16. Arbeitstagung zur Gesprächsforschung "Medizinische Kommunikation: Diskurse, Interaktionstypen, kommunikative Anforderungen und interaktive Praktiken"
vom 21. März - 23. März 2012 am Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim
"Der alte Arzt spricht Lateinisch, der junge Arzt Englisch. Der gute Arzt spricht die Sprache des Patienten." (Ursula Lehr)
Ob ärztliche Behandlungen erfolgreich sind, ob Patientinnen und Patienten die verordneten Therapien einhalten, ob sie bei ihrem Arzt bleiben oder von einem zum anderen ziehen – dies hängt nicht nur vom fachlichen Können des Arztes, sondern ganz wesentlich auch von der Kommunikation zwischen Arzt und Patient ab. Misslungene Kommunikation zwischen Arzt und Patient zieht manche falsche Diagnose und überflüssige Untersuchung nach sich und hinterlässt unzufriedene Patienten. Bei einem Anteil des Gesundheitswesens von 11% am Bruttoinlandsprodukt spielt die Nichteinhaltung von Therapieverordnungen bei ca. 67% der Patienten eine wichtige, auch ökonomische Rolle. Wie viel Geld geht dabei allein verloren durch Kommunikationsversagen, was könnte gespart werden?
Die linguistische Gesprächsforschung nimmt die Probleme, die im Gespräch zwischen Arzt und Patient entstehen, anhand von Videoaufnahmen medizinischer Kommunikation unter die Lupe. Sie untersucht, welche Aufgaben in der medizinischen Kommunikation zu bewältigen sind und widmet sich dabei folgenden Fragen: Wie werden Anamnesen durchgeführt, Diagnosen mitgeteilt, Therapieentscheidungen getroffen oder Patienten vor Operationen aufgeklärt? Wie spricht der Arzt mit Krebspatienten oder mit Migranten, die nur wenig Deutsch sprechen, wie mit Kindern oder mit Demenzpatienten? Und wie stellt man im Gespräch das notwendige Vertrauen her? Welche Probleme tauchen im Gespräch zwischen Arzt und Patient auf und wie lassen sich die Gespräche optimieren? Auf der diesjährigen Arbeitstagung zur Gesprächsforschung diskutieren Linguisten und Mediziner wie die Kommunikation zwischen Arzt und Patient sich auf Diagnostik, Therapie und Compliance auswirken. Vortragende aus sechs Ländern stellen aktuelle Forschungsergebnisse zur Analyse, Bewertung und Verbesserung der medizinischen Kommunikation vor. Die Ergebnisse der gemeinsamen, interdisziplinären Forschung fließen dann auch ein in die medizinische Aus- und Weiterbildung und für die Entwicklung von Gesprächsleitfäden.
Im Rahmen der Tagung wird Maxi Kupetz (Universität Potsdam) für ihr Dissertationsprojekt „Empathie-Darstellungen in der sozialen Interaktion“ mit dem 1000 Euro dotierten Dissertationspreis des Vereins „Gesprächsforschung“ e.V. ausgezeichnet.
Weitere Informationen im Internet unter:
http://www.ids-mannheim.de/aktuell/kolloquien/agf/2012/
Kontakt:
Prof. Thomas Spranz-Fogasy Instituts für Deutsche Sprache (IDS) R 5,6-13 68161 Mannheim Tel.: 0621 / 15 81-310 Fax: 0621 / 15 81 200 E-Mail: spranz@ids-mannheim.de E-Mail: tagung(at)gespraechsforschung.de | Dr. Annette Trabold Instituts für Deutsche Sprache (IDS) Arbeitsstelle Öffentlichkeitsarbeit R 5,6-13 68161 Mannheim Tel.: 0621 / 15 81-119 Fax: 0621 / 15 81 200 E-Mail: trabold@ids-mannheim.de |
Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) ist die zentrale außeruniversitäre Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache in ihrem gegenwärtigen Gebrauch und in ihrer neueren Geschichte. Das IDS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Näheres unter: <www.leibniz-gemeinschaft.de>.