Presse-Information, 4. März 2004

"Standardvariation - Wie viel Variation verträgt die deutsche Standardsprache?"

40. Jahrestagung 2004 des Instituts für Deutsche Sprache, 9. - 11. 3. 2004

Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) veranstaltet vom 9. bis 11. März 2004 im Stadthaus (N1, am Paradeplatz) in Mannheim seine 40. Jahrestagung zu dem sprachwissenschaftlichen Thema "Standardvariation" - Wie viel Variation verträgt die deutsche Standardsprache?". Zur Tagung werden mehr als 450 Sprachwissenschaftler aus 25 Ländern in Mannheim erwartet.

Die Tagung geht von der These aus, dass es keine völlig einheitliche Sprache gibt. Die Normierung der Standardsprache zielt zwar auf "die Sprache", die jenseits der Unterschiede des alltäglichen Sprachgebrauchs als Leitbild und Ziel für Sprachlernen, Sprachbewertung und Sprachpolitik dient. Aber, wie die Geschichte des Deutschen und sein gegenwärtiger Zustand zeigen, kennt selbst diese normierte Standardsprache immer ihre Varianten.

Die deutsche Sprache ist in einem historischen Prozess der Ausbreitung und des Ausbaus von regionalen und sozialen Leitvarietäten entstanden und durch Standardisierungsanstrengungen stabilisiert worden. So ist sie im gesamten deutschen Sprachgebiet verbreitet und durchgesetzt: es gibt kaum noch deutschsprachige Sprechergruppen, die keinen Zugang zur Standardsprache haben. Nach dem Höhepunkt der gesellschaftlichen Ausrichtung auf die standardsprachliche Norm und auf damit verbundene Vorstellungen von angemessenen Formulierungsmustern und vom "guten Stil" im ausgehenden 19. Jahrhundert hat sich inzwischen eine veränderte Sprachorientierung durchgesetzt, die von einer erhöhten Flexibilität im Umgang mit standardsprachlichen Normen und einer erhöhten Akzeptanz von Variation im Standard geprägt ist. Sprachliche Variation zeugt immer auch davon, dass unterschiedliche Zwecke der Kommunikation auch nach entsprechenden sprachlichen Unterschieden verlangen.

Angesichts dieser Sachlage verfolgt die Jahrestagung des IDS folgende Fragestellungen:

Wie ist das Verhältnis von Standard und Variation zu bestimmen und wie verhalten sich die auf Einheitlichkeit und auf Vielfalt ausgerichteten Entwicklungen zueinander? Welche Bedingungen haben die Standardisierung und die Durchsetzung sprachlicher Normen gestützt, und welche Faktoren fördern Prozesse der Destandardisierung und damit die Abschwächung der bedingungslosen Verbindlichkeit von Standardnormen?

Von welchen Sachverhalten ist eigentlich die Rede, wenn von Variation im Standard gesprochen wird und wie ist der aktuelle Stand der Beschreibung der Variationsbreite innerhalb des faktisch gebrauchten Standards? Rechtfertigen die Befunde eine Einschätzung, dass wir uns gegenwärtig in einer "Nach-Standard-Periode" befinden?

Welche Konsequenzen hat solch ein Befund für Bereiche des sprachlichen Lebens, in denen die Orientierung an Normen und an den Anforderungen des Standards eine herausgehobene Rolle spielen? Welche Probleme werden aus der Außensicht deutlich, wie kommen Auslandsgermanisten mit der Diskrepanz zwischen dem in ihrer Lage wesentlichen Wunsch nach einer verlässlichen Norm und der erhöhten Vielfalt zurecht?

Weitere Hinweise zur Jahrestagung finden Sie im Internet unter:
http://www.ids-mannheim.de/org/tagungen/program2004

Das Institut für Deutsche Sprache gehört zu den 80 außeruniversitären Forschungsinstituten und Serviceeinrichtungen für die Forschung der Leibniz-Gemeinschaft. Das Spektrum der Leibniz-Institute ist breit und reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften und Museen mit angeschlossener Forschungsabteilung. Die Institute beschäftigen rund 12.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und haben einen Gesamtetat von 950 Millionen Euro. Sie arbeiten nachfrageorientiert und interdisziplinär und sind von überregionaler Bedeutung. Da sie Vorhaben im gesamtstaatlichen Interesse betreiben, werden sie von Bund und Länder gemeinsam gefördert. Näheres unter: http://www.leibniz-gemeinschaft.de.