Pressemitteilung, 1. Februar 2005

Sprachforschung für bessere Integration

Kulturstaatsministerium bewilligt Pilotprojekt zu "Sprache und Dialekte der Deutschen in Russland" am Institut für Deutsche Sprache

In der Bundesrepublik leben heute mehr als 2,5 Millionen Russlanddeutsche. Doch das Wissen über Sprache und Kultur der deutschen Aussiedler aus den Ländern der früheren Sowjetunion ist nur lückenhaft. Um die Russlanddeutschen sprachlich besser zu integrieren, ist es notwendig, mehr über ihre Sprache, ihre Dialekte und ihre Sprachkultur zu wissen. Zwar bieten deutsche Universitäten zunehmend Lehrveranstaltungen zum Thema Russlanddeutsch an, es fehlt aber an deutscher Fachliteratur und an gebündelter Information zu diesem Gebiet. Diese Forschungslücke schließt jetzt das Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim mit dem Pilotprojekt "Sprache und Dialekte der Deutschen in Russland". Das Forschungsvorhaben wird vom Kulturstaatsministerium der Bundesregierung unterstützt.

Die Mannheimer Sprachwissenschaftler wollen einen sprachgeschichtlichen Überblick über die Sprach- und Dialektlandschaft der Deutschen in Russland in Vergangenheit und Gegenwart erstellen. "Wir werden dafür auch mit Linguisten aus Russland zusammenarbeiten", so Projektleiterin Dr. Nina Berend. "Was fehlt, sind vor allem gut gestaltete überblicksartige und auf Deutsch verfasste Darstellungen, die einen umfassenden, ausführlichen und informativen Einblick in die Geschichte und Gegenwart der Sprache der Russlanddeutschen geben." Gemeinsam werden die Forscher aus Ost und West Informationen über die geografische Verbreitung und den Wandel der verschiedenen Typen deutscher Dialekte nach der Deportation im Zweiten Weltkrieg sammeln, die Entwicklung der russlanddeutschen Sprachkultur in der Nachkriegszeit und die Veränderungen im Zusammenhang mit dem Zerfall der Sowjetunion nachzeichnen. Außerdem wollen sie die aktuelle Sprachlage erforschen, die sich im letzten Jahrzehnt durch Auswanderung nach Deutschland und Migration innerhalb der GUS-Staaten massiv verändert hat. Es gibt beispielsweise bis heute keine Überblicksdarstellung darüber, welche Einflüsse der Zerfall der Sowjetunion hatte und wie sich die Sprach- und Dialektsituation der Deutschen in Russland und anderen Staaten der GUS in der Gegenwart genau gestaltet.

Das Kulturstaatsministerium in Berlin fördert die Erforschung, Aufbereitung und Bewahrung deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa auf verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten, um auf der Basis dieses reichen gemeinsamen Kulturerbes "eine gemeinsame Zukunft vorzubereiten, indem man sich der gemeinsamen Vergangenheit vergewissert", wie Kulturstaatsministerin Christina Weiss im September 2004 betonte. Das Projekt des IDS soll aus linguistischer Sicht helfen, die ersten Schritte in diese Zukunft zu gehen.

Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) ist die zentrale außeruniversitäre Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache in ihrem gegenwärtigen Gebrauch und in ihrer neueren Geschichte. Das IDS ist Mitglied der Leibniz- Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 84 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten interdisziplinär und verbinden Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe. Sie sind der wissenschaftlichen Exzellenz verpflichtet und pflegen intensive Kooperationen mit Hochschulen, Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Das externe Begutachtungsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft setzt Maßstäbe. Jedes Leibniz-Institut hat eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 12.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und haben einen Gesamtetat von 950 Millionen Euro.
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