert. Im Zuge erregter Debatten um das Thema der Integration von Flüchtlingen gerieten grundlegende Fragen aus dem Blick, die für einen zielgruppenorientierten Unterricht zum Erwerb von Deutschkenntnissen wichtig sind: Wer besucht eigentlich heute die Integrationskurse und wie stark unterscheiden sich die Teilnehmer/innen in ihren Voraussetzungen? Welche Lebenserfahrung im Hinblick auf Bildung, Arbeit und Spracherwerb bringen sie mit? Damit die Abstimmung der Integrationskurse auf neue Zielgruppen besser gelingt, sollen insbesondere Sprachkursträgern und Lehrkräften grundlegende Fakten zu sprachlich-sozialen Hintergründen von Teilnehmergruppen von Integrationskursen zugänglich gemacht werden. Im Rahmen des IDS-Projekts "Deutsch im Beruf: Die sprachlich-kommunikative Integration von Flüchtlingen" wurde im Jahr 2016 eine 40-minütige Fragebogen-Erhebung mit insgesamt 606 Deutschlernenden in 42 Kursen durchgeführt. Leitfragen der Untersuchung waren:
  • Wer befindet sich nach den Fluchtereignissen von 2015 in den Integrationskursen?
  • Wie unterscheiden sich die Geflüchteten von den anderen Zugewanderten im Hinblick auf Alter, Bildung und Arbeitserfahrung, aber auch im Hinblick auf die wichtigsten Erst- und Fremdsprachen?
  • Welche Rolle spielt das Englische im Vergleich zum Deutschen für die Lernenden?
  • Wie lassen sich typische Teilnehmergruppen in den Integrationskursen beschreiben?
Wesentliche Unterschiede zwischen Geflüchteten und anderen Zugewanderten bestehen nicht nur im Hinblick auf die Herkunftsländer und die erworbenen Sprachen, sondern auch auf die Geschlechterverteilung, das Alter und die Aufenthaltslänge in Deutschland. Verbunden mit längeren Aufenthalten hat auch das Deutsche im Alltag für die Geflüchteten bereits vor dem Integrationskurs eine höhere Relevanz. Ein überraschendes Ergebnis der Untersuchung ist, dass das Englische für alle Befragten eine eher geringe Rolle spielt. Die Fremdsprachen Griechisch, Italienisch, Spanisch und Türkisch, die von manchen Integrationskursteilnehmerinnen und -teilnehmern bereits vor der Ankunft in Deutschland als Fremdsprachen erworben wurden, sind in Deutschland hingegen wichtiger geworden. Denn es existieren hier seit Jahrzehnten Sprechernetzwerke dieser Sprachen, die bei der Orientierung im Alltag behilflich sein können. Hünlich, David / Wolfer, Sascha / Lang, Christian / Deppermann, Arnulf (2018):
Wer besucht den Integrationskurs? Soziale und sprachliche Hintergründe von Geflüchteten und anderen Zugewanderten.
Mannheim: Institut für Deutsche Sprache und Goethe Institut Mannheim.
Die Studie ist kostenlos abrufbar unter:
<https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/docId/7668> Weitere Informationen zur Studie und zum IDS-Forschungsprojekt „Deutsch im Beruf: Die sprachlich-kommunikative Integration von Flüchtlingen“ sind online verfügbar unter: <http://dib.ids-mannheim.de/index.php?id=3>. Eingehendere Analysen der sprachbiografischen Hintergründe der Geflüchteten und ethnografische Beobachtungen zu ihren ersten Arbeitserfahrungen sind in einem Themenheft der IDS-Zeitschrift „Deutsche Sprache“ unter dem Titel „Flüchtlinge in Deutschland: Sprachliche und kommunikative Aspekte“ erschienen (http://pub.ids-mannheim.de/laufend/deusprach/ds18-3.html). Diese Pressemitteilung im PDF-Format. Ansprechpartner:
David Hünlich PhD
Institut für Deutsche Sprache
Zentrale Forschung
R 5, 6-13
68161 Mannheim
Tel.:+49 621 1581 323
E-Mail: huenlich(at)ids-mannheim.de Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) ist die zentrale außeruniversitäre Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache in ihrem gegenwärtigen
Gebrauch und in ihrer neueren Geschichte. Es gehört zu den 93 Forschungs- und Serviceeinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Näheres unter: <www.ids-mannheim.de>, <www.facebook.com/ids.mannheim> und <www.leibniz-gemeinschaft.de>.